Die Psychonauten
schätzen. Jedenfalls wollten wir es so rasch wie möglich erreichen und kraulten von der Yacht weg.
Noch saß uns beiden die Angst im Nacken. Die Zeitbombe konnte jeden Augenblick detonieren. Dann hofften wir, so weit wie möglich davon entfernt zu sein.
Wir hatten Glück, es verging noch eine Weile. Dann aber lief nichts mehr. Wir hörten den Knall, sahen das Feuer als Widerschein über den See huschen und tauchten weg, um von der Druckwelle nicht noch erwischt zu werden.
Unter Wasser kraulten wir weiter, hinein in die Wogen, die uns packten und noch tiefer drückten. Die Druckwelle hatte sich nicht nur oberhalb ausgebreitet. Wahrscheinlich war die Yacht gesunken. Der sich anschließende Strudel hatte uns noch erwischt.
Trotzdem schafften wir es, ihm davonzukraulen. Die Trümmer regneten in den See. Glücklicherweise nicht in unsere Nähe, wir kamen unbeschadet davon.
Nur wurde die Strecke ziemlich lang. Als wir endlich einen Fuß auf den trockenen Boden setzen konnten, waren wir beide erschöpft. An der Kaimauer, die genügend Deckung bot, hockten wir uns nieder. Inzwischen war die Wasserschutzpolizei alarmiert worden. Die Stelle, wo die Yacht ihr nasses Grab gefunden hatte, war taghell durch starke Scheinwerfer erleuchtet.
Bei mir klapperten zuerst die Zähne. »Ich glaube, Suko, wir sollten uns verziehen.«
»Nichts dagegen. Nur - wohin? Jetzt schon nach Ägypten?«
»Am liebsten ja. Aber ich denke auch an die Polizei, der wir einen Tip geben sollten.«
»Meinetwegen. Hoffentlich stellen sich die Kollegen dabei nur nicht zu pingelig an…«
***
Sie stellten sich pingelig an. Ich hätte es auch an ihrer Stelle getan, wenn ich ehrlich sein sollte. Auch daß wir Kollegen waren, ließ ihr Mißtrauen kaum schwinden. Wenigstens hatten wir Decken bekommen und auch heißen Tee.
Dann wurden die Gespräche mit dem Yard geführt. Sir James schaltete sich ein. Er holte einen Bekannten in Bern aus dem Bett. Der Mann hatte etwas zu sagen und gab klare Anordnungen, denen sich die Beamten in Lausanne fügen mußten. Somit waren Suko und ich voll rehabilitiert.
Wir legten dafür einen Teil der Karten auf den Tisch und erklärten den Kollegen auch, wo sie eine Leiche finden konnten. Ich fügte gleich hinzu, daß sich der Mann vergiftet hatte.
Mit dem Bootsverleiher sprachen wir auch über Schadensersatzforderungen, die Scotland Yard begleichen sollte. Nach Mitternacht schließlich fuhren wir in unser Hotel, wo die Zimmer noch reserviert waren.
Ich sprach noch einmal mit London und schenkte Sir James reinen Wein ein. »Dann fliegen Sie nach Ägypten«, sagte er. »Versuchen Sie, die nächste Maschine zu bekommen.«
»Es wird uns nichts anderes übrigbleiben.«
»Glauben Sie denn, daß Sie Fatima retten können?«
»Ich hoffe es, Sir.«
»Gut, ich setze mich mit der Botschaft in Verbindung und werde Sie avisieren.«
»Danke, Sir.«
»Viel Erfolg.«
Müde legte ich den Hörer zurück. Auch ich fühlte mich kaputt. Suko lehnte an der Wand und starrte ins Leere. »Das war ein Schuß in den Ofen«, sagte er leise. »Sogar ein verdammt großer.«
Ich ließ mich auf das Bett fallen und blieb dort sitzen. Eingehüllt hatte ich mich in den Hotelbademantel. Die Kleidungsstücke waren uns zur Verfügung gestellt worden. »Aber wir wissen jetzt mehr als noch vor einigen Stunden.«
»Fatima ist der Schlüssel zu den Psychonauten.« Suko pflanzte sich in einen schmalen Sessel. »Du hast die Psychonauten ja auf der Insel Samos erlebt. Warder Unterschied zu diesen hier sehr groß?«
»Äußerlich nicht, aber innerlich schon. Weißt du, die auf der Insel sahen ein, daß die Menschheit noch nicht reif ist, um gewisse Dinge begreifen zu können. Bei denen, die wir zu bekämpfen haben, sieht die Sache anders aus. Die wollen und nehmen keine Rücksicht.«
»Glaubst du, daß sie schon einmal gelebt haben und so wiedergeboren sind, wie sie aussahen?«
»Ich tendiere dazu.«
»Dann frage ich mich allerdings, wie so etwas überhaupt möglich war. Welchen Weg sind sie gegangen?«
»Wir werden sie schon selbst fragen müssen.«
»Ich freue mich schon auf die Antworten«, sagte Suko.
»Dito, mein Lieber. Nur sollten sie nicht mit dem Drei-Klingen-Messer gegeben werden. Darauf stehe ich nämlich überhaupt nicht…«
***
Manchmal fragt man sich, ob es tatsächlich noch Maschinen gibt, die pünktlich starten oder landen. Die Verspätungen im Luftverkehr häuften sich in der letzten Zeit, so daß auf die angegebenen Zeiten
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