Die Psychonauten
etwas?«
»Ich weiß nicht.« Sie zog die Nase hoch. »Es ist nur ein Gefühl. Ich habe mich bisher gewundert, daß die Psychonauten uns einfach haben gehen lassen.«
»Blieb ihnen etwas anderes übrig?«
»Eigentlich nicht.«
Wir schlugen den Weg zum Ufer ein. Unser Boot fanden wir dort, wo es an Land geschoben worden war. Fatima blickte auf die dunkle Fläche des Sees. »Dort hinten«, sagte sie, »liegt das Internat. Ich konnte es da nicht aushalten. Sie haben mich täglich bedroht, sie waren eigentlich überall.«
»Du hast mit deiner Freundin Claudia darüber gesprochen?«
»Ich mußte mich jemandem anvertrauen.«
»Was gut war, denn durch sie haben wir die Spur zu dir gefunden. Auch wenn Claudia Furcht hatte, wir konnten sie trotzdem überreden.«
»Ich will euch jetzt überreden, an Bord zu gehen«, meldete sich Suko. Ich ließ Fatima einsteigen, dann schob ich das Boot mit dem Heck zuerst ins flache Wasser.
»Wie oft bin ich schon über den See gefahren und habe es genossen«, flüsterte sie. »Jetzt kommt es mir vor wie ein Abschied. Ich werde wohl nicht mehr in das Internat zurückkehren, sollte alles gutgehen.«
»Das wird schon klappen.«
Suko hatte uns erst ausreden lassen. Dann startete er den Motor, der sich sofort meldete.
Mit schäumender Heck-und Bugwelle drehten wir, um einen nördlichen Kurs einzuschlagen.
Fatima hatte am Heck ihren Platz gefunden. Sie wirkte irgendwie verloren, als hätte sie in dieser Welt nichts zu suchen. Die Hände hatte sie mit den Innenseiten gegeneinandergelegt. Mit der Zungenspitze zeichnete sie die Umrisse der Lippen nach.
»Woran denken Sie jetzt, Fatima?« fragte ich, als ich neben ihr Platz nahm.
Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich müßte ich ja an meinen Vater denken, aber das schaffe ich nicht.«
»Gibt es einen Grund?«
»Ja, John. Etwas schiebt sich immer wieder in meine Gedankenwelt hinein. Ich komme einfach nicht davon los, wie es möglich gewesen ist, daß dieses möglich war. Da sind Menschen geopfert worden.«
»Hat man nicht auch beim Bau der gewaltigen Grabmäler Menschen geopfert?«
»Sicher. Aber auch heute passieren Unglücke, wenn Großprojekte errichtet werden.« Sie faßte sich an ihre Stirn. »Irgend etwas steckt in meiner Erinnerung, aber was…?«
»Liegt es in der Vergangenheit begraben?«
»Nein, als ich im Allsehenden Auge stand. Ich habe nicht nur die Stimme der Prinzessin gehört, da war noch etwas anderes, außer natürlich dem Blick in die Vergangenheit.«
Ich stand auf und ging zu Suko. »Überleg mal«, sagte ich beim Weggehen. »Wenn es dir einfällt, sag uns Bescheid.«
Der Inspektor saß ruhig am Steuer. Auch jetzt huschten wir nicht mit voller Kraft über den See. Von der Seite her schielte mich Suko an. Ich ahnte seinen Blick, denn ich schaute nur über das Wasser. »Woran denkst du jetzt, John?«
»An die Pyramide.«
»Und weiter?«
»Ob die Esoteriker recht mit ihrer Behauptung haben, daß in ihr das Wissen der Welt verborgen ist.«
Mein Freund hob die Schultern. »Wir werden es bald feststellen, aber möglich ist alles.«
»Dann müßte diese geheimnisvolle Kammer tatsächlich von den Atlantern gebaut worden sein.«
»Sicher. Sie waren ein Volk, das auch reiste. Es hat überall seine Spuren hinterlassen.«
»Wenn wir dort tatsächlich Voraussagen oder etwa einen Weltenkalender finden, könnte unter Umständen auch der Seher Nostradamus davon gehört haben.«
»Warerauch ein Psychonaut?«
»Das ist die Frage. Allmählich schließe ich nichts mehr aus. Ich habe nur Angst um Fatima. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß uns die Psychonauten schon sehnsüchtig erwarten werden, wenn wir in Ägypten eintreffen. Bereite dich auf einen heißen Tanz vor.«
»Keine Sorge, das werde ich schon machen.«
»John!« Fatimas Stimme klang dünn, als sie nach mir rief. Ich ging zu ihr.
»Ist dir etwas eingefallen?«
»Ja, ich weiß jetzt, was mich irritierte. Es war der Geruch, John.« Sie faßte nach meiner Hand. Ihre fühlte sich kalt an. »Es war ein furchtbarer Geruch, den ich zuerst nicht einordnen konnte. Dann aber, alsdann fiel es mir ein.«
»Wonach roch es?«
Sie schluckte. »Ich kann es kaum sagen, aber ich erinnere mich an den Geruch auf Friedhöfen. Nach Verwesung und so…«
Ich reagierte kaum, nur mein Gesicht versteinerte, was das Mädchen wiederum irritierte. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein, Fatima. Es war schon gut, was du uns erzählt hast. Das mit dem Geruch
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