Die pure Versuchung
Männer noch nie zuvor gesehen.“
„Aber die scheinen zu glauben, dass Sie Rick kennen. Das klingt, als würde er vermisst.“
„Ich habe seit drei Monaten nicht mehr mit Rick gesprochen, also habe ich nicht die leiseste Ahnung, wo er sein könnte. Soweit ich weiß, ist er noch in St. Louis.“
„Ich habe eher den Eindruck, dass das nicht der Fall ist, sonst hätten die Kerle nicht nach Ihnen gesucht.“ Dan versuchte sich aufzusetzen, doch ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Kopf. Wenn er jetzt daran dachte, dass er sich heute Morgen beim Aufwachen über Kopfschmerzen beklagt hatte … Er hatte ja keine Ahnung gehabt, was echter Schmerz war.
Das war wirklich fabelhaft. Hier waren sie nun und wurden aus wer weiß was für einem Grund aufs offene Meer gebracht, mit nichts bekleidet außer ihren Badesachen. Ihm fiel auf, dass Shannon ein T-Shirt über ihrem Bikini trug, das jedoch so dünn war, dass es kaum als Kleidungsstück zu bezeichnen war.
Er dagegen hatte überhaupt nichts weiter an. Er fröstelte und hoffte inständig, nicht in einen Schockzustand zu fallen.
„Ich habe ein Handtuch gefunden“, sagte Shannon. „Damit habe ich deine Wunde versorgt. So viel Blut zu sehen hat mir richtig Angst gemacht. Jetzt scheint es besser zu gehen.“
„Ich sollte Ihnen wohl dafür danken, dass Sie sich um mich gekümmert haben“, erwiderte er, wohl wissend, dass er mürrisch klang. Aber er konnte seine Wut über die Situation, in der sie steckten, nur schwer verbergen.
„Du könntest mir auch leicht die Schuld an unserer misslichen Lage geben. Wie auch immer, wir sollten das Beste daraus machen.“
Er setzte sich mühsam auf, wobei ihm schwindelig wurde. Er hoffte inständig, dass ihm die Demütigung erspart blieb, sich übergeben zu müssen.
„Wieso liegst du nicht still? Du siehst momentan gar nicht gut aus“, meinte Shannon.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso“, witzelte er. Sobald er aufrecht saß, stützte er den Kopf in eine Hand, während er mit der anderen das Handtuch an den Hinterkopf gepresst hielt. Benommen sah er sich um. Sie befanden sich auf einer Art Kabinenkreuzer, der nicht mehr der Neuste war. Dan fühlte das gleichmäßige Schlagen der Wellen gegen den Schiffsrumpf, und der Motor klang, als würden sie mit voller Kraft fahren.
Er wusste nicht, wie viel Zeit ihnen blieb, bevor ihre Entführer wieder auftauchten. Irgendwie musste er bis dahin bereit sein, sich und Shannon zu verteidigen.
„Hat irgendjemand erwähnt, wohin wir fahren?“, fragte er.
„Ich hörte etwas von Guardinos Jacht. So klang es jedenfalls.“ Sie stand auf und sah auf ihn herunter. „Bist du sicher, dass du dich bewegen solltest? Es war ein ziemlich heftiger Schlag.“
Er stemmte sich weit genug hoch, um sich auf eine der Bänke an dem kleinen Tisch setzen zu können. Sofort setzte sich Shannon ihm gegenüber.
„Ich werde es schon überleben. Aber in Zukunft werde ich wohl ein wenig zurückhaltender sein, wenn ich sehe, wie irgendein Kerl eine Frau belästigt.“
Sein grimmiger Ton schien sie zu amüsieren. „Immerhin hast du dich mit dreien gleichzeitig angelegt.“ In ihrer Stimme klang Bewunderung mit.
Er brauchte zwar keine Bewunderung, aber es tat seinem Ego gut, zu wissen, dass er gegen eine große Übermacht gekämpft hatte. Die Wahrheit lautete jedoch, dass er nicht im Traum damit gerechnet hätte, von den Kerlen hinterrücks angegriffen zu werden.
Andererseits hatte er auch nicht im Traum damit gerechnet, dass man auf ihn schießen und ihn entführen würde, als er damals den Schmugglern gegenübertrat, die seine Ranch als Landepiste benutzten.
Wahrscheinlich musste er lernen, nicht so impulsiv zu handeln. Er hatte selbst Schuld, weil er sich eingemischt hatte.
Jetzt saßen er und Shannon in der Klemme. Er wunderte sich, wieso niemand versucht hatte, die Entführung zu verhindern. Sicher, um die Jahreszeit hielten sich nie viele Menschen am Strand auf. Und nun wusste niemand, wo er und Shannon sich befanden. Es wäre ein Leichtes, sie einfach über Bord zu werfen, ohne dass jemals jemand dahinterkäme, was mit ihnen geschehen war.
Bis jetzt war er zutiefst überzeugt davon gewesen, dass es ihm egal war, ob er lebte oder starb. Doch gerade, als er anfing, eine eindeutige Einstellung dazu zu gewinnen, wurde ihm die Entscheidung aus der Hand genommen.
Er fühlte sich wegen des letzten Gesprächs mit Mandy noch immer schlecht. Er hoffte, er würde die Gelegenheit bekommen, sie
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