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Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition)

Titel: Die Quellen der Malicorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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seinen Fesseln, die sich so zäh wie Angelschnur erwiesen.
    » Ich gehe nirgendwohin « , sagte sie störrisch. » Ich lasse ihn nicht hier allein, damit dieses widerliche Biest ihn vergewaltigen kann. «
    » Tapfer, aber dumm. In jedem Krieg werden Menschen vergewaltigt. Meist allerdings Frauen. Eine hübsche Variante, das hier. Gleichberechtigung. Das muss dir doch gefallen, so als moderner, junger Frau. «
    » Du bist widerlich. « So sprach man nicht mit einer Göttin. Schon gar nicht mit einer, die mit der eigenen Mutter bekannt war.
    Dementsprechend ungehalten war die Reaktion Machas. Sie hob die Hand und deutete mit dem Finger auf Una. Eine Sekunde wurde lang, während Una begriff, dass man Gottheiten besser nicht beleidigte. Sie wartete darauf, von einem Blitz niedergestreckt zu werden.
    Stattdessen tauchte in diesem Augenblick eine Horde Schrate wie aus dem Nichts auf, die pelzige Streitmacht der Malicorn. SIE hatte sie zur Verstärkung gegen die plötzlichen Feinde geholt. Sie bevölkerten die Höhle, wackelten zähnefletschend auf die beiden Neuankömmlinge zu – und zerplatzten zu Staub. Schon sprang SIE von der Decke auf den Boden und starrte den Kerl und die Göttin wütend an.
    » Aber nicht doch « , sagte Letztere. » Deine Helferlein sind viel zu inexistent, als dass sie mir etwas anhaben könnten. Doch wenn Irenes Tochter freiwillig hierbliebt, kannst du dir ja neue machen. Was ist, Irenes Tochter, wolltest du nicht schon immer Karriere beim Militär machen? «
    » Bitte! « , flehte Una nun. » Bitte, hilf uns. Bitte, lass uns nicht hier verrotten. Wenn du eine Göttin bist, dann tu was … Göttliches. Hol uns hier raus! «
    Die Frau blickte sie unverwandt an.
    » Liebchen, was bekomme ich dafür? « , fragte sie schließlich. Sie wartete keine Antwort ab, was gut war, denn Una hätte ohnehin nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen.
    Wieder wandte sich Una Kanura zu. Unter seinen Lidern zuckte es. Es sah so aus, als würde er aus seiner Bewusstlosigkeit aufwachen.
    In diesem Augenblick stürzte die Malicorn von der Decke, direkt auf Una und Kanura herab, drückte beide mit ihren vielen Gliedmaßen nieder. Ihr Mund war weit offen und zeigte nun nicht mehr nur menschliche Zähne, sondern auch etwas, das fast wie Giftzähne aussah. Sie klappten spitz und schmal von ihrem Gaumen nach vorne.
    Una drehte sich halb und stieß mit der Hand nach dem Hals des Ungeheuers. Doch es war zu schnell, wich aus, drehte sich elegant zur Seite. Una schrie, als die langen, gekrümmten Giftzähne ihr in den Arm schlugen. Sie spürte, wie das Gift kalt in ihren Körper eindrang. Es fühlte sich an wie Eis und breitete sich aus wie flüssiger Frost.
    Dann war das Biest auf einmal wieder an die Decke gesprungen. Der Lederkämpfer stand nun neben Kanura und Una. Er holte mit seiner Waffe aus und schnitt hoch über ihm mit der Schwertspitze durch den Fels, als wäre der aus Papier. SIE wich aus, weiße Haare flogen im Lufthauch der Bewegung. SIE trappelte hin, trappelte her, kopfüber, als könnte SIE sich nicht entscheiden, was nun zu tun sei. Dann verschwand SIE mit einem Mal in der Felsspalte.
    » Una! « , sagte Kanuras Stimme ganz nah bei ihr, und doch war ihr, als würden er und auch alles andere immer weiter von ihr fortweichen. » Was ist geschehen? «
    » Du lebst « , flüsterte sie und schmiegte sich an ihn, legte den Arm, den sie noch bewegen konnte, um seinen Körper. » Die Göttin Macha ist da. Aber sie will uns nicht helfen. «
    Ihre Sicht verschwamm.
    Sie spürte seine Haut nicht mehr an ihren Lippen, meinte noch zu sehen, dass er sich bewegte, wusste nicht, ob die Malicorn endgültig fort war oder ob SIE nur in der Nähe lauerte.
    Die Felsspalte schloss sich. Die Welt schloss sich. Alles fiel ins schwarze Nichts.

Kapitel 98
    Kanura schüttelte seine Benommenheit ab. Die ganze Höhle summte förmlich vor Energie, und er heilte sich fast nebenbei. Was hatte er schon gehabt, sagte er sich. Eine Beule am Kopf. Er lebte noch und schob das Gefühl von Schmerz und Niederlage von sich. Sein Kopf pochte und hämmerte, doch seine Entschlossenheit ließ ihn das ignorieren.
    Er schnitt mit seinem schwarzen Horn durch die Fesseln. Auf einmal ging es ganz einfach. Sie fielen auseinander, und schon stand er, die Klinge in der Hand. Er war kampfbereit.
    Der Ledergewandete sah ihn an. Die zwei Kämpfer standen sich gegenüber. Nichts geschah.
    Eine Weile war es ganz still.
    » Macha! « , sagte er dann, ebenso

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