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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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weißt du nur sehr wenig über die Bauwirtschaft.«
    »Das ist zugegebenermaßen richtig«, sagte ich, von der Wendung des Gesprächs ein wenig überrascht.

    »Geht ihr Meteller keinen anderen Geschäften als nur der Politik, dem Krieg und der Landwirtschaft nach?« »Was gibt es denn sonst noch? Für Mitglieder unserer Klasse ist praktisch alles andere verboten. Das gens Caecilia ist zwar nicht patrizisch, aber wir stellen schon seit Jahrhunderten Konsuln. Wenn ich mich einem Gewerbe verschreiben würde, könnte ich aus dem Senat verstoßen werden, sobald ein neuer Censor sein Amt antritt.« Ich dachte kurz nach.»Natürlich gibt es immer noch Crassus, aber der macht seine eigenen Gesetze.
    Er hat sein Vermögen mit Grundstücken und Sklaven gemacht. Da das Gesetz auch städtischen Boden als landwirtschaftliche Nutzfläche definiert und selbst die gebildetsten Sklaven als Viehbestand, hält er sich theoretisch an den vorgeschriebenen Rahmen. Und die Tatsache, daß er sich das Wohlwollen praktisch jedes Censors kaufen konnte, hat ihm sicherlich auch nicht geschadet. Er war sogar selbst einmal Censor.«

    Sallustius spuckte einen Olivenkern aus. »Äh ja, die noble Tätigkeit der Landwirtschaft, die heutzutage in aller Regel so aussieht, daß man auf der Terrasse seiner Landvilla sitzt und seinen Sklaven beim Arbeiten zuguckt. Das Gesetz reicht ich weiß nicht genau - möglicherweise bis zu den Zeiten von Numa Pompilius zurück und bestimmt, daß die einzigen legalen Erwerbsquellen für einen Senator Kriegsbeute und die Früchte des Feldes sind. Bei großzügiger Auslegung lassen sich zu letzterem alle Produkte der Erde zählen, auch solche, die darunter liegen.«
    »Richtig. Etliche Senatorenfamilien besitzen Minen. So ist etwa Marius reich geworden.«
    »Und was kommt sonst noch aus dem Boden?« fragte er mit einschmeichelnder Stimme. Offenbar kam er endlich zur Sache.
    »Nun, da gibt es Holz, Steine, Ton für Gefäße, Fliesen, Backsteine …«
    Ich leierte die Liste lustlos herunter, bis mir endlich ein Licht aufging. Sallustius hatte eine wirklich gerissene Art, die Dinge zur Sprache zu bringen. Er grinste und nickte, während er eine Brotkruste in seine Schale mit Öl eintauchte. »Genau. Baumaterialien. Es gilt sogar als gerade noch akzeptabel, selbst Ziegelsteine zu produzieren, da sie aus reinem Ton sind und mit Holz gebrannt werden, will sagen, geformt und gebacken und nicht im engeren Sinne des Wortes hergestellt.«
    »Willst du andeuten, daß ich möglicherweise nicht bloß gegen betrügerische Bauunternehmer, sondern auch gegen einflußreiche Leute von vornehmer Herkunft ermitteln muß?«
    »Vielleicht sogar gegen deine Banknachbarn in der curia .« »Aber solche Senatoren würden den Bauunternehmern doch gewiß nur Rohmaterialien verkaufen. Und das hat nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, daß diese Bauunternehmer vorsätzlich fehlerhaftes und minderwertiges Material auswählen, um ihren Profit zu maximieren.« Meine Anwaltsmentalität meldete sich ungebeten zu Wort.
    Er nickte ernst. »Das sollte man zumindest hoffen.« »Und welches Interesse könntest du in der Angelegenheit haben?« »Wie du bin ich Mitglied des Senats. Und auch wenn die Sallustii möglicherweise keine so vornehme Familie sind wie die Meteller, so können wir doch auf eine stolze und lange Ahnenreihe verweisen.« Das war, ge-linde gesagt, geschönt, vor allem was die erste Satzhälfte anging. Sallustius war gebürtiger Sabiner aus den Bergen der mittleren Halbinsel, so weit, wie man überhaupt von der Stadt entfernt sein und trotzdem noch als römischer Bürger gelten konnte. Er war vor ein paar Jahren nach Rom gekommen, um sich bei den Mächtigen einzuschmeicheln und eine politische Karriere zu starten. Er hatte sich für Clodius und dessen Patron Caesar entschieden, die Männer der Stunde.

    Vermutlich hätte ich ihm seine fremde und obskure Herkunft nicht verübeln dürfen. Schließlich stammten viele der besten Männer jener Tage von außerhalb: die beiden berühmtesten waren Milo und Cicero. Und es gibt auch nicht den geringsten Zweifel, daß unter den übelsten Zeitgenossen einige gebürtige Römer waren, die ihre Blutlinien bis zu Aeneas zurück verfolgen konnten. Nur, daß Sallustius die groteske Karikatur des neuangekommenen Parvenüs geradezu perfekt verkörperte; er war vulgär, unhöflich, dickfellig, ungebildet, unbegabt und ganz allgemein ein unangenehmer Zeitgenosse.
    »Verzeih mir meine Begriffsstutzigkeit, aber

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