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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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gesellen, in der Hoffnung, dieser werde etwas von seiner Reise erzählen. Sybille war entsetzt. Sie hatte Pantinger bitten wollen, nicht mit Richard über das Werk zu sprechen und ihn nach Möglichkeit davon fernzuhalten.
    Jetzt schaute der Gelehrte lächelnd hoch und erwiderte bereitwillig: »Im ›Malleus Maleficarum‹ von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris. Sei gegrüßt, Richard.«
    Doch der sonst so höfliche Richard erwiderte seinen Gruß nicht, sondern fragte mit weißem Gesicht ausdruckslos: »Heinrich Institoris … kann das Bruder Heinrich von den Dominikanern sein?«
    »Ebendieser ist es«, entgegnete Pantinger verwundert. »Hast du ihn denn einmal kennengelernt?« Inzwischen war auch Jakob nähergetreten.
    »Domini canes …«, sagte Richard wie abwesend, als hätte er die Frage nicht gehört. Dann begegnete er Jakobs Blick. Er zwang sich, möglichst normal auf Pantingers Frage zu antworten.
    »Ich kenne den Bruder nur sehr flüchtig. Er besuchte einmal das Kloster, in dem ich erzogen wurde, um … um Studien zu betreiben.« Den letzten Satz zwang er aus seiner Kehle heraus.
    An Pantingers Miene erkannte er, daß der Gelehrte mit dieser Auskunft nicht zufrieden war und gleich nach näheren Einzelheiten fragen würde, wenn er ihm nicht zuvorkam. »Aber laßt doch dieses Buch und erzählt von Eurer Reise nach Italien«, bat er.
    Pantinger lächelte erleichtert. Richards Blässe und sein Tonfall hatten ihm gar nicht gefallen. Aber diese Frage klang nun wieder ganz nach Richard, und er ging bereitwillig darauf ein.
    »Auf dieser Reise habe ich mich von deiner ständigen Neugier erholt, mein Junge«, entgegnete er. »Die Italiener sind viel zu beschäftigt, über den nächsten Papst zu streiten, als daß sie es nötig hätten, mir Löcher in den Bauch zu fragen.«
    »Der nächste Papst?« fragte Sybille verwundert. »Ist der Heilige Vater denn krank?«
    »Er war nie ganz gesund. Es ist allen ohnehin ein Rätsel, warum er gewählt wurde, denn zu den mächtigen Kardinälen gehörte er nicht. Vielleicht war das auch der Grund. Die anderen Kardinäle wollten wohl nicht allzu offen für Kardinal Giuliano della Rovere oder Kardinal Rodrigo Borgia Partei ergreifen.«
    »Das sind wohl die beiden Mächtigsten«, stellte Richard fest. Normal bleiben, um alles in der Welt normal bleiben!
    Pantinger nickte. »So ist es, und ihr Machtkampf währt schon viele Jahre. Der vorhergehende Papst bevorzugte Borgia, doch der jetzige leiht della Rovere sein Ohr.«
    Jakob fragte unvermittelt: »Was sagt man in Italien über Borgia und della Rovere, Doctorus?«
    Konrad Pantinger verzog das Gesicht. »Aber, Jakob, sogar ein weltfremder Gelehrter wie ich weiß, daß Ihr über die Ereignisse in aller Welt viel besser unterrichtet seid als die Menschen, die sich gerade dort befinden.«
    Jakob machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen.
    »Mag sein«, sagte er knapp, »aber ich frage Euch nicht nach Ereignissen, sondern nach Meinungen.«
    Pantinger überlegte. »Nun … della Rovere soll etwas von einem Kreuzritter an sich haben. Er haßt das Wuchertum in der Kirche«, sagte er mit einem ein wenig boshaften Unterton, »wie zum Beispiel die Simonie und die Pfründenverhökerung – kein guter Geschäftspartner für Euch, fürchte ich, wenigstens in dieser Beziehung. Aber er dehnt seinen Reinheitswillen auch auf andere Gebiete aus. Man munkelt, daß die Hexenbulle sein Werk gewesen sei, wie auch die Exkommunikation Pico della Mirandolas, Dinge, zu denen er den Papst überreden konnte, anders als bei der Simonie. Ich würde also sagen, ein Kreuzritter mit allen Vorzügen und Nachteilen.«
    Jakob nickte, ohne etwas von seinen Gedanken preiszugeben. »Und der Borgia?«
    Pantinger neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Er war unter drei Päpsten Vizekanzler der Kirche und kein schlechter. Was für die Kirche aus einer Angelegenheit herauszuschlagen ist, schlägt er heraus. Persönlich soll er sehr anziehend wirken, besonders auf Frauen, was ihm schon einmal einen Tadel von einem Papst eingebracht hat – kein Wunder, bei seiner Schar unehelicher Kinder. Den Künsten gegenüber ist er aufgeschlossen, Hexen und Ketzer sind ihm gleichgültig. Aber was den Verkauf von kirchlichen Privilegien betrifft, da ist er vollkommen skrupellos, und die Thesen, die er über den Ablaß entwickelt hat, könnten«, Pantinger hielt inne und lächelte verschmitzt, »nun, könnten von einem Augsburger Kaufmann stammen.«
    Die Hexen schienen vergessen, als sie

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