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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mich, »aber anständiges Holz wird zur weiteren Verwendung geborgen, ebenso wie gut erhaltene Quader, wenn das Gebäude nicht abgebrannt ist.«

    »Steht das im Einklang mit den Bauvorschriften?« fragte ich ihn.
    Er zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich habe sie nie gelesen. Aber es war schon immer so, daß wir bei einem Gebäude, daß nicht niedergebrannt oder wegen Verwendung minderwertigen Materials eingestürzt ist, die Steine zur Wiederverwendung bergen dürfen. Nach einem ausführlichen Erdbeben ist unser Steinlager auf Jahre gefüllt. Wenn dann ein wirklich großes Bauprojekt wie Pompeius' Theater ansteht, kannst du darauf wetten, daß man, wo es nur geht, Trümmersteine verwendet. Nur die Steine der Außenfassaden wurden speziell für das Bauwerk gehauen.« Für einen Mann wie ihn war eine uralte Sitte weit bedeutender als jedes in einem Buch aufgeschriebene Gesetz, das er ohnehin nie zu Gesicht bekommen hatte.
    »Aber dieses Gebäude ist eingestürzt, weil bei seiner Errichtung die Bauvorschriften nicht eingehalten worden sind«, sagte ich, »und ich habe dieses Material persönlich beschlagnahmt. Wie, frage ich mich, konnte der Bauunternehmer Manius Florus Teile eben dieses Materials heute morgen bei der Sicherung der Uferseite des Aemilius-Theaters verwenden?« »Oh, das. Nun, das Holz wird nicht zur Errichtung eines dauerhaften Gebäudes verwendet, verstehst du. Für provisorische Bauwerke wie Gerüste und dergleichen kann man dieses Holz ruhig benutzen. Außerdem ist es absolut gutes Holz, vielleicht ein wenig frisch.«
    Ich rieb mir die Stirn, weil ich langsam Kopfschmerzen bekam. Erneut mußte ich mir eine freie Auslegung des Gesetzes anhören. Ich entschied, daß ich all diese Gesetze und Bauvorschriften heraussuchen und in Stein meißeln lassen würde, um sie an einem öffentlichen Ort auszustellen. Eine weitere Ausgabe, die ich mir kaum leisten konnte.
    Justus kratzte seinen Lockenkopf, was einen mittleren Niederschlag von Sägespänen auslöste. »Woher wußtest du, daß das Holz aus dieser Insula stammt, wenn ich fragen darf?«
    »Ich nehme meine Pflichten als Ädile sehr ernst«, erklärte ich ihm. »Ich habe das Holz heimlich markiert, um all jene zu überlisten, die die Gesetzeder Republik mißachten.« Er nickte bewundernd. »Sehr schlau.«
    »Hier liegt noch mehr!« rief Hermes. Er war zwischen den Holzstapeln umhergeschlendert und trat jetzt gegen ein paar schwere Balken. Ich ging zu ihm, Justus eilte mir nach.
    »Das sind die Träger, die wir in dem Keller gesehen haben«, sagte Hermes.
    »Siehst du, hier ist eines der Spechtlöcher.« Er stieß mit dem Zeh gegen einen der schweren Balken.
    »Ja, das stammt von der Insula «, bestätigte Justus stirnrunzelnd.
    »Caninus hat es gekauft und hier abgeladen. Dann wollte er ein paar schwache, morsche alte Balken in derselben Größe. Die werden normalerweise für Scheiterhaufen verwendet. Warum soll man gutes Holz nehmen, wenn man es bloß verbrennen will? Außerdem ist in letzter Zeit niemand Wichtiges gestorben, also hatte ich vorrätig, was er suchte. Ich fragte ihn, wofür er es brauchte, aber er meinte nur, daß Männer, die keine dummen Fragen stellen, auch nicht Gefahr laufen, daß ihnen die Zunge abgeschnitten wird. Und ich weiß eine Anspielung zu deuten.«
    »Ich weiß, wo dieses Holz gelandet ist«, sagte ich und dachte an den Hof vor dem Ceres-Tempel.
    Justus ging in die Hocke und betrachtete das von Hermes bezeichnete Loch. Er steckte einen Finger hinein, zog ihn wieder heraus und untersuchte seine Fingerspitze. »Das ist kein Spechtloch«, verkündete er.
    »Dann vielleicht von einem Eichhörnchen?« fragte Hermes.
    Justus lachte. »Ihr wißt wohl nicht viel über Holz, was?«
    »Kläre uns auf«, bat ich ihn.
    »Nun, Herr, dieses Loch stammt von Menschenhand, vorgebohrt, wie man es tut, wenn man zwei Balken mit einem schweren Bolzen verbindet. «
    Hermes und ich sahen uns an. »Erinnerst du dich noch an die Werkzeuge, die wir im Keller gefunden haben?« sagte der Junge.
    »Justus, ich möchte dieses Holz genau untersuchen«, ordnete ich an. Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Die Sklaven kamen gelaufen, und er gab gellend Befehle. Binnen weniger Minuten waren alle Balken ordentlich im hellen Licht ausgebreitet, so daß wir sie von allen Seiten betrachten konnten.
    Die Sklaven standen bereit, um die Balken auf meine Anweisung hin umzudrehen. »Noch mehr Löcher«, sagte Hermes und zeigte auf zwei, die kaum

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