Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)
Lehrstühle inne und sehnte sich nach der Freiheit, die er den größten Teil seines Leben genossen hatte.
Doch bald holten ihn die Geschichten über seine menschenverachtenden Versuche ein und machten ihn zu einem Geächteten in der Welt der Medizin.
Skowokow wurden zu einem verbitterten Mann. Während andere reich wurden, wurde er bloß alt. Wegen seines Rufes und seiner mehr als zweifelhaften Forschungsmethoden blieb sein Genie ungenutzt. Obwohl er sich nach dem Russland der guten alten Zeit zurücksehnte, wusste er, dass nur ein Dummkopf von so etwas träumen konnte. Es war ein Traum, der längst zu einem Albtraum geworden war. Die Geschichte würde den Kommunismus als soziales Experiment bewerten, das kläglich gescheitert war.
Es geschah während einer Biologievorlesung in England. Julian Zivera sprach ihn an. Der junge Mann versprühte Dynamik und hatte fundierte Kenntnisse über Skowokows Forschungsarbeit, sodass es Skowokows Ego streichelte. Bis vier Uhr morgens saßen die beiden Männer in der Hotelbar des Ritz und unterhielten sich über Religion und Wissenschaft. Beide verband das Verlangen, die Geheimnisse des menschlichen Körpers zu entschlüsseln, die Geheimnisse der Seele, die Geheimnisse der Gefühle, egal, welche Mittel dazu nötig waren. Skowokow erzählte Julian von seinen Theorien, seinem medizinischen Sachverstand und seinen unerreichten Zielen. Und er erzählte ihm von der legendären Bibliothek, die immer noch unentdeckt unter den Mauern des Kremls lag, erzählte von den Gerüchten über die Geheimnisse und Reichtümer, die die Liberia enthielt, von Zhitniks Karte und darüber, wie dies alles seinen Geist beflügelt und seinen Lebensweg bestimmt hatte.
Julian wiederum erzählte Skowokow von Gottes Wahrheit , seinen medizinischen Einrichtungen, seinen unbegrenzten Geldmitteln und seinem Bedarf an Führungskräften. Und so entstand zu früher Morgenstunde ein Band, eine Beziehung, die darauf basierte, dass man die gleichen Interessen teilte und die gleichen Ziele verfolgte.
Zwei Jahre lang arbeitete Skowokow für Gottes Wahrheit . In weniger als vierundzwanzig Monaten sicherte er zehn Patente und entwickelte sechs Medikamente. Dabei packte ihn jedoch zusehends die Wut, denn er musste erleben, dass die angebliche Partnerschaft mit Julian gar keine war. Man beutete ihn aus, missbrauchte seinen Verstand, um weiteren Reichtum für Julian Zivera zu scheffeln. Skowokow fühlte sich betrogen.
Als er gerade seine Sachen packen und gehen wollte, ließ Julian ihn nach oben in sein Schloss rufen. Sie saßen in der Bibliothek, die einen Blick aufs Meer bot. Es war ein warmer Tag, und der klare blaue Himmel spiegelte sich auf den Wellen des Ozeans. Julian schenkte Skowokow einen nicht gekühlten Wodka ein und berichtete ihm aufgeregt, er habe herausgefunden, wo sich Zhitniks Karte befand.
Es war eine unglaubliche Geschichte, aber wie Julian beharrlich versicherte, entsprach sie der Wahrheit. Er bat Skowokow, sein Partner zu werden, sein Wegbereiter, sein russisches Pendant bei der Suche nach der Liberia und deren mythenumranktem Inhalt.
Doch traf die versprochene Karte niemals ein, und es ging das Gerücht um, sie sei gestohlen worden. Skowokow glaubte das nicht. Er war überzeugt, dass Julian es sich anders überlegt und einmal mehr einen Weg gefunden hatte, ihn um das zu betrügen, was ihm rechtmäßig zustand.
Skowokow hatte genug von Julian. Er hatte ihn Anteil haben lassen an seinen intellektuellen Fähigkeiten, an seiner Forschung, seinen Durchbrüchen, doch fühlte er sich zu entmutigt, um weiterhin seinen Lebenstraum mit ihm zu teilen. Er packte seine Forschungsunterlagen zusammen, seine Patente und seine Medikamente und führte ein einziges Telefonat. Skowokow war klar, dass der Besitzer dieser Karte damit ein Vermögen in Händen hielt, das größer war als das Bruttosozialprodukt der meisten Länder.
Wie hätte man seinem Russland wieder besser zu alter Glorie verhelfen können? Die Welt von morgen könnte in Russland so aussehen wie die gute alte Zeit. Skowokow entschied, dass die Früchte seiner Arbeit nicht an den fallen sollten, der am meisten bot, sondern an das Land, in dem seine Wurzeln lagen. Er würde dem Land, das ihm so selbstlos gegeben hatte, nun seinerseits geben, und dabei einen großzügigen Anteil für sich selbst herausschlagen.
Es bedurfte nur des einen Anrufs, und die russische Maschinerie setzte sich in Bewegung. Teams wurden mobilisiert, die Skowokows medizinische
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