Die pure Versuchung
keinen Umständen passen. „Das Smokinghemd ist lang genug, dass es bei Ihnen fast wie ein Kleid aussieht. Am besten, Sie probieren es mal an.“ Er deutete auf das kleine Bad.
Sie nahm das Hemd und verschwand hinter der Tür. Dan zog seine Badehose aus und probierte eine der Jeans an. Sie war ein bisschen zu kurz und eng an der Taille, aber das waren geringfügige Unannehmlichkeiten. Halb nackt zu sein machte jede Situation unangenehmer – na ja, bis auf eine … Er zog den Pullover aus und streifte sich ein T-Shirt über. Zum Glück war es an den Schultern weit genug. Dann schlüpfte er wieder in den Pullover. Auf dem Wasser schien es viel kühler zu sein als am Strand.
Keiner von ihnen hatte Schuhe, aber das war nicht zu ändern.
Die Tür zur Toilette ging auf, und Dan drehte sich um. Shannon sah aus wie ein kleines Mädchen, das sich mit Daddys Smokinghemd verkleidet hatte. Die Ärmel hatte sie bis zu den Ellbogen aufgekrempelt. Der Saum reichte ihr fast bis zu den Knien.
„Sie sehen gut aus“, meinte er.
Das war untertrieben. Seltsam, wie das Gehirn funktionierte. In diesem Hemd wirkte sie noch viel erotischer als in dem hauchdünnen T-Shirt und dem Bikini, obwohl sie es bis oben zugeknöpft hatte.
Dan nahm sich zusammen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich irgendwelchen Fantasien über seine Begleiterin hinzugeben.
Er lächelte ihr beruhigend zu. „Sind Sie bereit, unserem Gastgeber gegenüberzutreten? Ich habe so einen Verdacht, dass er noch gar nicht richtig begonnen hat, Sie zu verhören.“
Sie seufzte. „Mir bleibt wohl keine andere Wahl. Ich hoffe, ich kann ihn davon überzeugen, dass ich kaum etwas über Rick weiß.“
Er bot ihr die Hand. „Kommen Sie. Wenn wir gehorsam sind, hat er vielleicht Mitleid und gibt uns etwas zu essen.“
Der Stewart führte sie von einem Gang in einen anderen. Dann blieb er stehen und winkte sie in einen großen, prunkvollen Raum.
Erstaunlicherweise war Dan wegen der bevorstehenden Befragung nicht allzu besorgt, obwohl die Männer schon bewiesen hatten, dass sie gewalttätig werden konnten. Aber er hielt Guardino für einen Geschäftsmann. Jemand schuldete ihm Geld, also wandte er sich an jeden, der ihm helfen konnte, es zu bekommen. Sobald ihm klar war, dass Shannon nichts über ihren Exfreund wusste, wären sie für ihn nicht mehr von Nutzen.
Wäre Guardino ein Psychopath, würde er sie über Bord werfen. Doch nach Dans bisherigem Eindruck war Guardino nicht so skrupellos. Was ihn in der Hoffnung bestärkte, dass er sie zur Insel zurückschicken würde.
Guardino stand an einer wohlausgestatteten Bar. Auf einem Tisch daneben stand ein großes Tablett mit Häppchen. Lächelnd begrüßte er die beiden. „Bitte, treten Sie näher und machen Sie es sich bequem. Was kann ich Ihnen zu trinken anbieten?“
„Kaffee wäre nicht schlecht“, antwortete Dan, setzte sich und nahm eines der Häppchen. Dann reichte er Shannon eins.
Sie nahm es und setzte sich neben ihn. „Kaffee?“ neckte sie ihn mit leiser Stimme, bevor sie sich das Häppchen in den Mund schob.
Was?, dachte er. Sie erwartete wohl kaum, dass er in dieser Situation Alkohol trank.
„Und Sie, Miss Doyle?“
„Ein Glas Wasser, bitte.“
Guardino hob skeptisch eine Braue. „Ganz wie Sie wünschen.“ Er wandte sich ab und füllte eines der Gläser aus einer Kristallkaraffe. Dann goss er eine Tasse Kaffee ein und stellte beides auf ein Tablett, das er zu ihnen trug.
Er setzte sich ihnen gegenüber. „Zunächst möchte ich mich Ihnen vorstellen. Ich bin Gianni Guardino und muss mich bei Ihnen in aller Form entschuldigen. Es ist mir schleierhaft, was meine Leute sich dabei gedacht haben, Sie hierher zu entführen.“
Dan aß ein weiteres Häppchen und trank einen Schluck Kaffee. Shannon bediente sich ebenfalls von dem Essen. Das Frühstück lag schon eine ganze Weile zurück.
Shannon trank einen Schluck Wasser und sagte zu Guardino: „Da es für Sie ein ziemlicher Aufwand gewesen sein muss, mich aufzuspüren, nehme ich an, dass Ihre Leute nur Ihren Anweisungen gefolgt sind.“
Dan trank seinen Kaffee und sah keinen der beiden an. Shannon klang gereizt, was ihn amüsierte, angesichts ihrer ungewissen Lage. Ob sie Angst hatte oder nicht, sie ließ sich jedenfalls nicht einschüchtern.
„Um ehrlich zu sein, Miss Doyle, zum Zeitpunkt von Taylors Verschwinden dachten wir, Sie beide seien zusammen. Wir fanden heraus, dass Sie nach Texas gegangen waren und dort Familie haben. Daher
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