Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
Sulidians Blickfeld kreuzte: in den dunklen
Augen des Nomadenanführers entdeckte er Neugierde, die er ihm offenkundig
beabsichtigt offenbarte.
    Histalien wirkte noch verärgerter als Sihldan, als
der Priester selbstzufrieden über die Wirkung seiner Worte, ein Gebet
anstimmte. Während der vermutlich gewohnte Verlauf der Zeremonie
fortgesetzt wurde, wandte sich Histalien flüsternd zu Leathan.
    „Ich glaube nicht, dass der Priester Anthalions Befehl
folgt. Er wollte dich doch nach dem Turnier empfangen! Alle Clans gegen dich
aufzuhetzen, kann nicht sein Ziel sein. Ich werde mit Anthalion sprechen.“
    Wenn jeder der Krieger es auf ihn absehen würde,
würde es sicherlich Isentiens Clans Chancen auf einen Sieg verringern,
dennoch wollte Leathan nicht tatenlos zusehen, wie Histalien ein unnötiges
Risiko einging, indem er sich Anthalions Launen stellte.
    „Histalien, ich glaube die Mühe kannst du dir
sparen. Anthalion weiß sicherlich selber nicht genau, was er mit mir
vorhat. Es ist wohl möglich, dass der Priester seinem Befehl gehorcht hat.
Wir werden sehen, was nun passiert…“
    Kühl wandte sich Sihldan kurz zu den beiden und
setzte trocken dem Gespräch einem Ende. „Misch dich nicht ein, Bruder.
Dies ist nicht länger dein Kampf!“
    Wie schwer Sihldan Histalien getroffen hatte, war
offensichtlich. Der verschmähte Bruder wandte sich ab und verließ
den Tempel, ohne Sihldan oder seine ehemaligen Kameraden eines Blickes zu
würden. Allein Leathan sah ihm nach, doch helfen konnte er ihm nicht.
Sihldan hatte ohnehin nicht wirklich Unrecht. Das Überleben Isentiens
Clans lag in der Tat nicht in Histaliens Hand, er hatte sich von den seinen
abgewandt, als er Gardist geworden war.
    Das Ende der Zeremonie konnte Leathan kaum noch abwarten.
Er musste sich das Lächeln verkneifen, als er sich eine absurde Frage
stellte. Hatten die Priester aller Welten einen Konsens darüber
geschlossen, so lange zu sprechen, bis auch der willenstärkste Geist
derartig zermürbt wurde, dass er sich wehrlos dem priesterlichen Willen
beugte? Inzwischen waren sie zu dritt hinter dem Altar und neben Kegalsiks
Symbol hatten sie das Symbol Anthalions platziert. Gemeinsam hoben die Priester
ihre Arme gen Himmel und Leathan hoffte inbrünstig, dies möge das
letzte Gebet werden.
    „Anthalion bestimmt über unser Leben und über
den Zeitpunkt unseres Todes! Möge es euch allen, Söhne Kegalsiks,
mächtige Krieger der Clans, erspart bleiben, in der Arena des Turniers in
sein Totenreich geladen zu werden. Möge das Blut unserer Opfergabe den
Blutdurst Anthalions stillen und die Macht Kegalsiks zu euren Herzen
führen.“
    Zwei junge Priester, augenscheinlich Novizen, denn ihre
Roben waren in einem blasseren Rot als die der Priester, traten von hinter den
Vorhängen nach vorn. Leathan ahnte das Schlimmste, als er sah, wie sie
einen Mann stützten, der selbst nicht mehr in der Lage war zu gehen.
Natürlich wusste er bereits um die Existenz des anthalischen
Sklavenmarktes, schließlich hatte er ihn am Vortag selbst besucht… Er
wusste auch, dass es Sklaven gab, die ausschließlich verkauft wurden, um
geopfert zu werden... Und doch machte es stets einen Unterschied, etwas zu
wissen, oder etwas zu sehen. Leathan konnte seine Augen nicht mehr von dem Mann
nehmen, von dem er vermutete, einer dieser Opfersklaven zu sein. Es war nicht
schwer zu erkennen, dass er unter Drogen stand. Seine Augen waren trübe,
etwas Speichel tropfte aus seinem Mund und als einer der Priester zu ihm trat,
um ihm am Schopf zu packen und seinen Oberkörper rücklings gegen den
Altar zu drücken, ruderte er mit den Armen, als verliere er das Gleichgewicht.
Einer der Priester griff unter dem Altar und brachte einen Krummdolch zum
Vorschein. Leathan erschauderte, als die Waffe feierlich dem Priester
übergeben wurde, der die Zeremonie leitete. Gekonnt schnitt der Priester
die lose Tunika des Sklaven auf und offenbarte die nackte Brust des auf dem
Altar liegenden Mannes. Zwei Priester hielten ihn an den Armen fest,
während die Novizen die Beine fest in den Griff nahmen. Leathan erblasste.
    „Anthalion! Möge dein Blick auf uns ruhen!“,
verkündete der Priester, während Leathan entsetzt den Atem anhielt.
Wie ein Albtraum erschien es ihm, als der Priester die scharfe Klinge des
Dolches nutzte, um über dem Herzen des Opfers Anthalions Symbol
einzuritzen. Mit jedem Schnitt, schien die Wirkung der Drogen nachzulassen,
denn bald schon bäumte sich der entsetze Mann auf und

Weitere Kostenlose Bücher