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Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Quelle der Seelen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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nahmen.
    Die drei setzten ihre Wanderung am Rand des Kanals fort, dessen Ufer bald nicht mehr aus Backstein bestand, sondern aus natürlichen Felsausbissen und schlammigen Gängen. Die Deckenhöhe hob und senkte sich nach Belieben, zwang die Männer zuweilen auf die Knie, sogar auf den Bauch, wo es nur kriechend weiterging. Die Gänge führten in jede nur denkbare Richtung. Wenn sie die Karte verloren, würden sie für immer in diesem unterirdischen Labyrinth umherirren und dem Wahnsinn verfallen, sobald die Batterien ihrer Lampen erschöpft waren, sodass sie in der Dunkelheit in der Falle saßen in dem schrecklichen Wissen, dass niemand nach ihnen suchen würde. Deshalb markierte Michael alle paar Schritte ihren Weg. Außerdem war vorsichtig genug, die Karte nie so zu halten, dass Fetisow einen Blick darauf werfen konnte. Bei diesem undurchschaubaren Mann war Misstrauen angebracht.
    Nach einer Zeitspanne, die Michael wie Stunden erschien und in der sie über unebenes Terrain liefen, durch Tunnel und Schächte, gelangten sie zu einem tosenden Wasserloch, das sich in einem großen Gewölbe befand, dessen hohe Decke von Stalaktiten übersät war. Der zehn mal zehn Meter große Raum hatte einen einzigen Ausbiss, der sich fünfzehn Zentimeter über der Wasseroberfläche befand und etwa anderthalb Meter herausragte. Die drei Männer standen am Rand des Wassers und beobachteten, wie es gegen die Wände schlug, die im Lauf der Jahrhunderte vollkommen glatt geschliffen worden waren.
    »Eine Sackgasse«, meinte Fetisow.
    Michael schaute sich um. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber hier führte wirklich kein Weg hinaus – nur der, auf dem sie gekommen waren. Sie waren diesen Weg nun gut eine halbe Stunde gegangen, bis er abrupt ein Ende fand. Da war nichts als eine glatte Steinwand auf der gegenüberliegenden Seite des Gewölbes. Es gab weder eine Tür noch einen Gang.
    »Es muss einen Weg geben, um auf die andere Seite dieser Wand zu gelangen«, meinte Busch.
    Michael richtete seine Helmlampe auf die Karte, studierte die handschriftlichen Vermerke. Er hatte die Karte auf das Genaueste kopiert, war vorsichtig gewesen, keine Einzelheit auszulassen. Er sah sich um in dem Gewölbe, um irgendwo ein verräterisches Zeichen zu entdecken, eine verborgene Tür, aber da war nichts. Wieder studierte er die Karte. Er wusste, dass er nur noch knapp siebzig Meter von der Liberia entfernt war, aber jetzt hätten es genauso gut tausend Kilometer sein können.
    Michael dachte an Stephen, seinen Vater, dessen Leben nicht in Gefahr gewesen wäre, wenn es ihn, Michael, nicht gegeben hätte. Obwohl Schuldgefühle an Michael nagten, konzentrierte er sich auf seine Aufgabe. Er beugte sich vor und blickte prüfend in die tosenden Fluten: Sie flossen mit rasender Geschwindigkeit aus dem unterirdischen Fluss herein, verschwanden aber anscheinend auf der gegenüberliegenden Seite, wo man Gezeitentümpel sehen konnte, die erkennen ließen, dass das Wasser ungesehen irgendwo wieder herausströmte.
    Michael griff in den Rucksack, zog einen Leuchtstab heraus, knickte ihn und warf ihn ins Wasser. Er beobachtete, wie das gelbe Licht auf der Wasseroberfläche tanzte, weitertrieb und auf die gegenüberliegende Wand zuschaukelte wie ein Schiff, das außer Kontrolle geraten war. Als die Lampe gegen den Widerstand prallte, wippte sie auf und nieder; dann war sie plötzlich verschwunden. Das gelbe Licht erlosch, wurde unter Wasser gezogen.
    Michael schaute auf und sah Busch an, der das Schauspiel ebenfalls beobachtet hatte.
    »Auf gar keinen Fall«, meinte Busch, als hätte er Michaels Gedanken gelesen.
    Michael nahm seinen Rucksack ab, stellte ihn auf den Steinboden, griff hinein und holte seine Tauchermaske heraus, ein zwanzig Meter langes Seil und einen weiteren Leuchtstab.
    »Du wirst auf gar keinen Fall in dieses Wasser steigen«, sagte Busch und lief zu Michael herüber.
    »Möchtest du es lieber selbst tun?« Michael machte sich nicht die Mühe, zu Busch aufzublicken, während er das Seil um den steinernen Ausbiss schlang. Er nahm das andere Ende und band den Leuchtstab daran fest. Dann knickte er den Stab und beobachtete, wie die Lösung aus Chemikalien in strahlendem Gelb zu leuchten begann. Er setzte seine Maske auf, legte einen Klettergurt an und klinkte ihn am Seil ein.
    Fetisow beobachtete den Austausch zwischen den beiden Freunden und grinste dabei über das ganze Gesicht. »Sie sind ein echter Cowboy. Ich wünschte, ich hätte Ihren

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