Die Rache-Agentur
Fenster, lag ihre große Tischlampe, in tausend Stücke zersplittert. Vielleicht war es der Wind gewesen, doch eigentlich war er nicht kräftig genug dafür. Weder Dolce noch Gabbana war irgendwo zu sehen.
Etwas war hier faul. Sie erstarrte.
Ein dumpfer Knall und seltsame Geräusche auf dem Flurließen sie zusammenfahren. Ihre Haut prickelte vor Angst, und sie war in höchster Alarmbereitschaft. Doch Flick hatte völlig vergessen, dass sie nur noch mit ihrer Unterwäsche bekleidet war. Sie hob einen herumliegenden Joggingschuh vom Boden auf und spähte um die Ecke.
In diesem Augenblick wurde die Haustür zugeschlagen, und durch das Glas konnte sie nur noch verschwommen eine Gestalt erkennen, die hastig davonlief.
«Oh, verdammt, verdammt», rief Flick aus und blickte sich verunsichert um. Was sollte sie als Nächstes tun? Mit einer Mischung aus fürchterlicher Angst und Wut stampfte sie ins Bad und riss die Tür so weit auf, dass sie sicher sein konnte, dass niemand da war. Es gab keine weiteren Zimmer und damit auch keine Verstecke, aber sie sah trotzdem in ihrem Kleiderschrank und unter dem Bett nach. Auf einem Bein hüpfend, zog sie sich eine Hose an und holte eine Strickjacke aus ihrer Kommode.
«Du verdammter Scheißkerl», knurrte sie, und ihre Befürchtung wuchs, dass die Sache etwas mit Ben zu tun hatte. Eine Einschüchterungstaktik. Eine völlig gestörte Aktion, damit sie ihm vom Leib blieb. Und dabei hielt sie trotzdem noch immer an der Hoffnung fest, dass er nicht seine Finger im Spiel hatte. Er würde so etwas doch nie tun. Oder doch?
Mit zitternden Fingern schloss sie die Fenster, sah sich dann noch einmal überall um und ließ schließlich die Tür hinter sich zuknallen. Sie schloss sorgfältig ab und rannte zu ihrem Auto.
Flick wusste nicht einmal genau, wo sein Büro war – obwohl Alison etwas von Chelsea Harbour erwähnt hatte –, und während sie fuhr, steckte sie sich den Knopf der Freisprechanlage ins Ohr und ließ sich von der Auskunft seine Nummer geben.
«Houghton Properties.»
«Ist Mr Houghton da?»
«Er war terminlich außer Haus, aber er müsste schon wieder auf dem Weg zurück sein.» Die Stimme klang forsch und effizient. «Darf ich fragen, mit wem ich spreche?»
«Nein», blaffte Flick. «Nein, es ist nicht wichtig. Können Sie mir Ihre Adresse geben? Ich habe ein Päckchen abzuliefern.» Flick merkte sich die Hausnummer, trennte die Verbindung und warf sich wie eine Berserkerin in den Verkehr, fuhr dicht auf und überholte aggressiv Busse.
Natürlich war es unmöglich, einen Parkplatz zu finden, und ihre Stimmung besserte sich keineswegs, als plötzlich ein sintflutartiger Platzregen herunterkam. Anschließend dampften die Straßen, und ihr Gestank hatte sich durch den Regen nur verschlimmert. Flick ließ ein Fenster herab und versuchte, etwas frische Luft zu schnappen, aber sie fuhr zu langsam, während sie versuchte, die Autos vor ihr von links zu überholen. Sie verpasste der Seitenkonsole einen Hieb, verdammter Mist. Wahrscheinlich war er nicht mehr da, wenn sie ankam, oder er steckte in irgendeinem superwichtigen Meeting in seinem wunderschönen Büro mit Klimaanlage und Blick auf die kühl dahinfließende Themse, während er den Verkauf eines Grundstücks in erster Lage für schlappe zwanzig Millionen verhandelte.
Sie hatte recht, was die Klimaanlage betraf. Der kühle Luftzug, der über ihre Haut strich, als der Fahrstuhl geräuschlos aufging, ließ sie frösteln. Auch die Farbgestaltung der Büroräume war kühl. Helle Sofas vor einem niedrigen Couchtisch, auf dem eine ungewöhnliche Skulptur stand, deren nähere Bedeutung Flick verborgen blieb. Sie hatte jedoch unrecht, was ihre anderen Befürchtungen anging. Als sie auf den Empfangstresen zuging, entdeckte sie Ben hinter einer Glaswand. Er stand mit dem Rücken zu ihr und telefonierte, wobei er aus den riesigen Fenstern blickte. Sie konnte natürlich nichtverstehen, was er sagte, aber sein Körper war angespannt, und er hatte eine Hand in die Hüfte gestützt.
«Kann ich Ihnen behilflich sein?»
Die Empfangsdame war zierlich und blond und ziemlich leger gekleidet für das Vorzimmer eines Immobilienmagnaten. Es musste sich bei ihr auch um seine persönliche Assistentin handeln, denn sonst war niemand da. Sie lächelte und hielt den Kopf ein wenig schief, als sie auf eine Antwort wartete. Flick war außer Atem und fühlte sich ungepflegt und riesig, wie sie da vor ihr am Tresen aufragte.
«Ich
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