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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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sich dabei, sich zu
fragen, ob es Gesetze gab, die es verboten, den Berater Anthalions
niederzuschlagen.
    „Ich hätte dich in dem Kerker verrotten lassen
sollen!“, entfuhr es ihm.
    Alienta wirkte, als hätte die gesamte Situation
für ihn einen hohen Unterhaltungswert. „Warum so feindselig, Bote? Glaubst
du, dass es euch von Nutzen sein kann, wenn du deinen Zorn auf mich
projizierst? Hör mir erst zu. Ich habe zwei wichtige Dinge, die ich mit
dir besprechen möchte. Das Erste ist deine Botschaft. Falls du das Turnier
nicht überlebst, wer soll dann des Königs Botschaft an Anthalion
weitergeben? Anthalion ist manchmal etwas…“ Alienta zögerte ein wenig, ehe
er das richtige Wort fand. „…zwiegespalten… Ich bin sicher, dass er früher
oder später gerne wissen würde, was du ihm zu sagen hast, doch
vielleicht ist es dann zu spät? Sag es mir, ich werde ihm im richtigen
Augenblick die Botschaft überbringen, es sei denn, du lebst lange genug,
um es selbst zu tun.“
    Leathan hatte seinen Zorn in den Griff bekommen. Alienta
hatte sicherlich nicht Unrecht, doch wie stark unterlag die Persönlichkeit
des ehemaligen Regenten Anthalions Einfluss?
    „Weshalb würdest du das tun?“, fragte er
misstrauisch und brachte damit den alten Regenten aus der Fassung, denn er
wirkte nun ehrlich gekränkt.
    „Ich dachte, wir hätten uns im Kerker von Ker-Deijas
verstanden. Ich will nur für das Überleben des Volkes der
Wächter sorgen. Meine Methoden mögen in deinen Augen falsch gewesen
sein, dennoch kannst du nicht abstreiten, dass unsere Beweggründe
dieselben waren und noch immer sind. Hier, an Anthalions Seite, kann ich meinem
Volk besser dienen, als ich es jemals in Ker-Deijas hätte tun können.
Ich bemühe mich täglich darum, den Krieg abzuwenden!“
    Leathan musste zugeben, die Worte Alientas klangen
überzeugend, vor allem jedoch stellte er sich die Frage, was er damit
riskierte, ihm die Botschaft zu überbringen, die der König selbst
eigentlich nie klar formuliert hatte? Eigentlich riskierte Leathan nichts, und
so entschied er sich dafür, Alienta zumindest für diesen Moment zu
vertrauen.
    „Nun gut, Alienta. Du kannst Anthalion ausrichten, dass das
Volk der Wächter bereit wäre, sich der Außenwelt zu
öffnen. Religionen könnten in Ker-Deijas frei ausgeübt werden.
Es läge dann in der Hand der Priester die Macht der Quelle den
Göttern zuzuschreiben, das müsste für sie eine leichte
Übung sein. Das ist das Friedensangebot vom Volk der Wächter.“
    Leathan hatte nicht die geringste Vorstellung davon, ob
der König von Ker-Deijas dies überhaupt in Betracht zog. Er hatte von
Leathan nur erwartet, Anthalia und ihren Gott-König auszuspionieren, um
die verschiedenen Möglichkeiten zu erwägen. Hatte er überhaupt
geahnt, wie unmöglich diese Aufgabenstellung war? Leathan war mit leeren
Händen und ohne wahre Botschaft nach Anthalia gezogen, die
Schlussfolgerungen, die er jetzt aus dem Erlebten schloss und die
Entscheidungen, die er traf, waren unumgänglich. Er hoffte, der König
wäre zu denselben gekommen. Alienta schüttelte ungläubig den
Kopf, blickte dann gedankenverloren auf die Krieger der zwei Clans, die sich im
Hintergrund für den bevorstehenden Kampf vorbereiteten.
    „Dann gelte ich wohl kaum noch als Verräter, denn das
ist genau, was ich wollte!“
    „Der Unterschied liegt manchmal nur im Detail, Alienta.
Du hast verdeckt gehandelt, wie ein Dieb. Du wolltest dein Volk zwingen, den
Glauben an die Götter anzunehmen. Du wolltest die Basis eurer Kultur
zerstören, indem du wieder hierarchisches Denken einführst. Die
Prinzipien, die das Volk der Wächter über Jahrhunderte entwickelt
hat, sollten jedoch erhalten bleiben. Was nützt es deinem Volk zu
überleben, wenn es auf seine Identität verzichtet? Es käme doch
einer Ausrottung gleich. Die Fremden dürften ihren Glauben mitbringen,
doch nicht ihre Gesetze. Das heißt noch immer: Keine Sklaven, keine
Privilegien, keine Reichtümer… und natürlich werden die Wächter
der Quelle weiterhin darauf achten, dass die Macht der Quelle nicht missbraucht
wird und dass der See der Quelle erhalten bleibt.“
    Alienta dachte kurz nach. „Ich glaube kaum, dass
Anthalion diese Bedingungen akzeptieren kann. Ihr seid nicht in der Position,
zu verlangen. Eines sollte König Leathan wissen: Anthalion will ihn tot
sehen. Der König muss einen Weg finden, seiner Unsterblichkeit ein Ende zu
setzen, ohne dass sein gesamtes Volk ausgerottet werden muss, um

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