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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Forschungseinrichtungen neu aufbauten. Der FSB, die Nachfolgeorganisation des KGB, erinnerte sich an ihren besten Mann, der dabei helfen musste, in den Besitz der legendären Karte zu kommen. Dieser Mann war Ilja Raechen, und der Erfolg, den er versprochen hatte, war Wirklichkeit geworden. Er lieferte das Einzige, das Julian dazu bringen konnte, jene Karte aus der Hand zu geben, die Aufschluss gab über die Welt unter den Mauern des Kremls: Julians Mutter, Genevieve Zivera.
    Und nun blickte Skowokow auf Genevieve hinunter. Sie stand unter Beruhigungsmitteln, war festgeschnallt auf der Trage, auf der man sie hergebracht hatte, und wusste weder um ihr weiteres Schicksal, noch wo sie sich befand: neun Stockwerke unter der Erde, im sichersten Gebäude Russlands. Ihr Gesicht wirkte entspannt, und ihr Körper war verborgen unter Lagen weißer Laken. Es erstaunte Skowokow, wie jung sie aussah – ihr dunkles Haar, ihre makellose Haut –, aber noch mehr verblüffte ihn, dass er überhaupt keine Ähnlichkeit mit Julian entdecken konnte.
    Er beugte sich vor, drehte und wendete das Kreuz, das sie um den Hals trug, und fragte sich, ob sie wirklich eine fromme Frau war oder ob sie dieses Kreuz lediglich als modisches Accessoire trug – vergleichbar mit der religiösen Fassade, die ihr Sohn täglich aufs Neue zur Schau stellte.
    Ohne jede Regung, ohne jegliches Gefühl blickte Skowokow auf Genevieve. Für ihn unterschied sie sich kaum von den Leichen, die in ihren eisigen Kühlzellen lagen. Er sah in ihr bloß ein bewegliches Gut, das man gegen die Karte Dmitri Zhitniks eintauschen konnte. Er würde keine Hemmungen haben, sie zu töten, wenn Julian seinen Forderungen nicht nachkam.
    »Wie geht es Ihrem Sohn?«, fragte Skowokow und knipste das Licht im Labor aus.
    Raechen drehte sich zu ihm um. So skrupellos und brutal er war – über den derzeitigen Zustand seines Sohnes zu sprechen, bereitete ihm Schwierigkeiten. »Er ist schwach. Ich weiß nicht, wie lange er noch durchhalten kann.«
    Gemeinsam gingen sie den Korridor hinunter, stiegen in einen Lastenaufzug und fuhren schweigend die neun Stockwerke nach oben. Der Fahrstuhl kam zum Stehen, und die Türen öffneten sich. Zwei Wachmänner wandten sich ihnen zu, nickten und gaben ihnen auf diese Weise zu verstehen, dass sie weitergehen durften. Der Arzt und der Profikiller betraten eine große Marmorhalle, die in sechs Metern Höhe von einer gewölbten Decke überspannt wurde; an einer Wand standen seit hundertfünfzig Jahren die gleichen Holzbänke. Eine großes Relief, das einen Adler mit zwei Köpfen zeigte, dessen kupferner Glanz sich durch Oxidation grün verfärbt hatte, prangte an der gegenüberliegenden Wand.
    Die gewaltigen Türen wurden geöffnet, und das Licht der Morgensonne strömte herein. Die Männer verließen das Arsenal. Als sie über das Gelände des Kremls hinwegschauten, das sich vor ihnen ausbreitete, verspürten sie Hoffnung – Raechen für seinen Sohn und Skowokow für die Zukunft.
    »Gott sei mit Ihnen, Gentlemen«, tönte Julian, als er den beiden Australiern die Hände schüttelte. »Einzelheiten über unsere Pharma-Angebote wie auch über die verschiedenen Investitionsprojekte, an denen Sie sich beteiligen können, entnehmen Sie bitte dem vertraulichen Informationspaket, das wir auf dem Rücksitz Ihrer Limousine deponiert haben. Ich möchte Sie ermutigen, in vollem Umfang zu nutzen, was Gottes Wahrheit zu bieten hat. Oder wie wir es gerne ausdrücken: Dem Herrn ergeben zu sein, sollte Ihnen ein paar Vorteile bringen, noch bevor Sie in den Himmel kommen.«
    Julian lächelte und beobachtete, wie die beiden Männer mittleren Alters in die Limousine stiegen und davonfuhren. Danach ging er zurück ins Haus und zu den Hintertreppen. Sie waren in den Fels gemeißelt und strahlten angenehme Kühle aus.
    Drei Etagen unter dem ehemaligen Kloster befand sich der riesige Weinkeller, gut bestückt mit über zehntausend Flaschen. Es war eine Welt, die außer Julian nur seine engsten Freunde gesehen hatten – und seine Todfeinde. Der Keller war mehrere hundert Jahre alt und der Ort, an dem die Mönche ihr Leben damit vergeudet hatten, Wein zu keltern, ihr einziges Sinnen und Trachten bei ihrem stummen Dienst für die Kirche. Die Fässer waren sorgfältig poliert und dienten als Ausstellungsstücke; die Pressen standen da und gaben Zeugnis von der Geschichte des Raumes.
    Nach ihrem Leben in Demut gegenüber Gott und Alkohol, reisten die Mönche dann eine Etage

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