Die pure Versuchung
Haben Sie kein Boot, das uns auf die Insel zurückbringen kann?“
„Nicht bei so schwerer See. Tut mir leid, aber Sie können es sich jetzt genauso gut bequem machen. Denn in den nächsten Tagen werden Sie meine Gäste sein.“
5. KAPITEL
Dan stand auf. „Ich hoffe, das überlegen Sie sich noch einmal. Schließlich war es auch kein Problem, Ihre drei Männer zu schicken, um uns aufzuspüren.“
„Ich wünschte, es wäre so einfach. Aber der Seegang ist inzwischen viel stärker. Ich werde hier nicht unnötig Zeit vergeuden, damit Sie beide in Ihre vorehelichen Flitterwochen zurückkehren können. Aber ich versichere Ihnen, dass Ihnen mein Schiff in den nächsten Tagen ganz zur Verfügung steht.“
„In dieser Kleidung?“, beklagte sich Shannon und schaute auf ihr erfolgreich zum Kleid umfunktioniertes Smokinghemd.
„Das ist momentan die zweckmäßigste Kleidung. Aber ich werde sehen, was wir noch finden können. Außerdem haben wir eine komfortablere Kabine für Sie.“ Er rieb sich die Hände, als habe er gerade ein kniffliges Problem gelöst. „So, und jetzt müsste das Dinner im Salon serviert sein. Bitte folgen Sie mir.“
Shannon konnte es nicht fassen. Sie war auf einer Jacht gefangen mit Dan Crenshaw, der ihren Verlobten spielte. Und jetzt mussten sie sich eine Kabine teilen. Wie sollte das funktionieren?
Zu gern würde sie jetzt Rick Taylor in die Finger bekommen. Ihm hatte sie diesen Schlamassel zu verdanken.
Beim Betreten des Salons blieb sie kurz stehen und schaute sich staunend um. Hier war an nichts gespart worden. Sie fragte sich, wo Mr. Guardino seine Jacht ließ, wenn er sie nicht benutzte. War ihr Heimathafen New Orleans? Befand sich sein Hauptquartier in St. Louis?
„Bitte, nehmen Sie Platz“, forderte Guardino seine Gäste auf. „Ich habe bereits Anweisungen gegeben wegen Ihrer Kabine. Man teilte mir mit, dass meine Tochter einige ihrer Kleidungsstücke bei ihrem letzten Aufenthalt an Bord dagelassen hat. Ich hoffe, Sie werden darunter etwas finden, was Ihnen Ihren Aufenthalt angenehmer macht, Miss Doyle.“
„Danke“, erwiderte Shannon und nahm zu seiner Linken Platz. Dan setzte sich ihr gegenüber.
„Möchten Sie Wein zum Essen?“
„Nein, danke.“
Dan schüttelte den Kopf.
Sie aßen überwiegend schweigend. Shannon war erschöpft. Seit ihrem frühmorgendlichen Spaziergang am Strand war viel Zeit vergangen. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie jemals einen so anstrengenden Tag erlebt hatte. Jetzt wollte sie nur noch schlafen.
Sobald sie mit dem Essen fertig war, entschuldigte sie sich. Guardino gab einem der Stewarts ein Zeichen, sie zu ihrer neuen Kabine zu führen.
Kaum hatte sie die Kabine gesehen, wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Es gab nur ein Bett. Es war zwar ein richtiges Bett, aber immer noch viel zu klein, um es mit Dan zu teilen. Die einzige Alternative bestand jedoch darin, auf dem Fußboden zu schlafen oder um eine Kabine für sich allein zu bitten.
Doch wenn Guardino annehmen musste, dass sie ihn in einer Sache belogen hatten, glaubte er womöglich, dass alles andere auch eine Lüge gewesen war. Das konnte sie nicht riskieren.
Das Bad war zumindest deutlich größer als in der anderen Kabine. Es war außerdem üppig mit Seifen, Shampoos und Duschgels bestückt. Sie beschloss, alles auszuprobieren, indem sie vor dem Zubettgehen duschte. Anschließend suchte sie in der Kabine nach Kleidungsstücken. Wenn sie Guardino richtig verstanden hatte, war dies die Kabine seiner Tochter.
Sie begann die Kommodenschubladen durchzusehen. In einer fand sie Unterwäsche – Slips, BHs, Unterkleider und Nachthemden.
Als sie eines herausnahm, um es näher zu betrachten, wurde ihr klar, dass sie ein junges, unschuldiges Schulmädchen im Sinn gehabt hatte. Doch wer immer diese Sachen zurückgelassen hatte, war keineswegs mehr ein Schulmädchen.
Shannon hielt ein verführerisches Nachthemd aus Spitze und Satin in den Händen. Dann hob sie einen der BHs hoch und war bestürzt. Nie und nimmer konnte sie diese Körbchen ausfüllen. Sie warf alles wieder zurück in die Schublade. In einer anderen Schublade entdeckte sie T-Shirts, Shorts und Jeans, die ihr zwar alle zu groß waren, aber nicht so riesig wie das Smokinghemd.
Sie nahm eines der weichen T-Shirts aus der Schublade. Das musste als Nachthemd reichen, da sie sich weigerte, in einem der aufreizenden Negligés mit Dan in einem Bett zu schlafen. Widerstrebend nahm sie einen Slip und ging wieder
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