Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
besorgt hast, war bescheuert von dir. Da kommst du auch nicht drumherum, dafür geradezustehen, und es wird dir verdammt noch mal deine Zukunft als Arzt verbauen, aber das mit dem Mord … da glaube ich dir, und ich werde alles tun, dass ich herausfinde, wer es wirklich war.« Schönlieb schaute Max kurz an. »Aber du musst das mit deinem Geständnis geraderücken.« Max nickte leicht.
Schönlieb verabschiedete sich und ging aus der Tür. Auf Ärger mit Wallner konnte er sich schon einmal einstellen, aber jetzt würde er erst einmal die andere unangenehme Sache klären, die mit Professor Meininger.
Kapitel 25
Die frische, kühle Luft tat ihm gut. Schönlieb war viel zu früh dran und stand unentschlossen am Rand des Universitätsgeländes. Ihm war nur noch leicht schwindelig, und die Kopfschmerzen hatten auch nachgelassen. Einzig die leichte Übelkeit erinnerte ihn noch an die gestrige Nacht.
Die Vernehmung mit Max war leider viel schneller vorbei gewesen, als er vermutet hatte. Er hatte nicht mehr eingreifen können. Jetzt musste der junge Mediziner seine Aussage zurückziehen, und Schönlieb musste den Mörder finden. Er erwartete jeden Augenblick den wütenden Anruf von Wallner. Da fiel ihm wieder ein, dass er sein Handy ja gar nicht bei sich hatte. Wo war bloß das verdammte Handy? Wahrscheinlich hatte er es zu Hause vergessen.
Er passierte das Wasserbecken, in dem sie Huynh gefunden hatten, und kam anschließend an der hohen Glasfassade der Mensa vorbei. Die Mensa war wie immer zur Mittagszeit gut gefüllt. Es herrschte ein wildes Gewusel, ein Kommen und Gehen. Von außen betrachtet, erinnerte das Treiben an einen Bienenstock. An den hohen Scheiben bildete sich von innen Kondenswasser, das langsam herunterlief. Schönlieb ging weiter, vorbei an der Stadtradstation. Rote, robuste Fahrräder, verteilt überall in der Stadt, die sich jeder ausleihen konnte. Trostlos und mit kleinen Schneehauben auf dem Sattel träumten die Fahrräder vom Sommer, in dem sie endlich wieder genutzt werden würden. Vor der Glastür des Rechtshauses klopfte Schönlieb ein paar Schneeflocken von seiner Jacke und stampfte ein paarmal kräftig mit den Füßen.
»Scheißbulle«, sagte plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihm. Es war Anna. Konnte das sein? Wie viele Studenten mochte es hier geben? Mehrere Tausend? Und er traf ausgerechnet auf Anna.
»Soll ich dich festnehmen wegen Beamtenbeleidigung?«
»Mach doch.« Sie zuckte gleichgültig mit der Schulter. Sie hatte ein bisschen Schnee auf dem Kopf, und von der Nase tropfte ihr Wasser. »Was machst du hier? Dich wieder als Student ausgeben? Ich bin nicht sicher, ob das noch einmal klappt.« Sie ging an ihm vorbei in das Rechtshaus hinein.
Schönlieb schaute ihr hinterher. Vielleicht konnte sie ihm etwas über Johann erzählen, was er noch nicht wusste. Schließlich war sie seine Freundin. Vielleicht konnte sie ihn sogar auf die Spur des zweiten Pillenlieferanten führen. Einen Versuch war es wert, und Zeit hatte er auch. Er beschloss, ihr hinterherzulaufen, was ihm sein verkaterter Körper sofort übel nahm.
»Warte mal, Anna. Hast du kurz Zeit? Ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen. Vielleicht hast du Lust auf einen Kaffee, oder so?«
»Nein, leider keine Zeit.« Anna drehte sich nicht einmal um.
Er lief etwas schneller, ignorierte seinen immer saureren Magen, überholte sie und versperrte ihr keuchend den Weg. Sie blieb stehen und sah ihn genervt an.
»Wenn du jetzt keine Zeit hast, würde ich dich später auf eine Tasse Kaffee im Präsidium einladen. Was hältst du davon?«
Anna verdrehte leicht die Augen.
»Na, dann bringen wir es einfach gleich hinter uns, Herr Kommissar. Folgen Sie mir … bitte unauffällig.«
Sie gingen aus dem Rechtshaus und bogen nach links ab, an einem kleinen Kiosk und einer Fachbuchhandlung vorbei. Schönlieb betrachtete Anna, während er neben ihr herging. Sie war nicht unbedingt dem Wetter entsprechend gekleidet: eine kurze grüne Jacke, einen kurzen grauen Rock, darunter eine schwarze Strumpfhose und braune halbhohe Stiefel.
»Hier ist es«, sagte Anna und zeigte auf ein kleines Café links von ihnen, das im Souterrain lag und zu dem eine kleine Treppe hinunterführte.
Warme, feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Ein paar Tische waren mit Studenten besetzt. Sie setzten sich und bestellten einen Milchkaffee und einen Tee. Mehr konnte Schönlieb seinem Magen momentan nicht zumuten.
»So, Anna …« Schönlieb fiel auf, dass er
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