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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vielen gewesen. Er hatte der Stadt auch ein luxuriöses Badehaus vermacht, das erste von Roms wirklich großen balnea , in dem die Bürger ein Jahr lang freien Eintritt hatten, inklusive Badeöl und Handtüchern. Er veranstaltete riesige öffentliche Ban-kette und bezahlte den ärmsten Bürgern der Stadt regelmäßige Zuteilungen an Brot und Olivenöl, auch wenn er nicht so weit ging wie Caesar, der allen für ein ganzes Jahr die Miete bezahlt hatte. Es erübrigt sich zu erwähnen, daß der Mann eine immens populäre Amtszeit absolviert und anschließend das städtische Praetorenamt praktisch ohne Kandidatur erhalten hatte.
    Nachdem er seinen kurulischen Stuhl wieder geräumt hatte, überließ man ihm die Provinz Sardinien zur Verwaltung. Sardinien war an sich eine prokonsularische Provinz, doch Aemilius Scaurus hatte sie bekommen, ohne vorher Konsul gewesen zu sein. Es war üblich, daß Politiker, die sich durch die Kosten ihres öffentlichen Amtes ruiniert und hoch verschuldet hatten, ihre Provinzen ausquetschten, was auch Scaurus getan hatte, und zwar so nachhaltig, daß er unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Rom wegen Korruption und Wucher angeklagt worden war. Fett von frisch erplünderten Reichtümern hatte er keine Probleme, die Geschworenen dazu zu bewegen, die Dinge ein wenig verständnisvoller zu betrachten, so daß er unlängst freigesprochen wurde. Das war in jenen Tagen eine recht typische Karriere. Es bedurfte schon eines Mannes wie Cicero, um vor einem römischen Geschworenengericht einen Schuldspruch gegen einen römischen Magistraten und zugunsten der Bevölkerung einer Provinz zu erwirken.
    Wir neigten dazu, diese kleinen Eskapaden von Seiten unserer Promagistraten mit einem Augenzwinkern zu über gehen. Man mußte schon einen Krieg im Ausland verlieren, damit sich die Bürger dafür interessierten, was man tat, während man nicht in der Stadt war. Leider fußte diese verbreitete Haltung auf der ganz und gar irrigen Annahme, daß ein Mann, der sich in der Fremde aufführen konnte wie ein habgieriger, unbelehrbarer Verbrecher, sich anschließend daheim wieder wie ein ehrbarer Bürger gebärden würde. Irgendwie funktionierte das scheinbar nicht.
    Zu meinem Glück lag das Haus des Aemilius Scaurus nicht weit vom Theater entfernt an der alten Stadtmauer unweit der Porta Flumentata. Es war ein recht imposantes Gebäude, das in den Tagen erbaut worden war, als es in Rom noch keine bevorzugten Lagen gab. Wie viele dieser älteren Stadthäuser war es von Läden und Elendsquartieren umgeben, an seine Rückseite grenzte ein kleiner Markt, der sich auf frischen und eingelegten Knoblauch spezialisiert hatte.
    Der Janitor ließ mich herein, und wenig später erschien ein beleibter Mann, der kurz die Augen aufriß, als er mich sah.
    Seine Nasenspitze wurde von einer großen, purpurfarbenen Warze geziert.
    »Willkommen, Ädile! Welch unerwarteter Besuch. Ich bin Juventius, der Verwalter des städtischen Besitzes meines Patrons. Ich hoffe, beim Theater ist alles in bester Ordnung?«
    »So weit schon«, sagte ich. Ich hatte den Mann nie persönlich getroffen, weil einer meiner Klienten die Absprachen über die Anmietung des Theaters getroffen hatte. Offenbar war dies der Mann, mit dem er zu tun gehabt hatte. »Die Arbeiter verstärken in diesem Moment die Befestigung, doch der Rest bleibt dem Fluß überlassen.«
    »Ich habe Vater Tiber bereits ein Opfer dargebracht«, sagte er. »Wollen wir hoffen, daß er es annimmt.«
    »Du hast das Opfer dargebracht?« fragte ich. Üblicherweise wurden religiöse Riten vom Haushaltsvorstand persönlich zelebriert, nicht von einem Untergebenen.
    »Ja, der Prokonsul hat die Stadt gestern verlassen, um ein wenig Zeit auf einem seiner Landgüter zu verbringen.«
    »Hat er das? Wollte wohl in sichere Höhen, was? Oder versteckt er sich vor sardinischen Attentätern?«
    Das servile Lächeln des Mannes verblaßte. »Wie meinen, Herr?«
    »Ich muß deinen Herrn sprechen und stelle fest, daß er aus der Stadt geflohen ist. Die meisten von uns ziehen sich im Hochsommer auf ihre Landgüter zurück. Warum diese Hast, die Stadt zu verlassen?« Natürlich hatte ich nicht die Befugnis, Erklärungen über die Handlungen eines Mannes von seinem Rang zu verlangen, aber als Amtsträger konnte man durch bloße Penetranz und Widerwärtigkeit vieles erreichen. Lakaien wie dieser Verwalter haben die angeborene Neigung, vor jeglicher Autorität zu kriechen.
    »Aber, Ädile, ich … ich …«

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