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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Cosentino
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eines blutgetränkten
Schlachtfeldes vor Augen zu haben.
    „Dann bist du nicht nur Hexerin und Regentin von
Ker-Deijas, sondern auch noch zu einer Priesterin Iridiens geworden… Er ist ein
mächtiger Verbündeter.“
    Sulidian ahnte, dass es keine Worte gab, um Mehanas
Entsetzen zu lindern. Wenn es jedoch welche gab, dann diese, denn sie boten
Aussicht auf einen Sieg.
    Er erinnerte sich an seinen ersten Kampf und an den
ersten Menschen, den er damals getötet hatte. Diese Frau hatte in ihrem
ersten Kampf vierhundert Menschenleben ausgelöscht. Was sie gerade
empfinden musste, war kaum vorstellbar. Der einzige Trost, den er ihr bieten
konnte, war es sie weiterhin festzuhalten, um ihr etwas Wärme und Kraft zu
schenken. In aller Stille sandte er ein stummes Dankesgebet an Iridien, den
Gott dem sie ihren ersten Sieg in diesem Krieg verdankten. Er hoffte dabei,
dass Mehana zu schwach war, um dies in seinen Gedanken zu lesen. Sie war noch
nicht bereit, das Positive an dem Eingreifen des Gottes zu sehen. Ein Blick zu
seinen Männern verriet ihm, dass er nicht alleine mit seinem Gebet war.
Diejenigen, die ihnen nah genug gestanden hatten, um Mehanas Bericht zu hören,
sandten wie auch Sulidian ihren Dank an den Gott der Erde. Einige
lächelten bereits mit dem Glanz der Sieger in ihren Augen.
    Sie waren Krieger und der Sieg ihr Lohn.
    Sulidians Bogenschützen, die von den Felsen aus das
Geschehen hatten beobachten können, trafen einer nach dem anderen ein,
während Mehana ihren Blick gen Wald richtete und offensichtlich versuchte,
deren Freude über den Sieg zu ignorieren. Wie sehr Sulidian sich in seiner
Einschätzung geirrt hatte, wurde ihm kurz darauf bewusst... Es näherte
sich ein Pferd ohne Zaumzeug und Sattel: Sulidian erkannte, die Regentin hatte
gerade das Tier telepathisch zu sich gerufen. Sie stieg von Sulidians Pferd ab,
um auf ihr eigenes aufzusteigen und als er sie sah, wie sie sich scheinbar
unbetrübt von der Schlucht abwandte, um in die Richtung ihrer Stadt zu
reiten, wusste er: Die Regentin war schon bereit, sich der nächsten
Schlacht zu widmen... und er wusste auch, er hatte noch einiges über das
Volk der Wächter zu lernen.

Kapitel 17
    Die sechs prachtvollen Schiffe hatten Anker gelegt.
    Anthalions Heeresanführer stand am Ufer,
während die Soldaten, seinen Befehlen gehorchend, sich in zwei Kompanien
aufteilten. Hinter ihm erstreckte sich der Wald, den sie zu durchqueren hatten,
um zum See der Quelle zu gelangen, doch er zog es vor, seinen Blick auf die
Schiffe zu richten, die schwankend dem trägen Rhythmus der Wogen
gehorchten.
    Es war ein seltsames Gefühl, von Land aus diese Schiffe
zu betrachten, die ersten, die jemals gebaut wurden. So unvorstellbar war es
bislang gewesen, über Selimkas Reich zu segeln, dass das Bild, das sich
ihm bot, ihm noch immer irreal vorkam.
    Am Rande des Waldes hatten sich die dreihundert Soldaten
formiert. Der Gruppenführer eilte nun über den Strand, um Bericht zu
erstatten. Der Heeresanführer mochte diesen Mann. Er war ihm treu ergeben,
fleißig, doch nicht intelligent genug, um jemals seinen Platz einnehmen
zu können. Der ideale zweite Mann, der nun steif salutierte.
    „Wir sind bereit, Herr!“
    „Gut… Wir warten.“
    Einen Salut später war der Heeresanführer
wieder alleine. Wie lange würden sie noch auf ihren Herrscher warten
müssen? Auf dem Flaggschiff rührte sich nichts. Anthalion
glänzte einmal mehr durch seine Abwesenheit. Das Privileg der Götter…
Er spürte in seinem Rücken die Nähe des Waldes. Das dichte
Grün wirkte bedrohlich, es fühlte sich fast so an, als hätte es
einen eigenen Willen, der ihre Anwesenheit missbilligte… Er fragte sich, wie es
den anderen Anführern erging, die etwas früher als sie selbst
losgesegelt waren, um an der Mündung des Flusses Nara Anker zu legen. Von
dort aus sollten sie Ker-Deijas erobern, während der Trupp, der durch die
Berge in Richtung der Hexerstadt marschierte, geopfert werden sollte und die
Ablenkung vor der eigentlichen Gefahr darstellte. Die gesamte Taktik unterlag
einem genauen Zeitplan. Die Armee aus dem Süden wartete sicherlich schon
vor den Mauern von Ker-Deijas darauf, dass der See der Quelle seine Macht
verlor.
    Jede Zeitverzögerung konnte sie den Sieg kosten…
    Der Anführer von Anthalions Armee wurde ungeduldig.
Er konnte es kaum erwarten, diese Mission hinter sich zu bringen, um diesen
verhexten Ort für immer vergessen zu können… Doch ihm blieb nichts
anderes übrig als auf

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