Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
kurz über den Spruch schmunzeln, dann hielt er sich mit beiden Händen am Mülleimer fest und kotzte hinein.
Kapitel 26
Irgendwie hatte er sich in Büro geschleppt. Neben Schönlieb sprudelte fröhlich eine Aspirintablette in einem Wasserglas. Es ging ihm beschissen. Er saß an seinem Computer im Büro und wollte überprüfen, ob die Tante von Benjamin tatsächlich einen weißen Mercedes fuhr, als sein Telefon klingelte. Schönlieb nahm ab.
»Heeey, Christoph. Gar nicht so leicht, dich zu erreichen!« Die wohlbekannte Stimme ließ sämtliche Nackenhaare in die Senkrechte gehen. Bianca! »Du hast vergessen, dich heute Morgen von mir zu verabschieden«, flötete sie.
Er blieb still.
»Gott, habe ich oft versucht, dich anzurufen, aber ich kam nie durch. Dabei war es soooooo schwer, deine Nummer im Büro herauszubekommen. Und dann, als ich sie endlich hatte, da warst du ja üüüüüüüüberhaupt nicht zu erreichen!« Sie lachte laut auf. Warum zum Teufel lachte sie? »Ich dachte schon, ich würde dich nieeee mehr erreichen. Kannst du dir das vorstellen?« Sie wartete nicht auf seine Antwort, sondern redete einfach weiter. So schnell, dass er einzelne Worte schon gar nicht mehr verstand, und das alles mit dieser grässlich hellen Stimme. Es war eine Qual. »Auf jeden Fall, ach, ich bin so froh, dich jetzt zu hören. Voll süß von dir, dass du mich heute Morgen nicht wecken wolltest. War das nicht ’ne Nacht mit uns beiden … Wow. Meine Titten haben dir gefallen, oder?« Sie lachte kreischend auf, als ob sie sich furchtbar darüber freute, wie frech sie war, weil sie »Titten« gesagt hatte. Schönlieb verzog nicht nur wegen des schrillen Tons das Gesicht und hielt den Hörer weit von sich weg, konnte aber trotzdem verstehen, wie sie weitersprach. »Wann wollen wir uns denn mal treffen?«
Er legte schnell auf, beugte sich etwas zurück und starrte auf das Telefon, als wäre es ein gefährliches Tier, das ihn jederzeit anspringen konnte. Sein Körper war angespannt in Erwartung der Gefahr. Und tatsächlich: Das Telefon klingelte wieder. Es zeigte eine ihm unbekannte Nummer an. Leider kannte er Biancas Nummer nicht. Vielleicht war es ja auch jemand anderes, etwas Wichtiges. Er nahm ab.
»Duuuuu, ich glaube, wir wurden unterbrochen. Muss etwas in der Leitung gewesen sein!« Wieder lachte sie auf. Warum lachte sie bloß die ganze Zeit? »Wegen des Treffens …« Er wollte wieder auflegen. »Ich habe ja auch noch dein Handy …«
»Was!?«, rief Schönlieb überrascht.
»Es lag da am Morgen so einsam … und hat immer geklingelt«, seufzte Bianca. War sein Handy ein verdammtes Tier, das bei ihm zu Hause verhungert wäre, hätte sie es nicht an sich genommen, oder was? Hatte diese Frau einen kompletten Schaden?
»Wieso, um Gottes willen, hast du mein Handy mitgenommen?«, fragte er und versuchte, nicht zu schreien.
»Ach, ich weiß nicht. Ich dachte, ich würde es dir heute einfach bringen. Nett von mir, oder?« Bianca lachte wieder, und Schönlieb dämmerte, dass die Frau zwar einen Schaden hatte, aber doch nicht ganz so verblendet war, wie er vermutet hatte. Das Handy war ihre Geisel!
»Okay. Was willst du? Kleine unnummerierte Scheine?«
»Was? Christoph, ich verstehe nicht, was du meinst … Soll das ein Witz sein?« Wieder lachte sie dieses viel zu grelle, laute Lachen.
»Schon gut. Wie bekomme ich mein Handy zurück?«
»Ich bringe es dir. Heute Abend, wenn wir zusammen essen. Ich komme zu dir, okay?«
Nein, nein!, w ollte er rufen. Lass uns irgendwo eine geheime Geldübergabe vereinbaren, eine Geiselübergabe! Doch da hatte Bianca schon » Tschüssie! « gerufen, einmal kräftig das Telefon abgeknutscht, was sich anhörte wie ein Monster, das den Hörer fraß, und aufgelegt.
Schönlieb knallte den Hörer auf, schrie einmal laut auf und bereute es sofort. Er trank das Wasserglas mit Aspirin in einem Zug leer.
»Alles okay mit dir?« Birte Coskun stand erschrocken in der Tür. Sie war anscheinend gerade an seinem Zimmer vorbeigegangen, als sie den Schrei gehört hatte.
»Ich werde erpresst!«, sagte Schönlieb.
»Von wem? Womit?« Birte war sichtlich erschrocken.
»Von Godzilla. Sex gegen Handy. Ach, was sage ich, wahrscheinlich nicht mal Sex. Liebe gegen Handy.«
Birte musste lachen. Schönlieb war hingegen nicht zum Lachen zumute.
»Und ist das Handy es wert?«, fragte Birte.
»Ich liebe es über alles!«, gestand Schönlieb und dachte wehmütig an sein iPhone.
»Dann musst du wohl
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