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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einen Tropfen Harz ab, der aus der Einkerbung gesickert war. Es hatte sich eine kleine Kruste gebildet, doch darunter war das Holz weich. »Dies ist einer der Pfeiler, in die ich vorgestern meinen Namen geritzt habe. Sie wurden auf den Karren des Abbruchunternehmers abtransportiert. Ist das nicht illegal?«
    Ich fluchte blumig, etwas, was ich sehr gut beherrschte. »Das ist empörend! Bei Bau- oder Schiffskonstruktionsarbeiten ist die Wiederverwendung von Holz aus Abbruchhäusern per Gesetz ausdrücklich verboten. Es darf nur als Brennholz und für Scheiterhaufen benutzt werden!« »Daß die Leute Gesetze mißachten, sollte dich doch mittlerweile nicht mehr überraschen«, bemerkte Hermes.
    »Nein, aber diesmal geht es um ein Gebäude, das ich für meine Spiele brauche! Manius Florus!« bellte ich.
    Der Gerufene kam überrascht herbeigeeilt. »Ädile? Irgend etwas nicht in Ordnung?«
    »Etwas ist in der Tat ganz und gar nicht in Ordnung.« Ich wies auf den inkriminierten Balken. »Woher stammt dieses Holz?«
    »Mein Patron hat mir aufgetragen, dieses Holz in einem Lager für Bergungsgut beim Circus Flaminius ab zuholen. Dort bekommen wir normalerweise immer unser Holz für Befestigungen, Gerüste, Überdachungen für Zuschauertribünen und dergleichen, alles, was nicht Teil eines feststehenden Gebäudes ist.«
    »Dieser Balken«, sagte ich, »war bis vor zwei Nächten Teil einer Insula , die eingestürzt ist. Sämtliche Materialien wurden auf meine Anweisung hin beschlagnahmt.«
    Er machte keinen besonders schockierten Eindruck. »Nun, es ist absolut stabiles Holz, das kann ich dir versichern. Für die Verwendung in einer Insula natürlich viel zu frisch, aber perfekt geeignet für unsere Zwecke.« »Wer ist der Besitzer des Hofes für Bergungsgüter?« wollte ich wissen. »Ein Mann namens Justus. Er ist ein Freigelassener, aber ich habe keine Ahnung, wer sein Patron sein könnte.«
    »Nun gut, zurück an die Arbeit. Ich will nicht, daß dieses Theater wegschwimmt.
    « Ich stieg die Treppe wieder hinauf.»Komm mit, Hermes. Es gibt ein paar Leute, die wir dringend aufsuchen müssen.«
    Als wir durch das Theater zurück gingen, rissen Hermes' aufdringliche Worte mich aus meinen Gedanken.
    »Wäre es nicht ulkig«, meinte er, »wenn der ganze Klotz -«, er klopfte an die vermeintlich soliden Wände des Ganges, »- von demselben Mann errichtet worden wäre, der auch diese Insula gebaut hat?«
    Kaltes Grausen packte mein Herz, als wir die riesige cavea betraten und ich meinen Blick über die Sitze wandern ließ, die sich Reihe für Reihe bis in luftigste Höhen erstreckten wie eine Treppe in einem Palast der Götter. Über ihnen reckten sich die Masten der Plane im Halbkreis himmelwärts wie Speere, deren vergoldete Spitzen in der Morgensonne glänzten. Reisende konnten das Theater schon Meilen vor der Stadt sehen. Jetzt betrachtete ich es mit anderen Augen, stellte mir vor, wie die Reihen bis auf den letzten Platz mit Zuschauern gefüllt waren, malte mir aus, wie sie sich zum förmlichen Gruß erhoben, während ich als Veranstalter der Spiele das Theater betrat und meinen Platz einnahm, stellte mir vor, wie …

    »Mögen die versammelten Götter mich schützen!« rief ich.
    »Was, wenn der ganze klapprige Holzbau, vollbesetzt mit 80.000 Römern, zusammen kracht? Während meiner Spiele! Solange Rom steht, wird der Name Decius Caecilius Metellus des Jüngeren einen übleren Anruch haben als eine Wochenalte Makrele! Ich werde in einer Reihe mit Tarpeia, Brennus und Hannibal stehen, wenn die Leute Verwünschungen gegen die niederträchtigsten Feinde und Verräter Roms ausstoßen! Wenn ich es nicht vorher schaffe, mir die Pulsadern zu öffnen, werde ich auf einen Haken gesteckt, durch die Straßen geschleift und jenseits der Porta Capena gekreuzigt werden!«
    »Senatoren werden nicht gekreuzigt«, wandte Hermes ein.
    »Das macht man nur mit Sklaven und Ausländern.« »Sie werden ein Sondergesetz speziell für mich verabschieden! Die Volkstribunen werden es fordern!«
    »Mach dir keine Sorgen«, meinte Hermes beklommen. »Es steht jetzt schon seit fünf Jahren, und es wird auch noch ein weiteres stehen bleiben. Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt.«
    Das wünschte ich auch.
    Marcus Aemilius Scaurus war meiner Erinnerung nach ein Ädile vom Schlage Caesars gewesen, der immense Summen für öffentliche Bauten verschwendet hatte, um sich die Gunst der Massen zu erkaufen. Das prachtvolle Theater war nur ein Projekt unter

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