Die pure Versuchung
vermuteten wir, er könnte bei Ihnen sein. Wir haben mit Ihrer Familie Kontakt aufgenommen und so Ihre Urlaubspläne erfahren.“ Er betrachtete Dan nachdenklich. „Aber mit wem wir auch sprachen, niemand erwähnte einen Verlobten.“
Shannon versteifte sich ein wenig. „Sie müssen mit meiner Großmutter gesprochen haben.“
„Das ist möglich.“
Sie warf Dan einen kurzen Blick zu. „Grandma weiß nichts von unserer Verlobung.“
Dan tätschelte ihre Hand. „Schon gut, Darling. Du kannst ihm ruhig die Wahrheit sagen.“
Shannon wirkte irritiert.
„Die Wahrheit ist“, fuhr er fort, „dass ihre Familie mich nicht sehr schätzt. Daher beschlossen wir, uns auf der Insel zu treffen und über unsere Beziehung zu sprechen, bevor wir der Familie mitteilen, dass wir wieder zusammen sind.“
Guardino nippte an seinem Drink und schien über diese neue Information nachzudenken. „Hielten sie denn etwas von Rick Taylor?“, wollte er nach einer Weile wissen.
Shannon seufzte. „Das mit Rick war nie ernst. Deshalb weiß meine Familie auch nichts von ihm. Wir sind ab und zu ausgegangen, das ist alles. Ich kann Ihnen wirklich nicht mehr über ihn sagen.“
Guardino lehnte sich zurück und musterte sie einen Moment. Dann sagte er: „Ich bin enttäuscht, das zu hören.“ Er leerte sein Glas und stellte es ab.
„Ich habe Ihren Leuten das Gleiche gesagt, aber sie wollten mir nicht glauben.“
Erneut herrschte Schweigen. Dan hörte das schwache Ticken einer Uhr. Er schaute sich um und stellte fest, dass es fast fünf Uhr war. Bald würde es dunkel sein.
Guardino ging an die Bar, machte sich einen neuen Drink zurecht und setzte sich wieder. „Nun, Miss Doyle, ich werde Ihnen erklären, wie sich mir die Situation darstellt. Wenn Sie wüssten, wo Rick sich aufhält, und er Sie gebeten hat, es niemandem zu verraten, würden wir die gleiche Antwort von Ihnen hören. Meine Männer fanden es zweifellos besser, mich entscheiden zu lassen, ob Sie lügen oder die Wahrheit sagen.“
„Dann läuft also alles auf die Frage hinaus, ob Sie ihr glauben oder nicht“, meinte Dan.
Guardino nickte nachdenklich. „Ja, das ist die entscheidende Frage. Sehen Sie, Taylors Version der Geschichte unterscheidet sich erheblich von Ihrer, Miss Doyle.“
„Seine Version?“, wiederholte sie. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Rick ist noch sehr verliebt in Sie. Er prahlt häufig vor seinen Freunden mit Ihnen, zeigt Fotos herum und redet von einer Zukunft mit Ihnen.“ Er sah zu Dan. „Offenbar hat er keine Ahnung von Ihrer schon vorher bestehenden … Bindung zu Mr. Crenshaw.“
Dan wandte sich an Shannon. „Also, Liebes! Hast du den armen Kerl etwa an der Nase herumgeführt, nur um es mir heimzuzahlen? Ich bin schockiert und beschämt!“
Sie starrte Dan an und sagte dann zu Guardino: „So war es überhaupt nicht. Ich wusste gar nicht, dass er Fotos von mir besitzt, obwohl er bei einer unserer Verabredungen eine Kamera dabeigehabt hatte. Möglicherweise hat er da ein paar Schnappschüsse gemacht. Aber ich habe niemals auch nur angedeutet, dass er für mich mehr als ein Freund ist.“
„Trafen Sie sich damals auch mit anderen Männern?“
„Nein. Ich ging während meiner Zeit in St. Louis ohnehin nicht viel aus.“ Sie warf Dan einen kurzen Blick zu, als sei er der Grund dafür.
„Meines Wissens nach arbeiteten Sie in der Position einer Systemberaterin in einer Computerfirma. Stimmt das?“
Sie nickte.
„Trotzdem gaben Sie diesen Job auf, um nach Texas zurückzukehren?“
„Ja.“
„Sie hat mich vermisst“, kam Dan ihr zu Hilfe. Shannon warf ihm einen vernichtenden Blick zu, doch er lehnte sich unbeirrt zu ihr herüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß, dass es dir schwerfällt, deinen Stolz zu vergessen und zuzugeben, wenn du im Irrtum warst. Aber auf lange Sicht betrachtet ist es besser, findest du nicht?“
Guardino verzog angewidert das Gesicht. „Haben Sie irgendeinen von Taylors Freunden oder jemanden aus seiner Familie kennengelernt?“
„Einen Freund. Er traf sich mit einer meiner Kolleginnen. Durch die beiden lernte ich Rick kennen. Ich glaube, der Freund hieß Chad Harris.“
„Hm.“ Guardino ging zur Bar und kam mit der Kaffeekanne zurück, um Dan nachzuschenken. „Hat Rick jemals über seine Familie gesprochen?“
„Nicht, soweit ich mich erinnern kann.“
„Hat er Ihnen erzählt, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente?“
„Er sagte, er sei in der
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