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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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lange eingebüßt, aber sie haben die Maßstäbe festgelegt. Sie waren die Adeligen und bestritten ihren Unterhalt mit dem Einkommen aus ihren Ländereien, also haben sie verfügt, daß ein Einkommen aus irgendeiner anderen Quelle ungesetzlich sei.«
    »Ich habe den Eindruck, das ich das gleiche Gespräch vor nicht allzu langer Zeit mit Sallustius geführt habe.«
    »Dann hat die kleine Kröte bestimmt wie üblich in Andeutungen und Anspielungen gesprochen. Ich werde Klartext reden. Die Patrizier sind praktisch verschwunden. Generation für Generation sterben weitere alte Familien aus. Wie viele sind überhaupt noch übrig? Die Cornelier, die Scipios, die Claudier und vielleicht noch maximal zehn weitere, zum größten Teil so obskur, daß man gar nichts mehr von ihnen hört. In einer weiteren Generation werden sie so gut wie verschwunden sein.
    Trotzdem folgen wir ihren uralten Bräuchen, als wären sie von den Göttern selbst angeordnet worden.«
    Für den gewöhnlich eher wortkargen Milo war das eine geradezu unglaublich lange Rede gewesen. Die Sache bewegte ihn ganz offensichtlich sehr, doch er war noch immer nicht auf den Punkt gekommen. Ich folgteeinem ebenso untypischen Pfad und hielt meinen Mund.
    »Wem gehört heute das ganze Land? Einer Handvoll Magnaten, die größtenteils im Süden der Halbinsel leben und wenig Interesse an der politischen Entwicklung des Staates zeigen. Nachdem es nicht mehr von emsigen Bauern, sondern von Sklaven bewirtschaftet wird, wirft das Land, an das sich die Patrizierfamilien klammern, heute nicht einmal mehr ein Drittel seines früheren Ertrags ab. Woher aber kommt unser Geld, Decius?« Er wartete nicht auf meine Antwort. »Es stammt von den equites und den hier ansässigen ausländischen Händlern.
    Von Geschäftsleuten!«
    Dieses letzte Wort bezeichnete zwar nichts Ungesetzliches, klang jedoch trotzdem irgendwie fremdländisch und vulgär. In der guten Gesellschaft wurden Bezeichnungen wie »Händler« oder »Geschäftsmann« stets abwertend benutzt. Kaufen und verkaufen mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, galt von jeher als Tätigkeit, die Ausländern und Freigelassenen anstand; sie mochte enorm profitabel sein, aber sie war unehrenhaft. Den geringsten Ruf genossen Bankiers und Auktionäre, die Geld verdienten, ohne im konkreten Sinne etwas zu produzieren, womit sie für rechtgläubige Menschen etwas von Magiern hatten.
    »So weit kann ich dir folgen«, erklärte ich Milo. »Es gibt drei große Wirtschaftszweige, Decius: Import-Export, Sklavenhandel und die Baubranche. Der Import-Export befindet sich weitestgehend in der Hand von Ausländern, die in aller Regel mit einem Partner zusammenarbeiten, der römischer Bürger ist. Wegen der zahlreichen ausländischen Kriege macht der Sklavenhandel eine nachhaltige Rezession durch. Aber die Stadt prosperiert. Hier in der Stadt ist die Bauwirtschaft die mit großem Abstand profitabelste Branche.«
    »Das heißt«, schlußfolgerte ich, »daß es im öffentlichen Leben Roms nur wenige Männer gibt, die diesen Bauunternehmern nicht in der einen oder anderen Form verpflichtet sind?«
    »Vor allem die Ädilen und alle fünf Jahre auch die Censoren.«
    »Bis jetzt ist niemand mit Bestechungsversuchen an mich heran getreten «, protestierte ich. »Ich bin sicher, daran würde ich mich erinnern.«
    Er lächelte. »Du hast dir einen gewissen Ruf erworben nein, nicht den der Unbestechlichkeit. Es ist eher so, daß du eine recht eigenwillige Interpretation dessen entwickelt hast, welche Form der Korruption zu deinem unbeirrbaren Pflichtgefühl paßt.«
    »Das ist vermutlich nicht der schlechteste Ruf, den man genießen kann. Ich fände es schrecklich, als ein zweiter Cato zu gelten.«
    Jetzt lachte er laut auf. Seine Männer stimmten ein, obwohl sie unmöglich gehört haben konnten, was wir mit einander geredet hatten. »Keine Sorge, das glaubt niemand. Aber die meisten deiner Senatskollegen habenweniger Skrupel.« »Das war mir schon immer klar. Willst du andeuten, daß sie sich gegen mich verbünden könnten, wenn ich gegen betrügerische Bauunternehmer vorgehe?«
    »Wann verbünden sie sich je für irgend etwas? Nein, aber es wird einige geben, die ihr Vermögen bedroht sehen. So viele sind dann gar nicht vonnöten. «
    »Clodius?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »So sehr ich es hasse, ihn irgendeines Vergehens freizusprechen, der Einfluß der Bauunternehmer reicht nicht weit genug, um ihn zu interessieren. Er verfügt über

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