Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Augen.«
»Warum?«
»Jemand anders hat sich Genevieve geschnappt.«
»Wir kennen uns in den Straßen hier nicht aus«, entgegnete Michael; dabei schwang Zorn in seiner Stimme mit, der mit jedem Wort größer wurde.
»Das macht nichts. Bleiben Sie dem Wagen einfach auf den Fersen. Der Turm befindet sich genau gegenüber vom historischen Museum.«
Drei Soldaten, die gerade auf ihrem Rundgang waren, kamen auf den Jeep zu. Busch sah Fetisow an und deutete mit dem Kopf auf die Männer, die näher kamen.
»Was immer Sie tun«, sprach Fetisow weiter in das Funkgerät, »lassen Sie sich nicht von dem Rettungswagen abhängen. Wenn die in die Stadt abhauen, ist sie für immer verloren.«
Die drei Soldaten entdeckten Fetisow und Busch. Sofort stürmten sie auf das Fahrzeug zu, hielten ihre Gewehre hoch und zielten auf sie, während sie gleichzeitig zu brüllen anfingen. Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich immer mehr Soldaten auf, und ehe sie sich versahen, waren Busch und Fetisow von zwanzig Männern umzingelt, die ihnen mit den Gewehren im Anschlag zuschrien, sie sollten auf der Stelle aus dem Fahrzeug steigen.
43.
W ie an einer Schnur gezogen glitten Michael und Susan nebeneinander auf die Rückbank des Wagens, den Martin dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit um die Ecke lenkte und auf das Tor auf der gegenüberliegenden Seite des Kremls zusteuerte.
Nachdem die Strömung sie aus dem dritten Kanal herausgedrückt hatte, waren sie in der Moskwa aufgetaucht. Die Atemregler der kleinen Druckluftflaschen ließen sie vorerst im Mund, denn jetzt mussten sie noch etwa anderthalb Kilometer flussabwärts schwimmen und sich dabei unter Wasser halten. Endlich zogen sie sich dann an Land, am Treffpunkt, einer Stelle hinter einem alten Dock, an der hoch das Unkraut und das Gras wucherten. Dort wartete Martin auf sie, mit offenen Türen und laufendem Motor. Der Wagen war ein ZIL, die ehemalige Nummer-Eins-Luxuslimousine Russlands, die ihren Status inzwischen an Range Rover und Jaguar hatte abtreten müssen. Das Gefährt war riesig und kastenförmig mit einer Maschine, die über 380 PS verfügte, sich anhörte wie ein Flugzeugmotor und auch ebenso leistungsfähig war. Obwohl es sich bei dem schwarzen Fahrzeug um ein Cabriolet handelte, ließ Martin das Dach geschlossen, damit niemand seine nassen Fahrgäste sah, die sich gerade ihrer Tauchanzüge entledigten.
Martin fuhr über die Umgehungsstraße und mitten durch den Verkehr des frühen Morgens. Er nahm die Ausfahrt, die zum Roten Platz führte, drehte den Motor hoch, schlitterte mit überhöhter Geschwindigkeit über den Seitenstreifen und betete, dass die russische Verkehrspolizei ihn nicht erwischte.
Mit kreischenden Reifen kam der Wagen etwa fünfzig Meter vor dem Nikolaus-Turm zum Stehen. Dann hielten alle den Atem an und warteten, dass die Tore des Kremls sich öffneten. Martin ließ den Fuß auf dem Gaspedal und die Hände am Lenkrad, als warte er darauf, das grüne Flaggenzeichen zu bekommen.
»Raus mit euch«, rief Michael.
»Was?« Susan blickte ihn an, und Martin drehte sich auf dem Fahrersitz zu ihnen um.
Michael zog den Rucksack aus der Tauchtasche, der die goldene Schatulle enthielt, und reichte ihn Susan. »Martin, besorgen Sie ein Taxi und bringen Sie Susan zurück zum Hotel. Fahren Sie dann los und lassen Sie das Flugzeug startklar machen. Wir werden ganz schnell hier wegmüssen.«
Martin nickte.
»Was soll ich damit?«, fragte Susan und hielt den Rucksack hoch.
»Lassen Sie ihn nicht aus den Augen. Und egal was geschieht«, fügte Michael hinzu und wiederholte Buschs Warnung, »machen Sie die Schatulle nicht auf.«
Martin stand schon draußen an der Tür und wartete auf Susan.
Susan blieb im Wagen und starrte Michael an. Plötzlich begriff sie. »Sie werden das Zivera nicht aushändigen, nicht wahr?«
Michael brauchte nicht zu antworten.
»Wie konnten Sie Stephen das antun?«, fragte sie verwirrt und mit belegter Stimme. »Er ist Ihr Vater.«
Michael hob die Hand und legte sie Susan auf die Schulter. Susan versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, doch Michael hielt sie zurück und drückte sie in den Sitz. »Ich habe nicht die Absicht, meinen Vater sterben zu lassen. Ich … vertrau mir!«
Susan sah Michael tief in die Augen. Sie fühlte sich erleichtert, und ihr Körper entspannte sich. Schweigend sahen sie einander an, waren beide wie verloren in diesem Augenblick der Nähe. Susan streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht, sanft,
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