Die Rache der Flußgoetter
stotterte er, bis er sich schließlieh gefasst hatte und sagte: »Soweit ich weiß, wollte er die Bepflanzung eines neuen Weinbergs überwachen. Ja, das war es, ein Weinberg. Das konnte wohl schlecht bis zum Sommer warten.« Wahrscheinlich hatte der Mann in seinem Leben noch keinen Schritt aus der Stadt getan, und ich bezweifelte, daß er einen Weinberg von einem Fischteich unterscheiden konnte. »Hat er die Anweisung hinterlassen, die Firma von Manius Florus zu beauftragen, das Theater gegen das drohende Hochwasser abzusichern?« »O ja, Herr«, versicherte der Verwalter eilig. »Die Familie des Manius Florus gehört zur Klientschaft meines Patrons. Er hat ihnen im Zuge seiner umfangreichen öffentlichen Bautätigkeit viele Aufträge gegeben.«
»Dann muß ich in Abwesenheit deines Herrn wohl mit Manius Florus reden«, sagte ich knapp und wandte mich zum Gehen.
»Aber Herr, ist irgendwas nicht in Ordnung?« Ich hatte den alten Narren tüchtig durcheinander gebracht.
»Nichts, worum du dich kümmern müßtest.« Dann fiel mir etwas ein, und ich drehte mich noch einmal um. »Auf welches Anwesen hat er sich zurück gezogen?«»Auf sein Landgut in der Nähe von Bovillae, Herr. Soll ich ihm eine Nachricht übermitteln, daß du ihn zu sprechen wünschst, Adile?«
»Mach dir keine Umstände«, sagte ich und verließ das Haus.
Wieder Bovillae. Lucius Folius und seine Frau stammten aus Bovillae. Und ein vermeintlicher Erbe war mitsamt ihren Leichen zur Bestattung nach Bovillae verschwunden. Ich glaube nun mal nicht an Zufälle. Wir durchquerten die Porta Flumentata und betraten das weitläufige Viertel um den Circus Flaminius. Wie der TransTiber- war auch der Flaminius- Distrikt nicht so beengt wie die Stadt selbst. Von keinerlei Mauern begrenzt, konnten sich Häuser und Firmen auf großen Grundstücken ausbreiten, so daß man hier vornehmlich Unternehmen antraf, die viel Platz brauchten, wie etwa das Lager für Bergungsgüter, nach dem wir suchten, aber auch solche, die gefährlichen Umgang mit Feuer pflegten, wie etwa die Öfen der Ton- und Ziegelbrennereien.
Wir fragten uns bei einigen Holzhändlern bis zu dem Bergungsunternehmen durch, das von dem Freigelassenen namens Justus betrieben wurde. Die Firma bestand aus einem winzigen Schuppen in einer Ecke eines riesigen Lagerhofes, auf dem sich Haufen von Rohholz sowie bearbeiteten Stützpfeilern und Planken in doppelter Mannshöhe stapelten, von einer einfachen, von Holzmasten gestützten Plane notdürftig vor den Elementen geschützt. Sklaventrupps in schmutzigen, braunen Tuniken, ihr Haar bleich von Sägemehl, entluden die Karren von Abbruch-Firmen und beluden die Karren von Bauunternehmern mit Holz.
Ich fand Justus schwitzend inmitten seiner Arbeiter, die einen Wagen entluden, auf dem sich Holz stapelte, daß scheinbar so morsch war, daß man es nur noch als Brennholz verwenden konnte. Der Mann unterschied sich nur durch seinen schlichten eisernen Bürgerring von seinen Sklaven. Als er mich sah, winkte ich ihn mit dem Finger zu mir, und er kam, den Dreck von seinen Händen klopfend, herbeigeeilt. »Du bist der Adile Metellus, nicht wahr?« sagte er. Im Gegensatz zu einem kurulischen Adilen verfügte der plebejische Adile über keinerlei Amtsinsignien, keinen Liktor mit fasces , keinen kurulischen Stuhl, keinen purpurnen Streifen auf der Toga. »Hast du mich schon einmal gesehen?«
»Bei den Wahlen. Irgend jemand meinte, der Haufen um dich herum wäre die größte Ansammlung von ehemaligen Praetoren, Konsuln und Censoren gewesen, die Rom je gesehen hat.«
»Für den kleinen Schub an den Urnen geht nichts über eine vornehme Familie«, erwiderte ich.
»Womit kann ich dienen, Ädile?« Die Augen des Mannes waren offen und klar; er wirkte nicht im geringsten nervös oder schuldig, obwohl er mit einem Mann sprach, der ihn für einen Verstoß gegen die geltenden Bestimmungen hart bestrafen lassen konnte.»Ich versuche mehrere Ladungen Bauholz auf zu spüren. Sie wurden gestern und vor gestern aus den Trümmern einer Insula geborgen, die in der Nacht zuvor eingestürzt war. Der Unternehmer, der den Transport besorgt hat, war ein gewisser Marcus Caninus.«
»Oh ja, Herr. Die wurden hierher geliefert.« Er sah sich um.
»Sieht so aus, als ob das meiste noch hier wäre.«
»Dieses Bauholz wurde beschlagnahmt«, erklärte ich ihm.
»Ich dachte, Bauschutt wird komplett zu den Deponien gekarrt.«
»Das trifft für Ziegel, Mörtel und Fliesen auch zu«, belehrte er
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