Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
ich einen sicheren Platz, wo ich meinen Dolch in der Scheide und mein Caestus verstauen konnte, den mit Dornen besetzten Schlagring aus Bronze, wie ihn Faustkämpfer tragen, nur ohne das komplizierte Riemengeflecht. »Möchtest du auch ein Schwert einstecken?« fragte Hermes und hielt das leichte gekerbte Arenaschwert hoch, das ich manchmal dem breiten schweren gladius vorzog.
    »Nein, das wäre zu auffällig, während man diese Waffen gar nicht sieht. Ein Schwert könnte selbst ein Blinder nicht übersehen. Und suche meine älteste Toga raus. Sie macht zwar keinen besonders würdigen Eindruck, aber ich werde sie im Zweifelsfall auch nicht vermissen.« Für einen Mann auf der Flucht ist eine Toga nichts als ein Hindernis. Falls ich also davonrennen mußte, würde ich sie zurück lassen, und meine übliche Amtstracht war viel zu teuer, um sie weg zu werfen.

    Ich nahm einen fünf Fuß hohen Lederköcher, der etwa ein halbes Dutzend leichte Wurfspeere enthielt, und gab ihn Hermes. »Hier. Bring das aufs Dach und halte ein Auge auf jeden, der sich dem Tor nähert. Wenn er so aussieht, als wollte er es aufbrechen, verpaß ihm ein oder zwei.«
    Er nahm den Köcher und hängte ihn sich über die Schulter.
    »Wie du mir dauernd unter die Nase reibst, könnte ich gekreuzigt werden, wenn ich innerhalb der Stadtmauern eine Waffe anfasse.«
    »Wenn du es niemandem sagst, werde ich es auch nicht verraten. Außerdem darf ein Sklave zur Waffe greifen, um das Haus seines Herren zu verteidigen. Auf der Straße ist das etwas anderes. Und jetzt hoch mit dir. Melde mir, wenn jemand aufkreuzt, auch wenn er freundlich aussieht.« Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und begann, die Wachstäfelchen und Schriftrollen durch zu gehen. Es handelte sich hauptsächlich um Kopien von Pachtverträgen, die der Censor mit diversen publicanu abgeschlossen hatte, zum größten Teil über Arbeiten, von denen ich nicht einmal gewußt hatte, daß sie in die Zuständigkeit dieses Amtes fielen. Es gab beispielsweise Unternehmer, die die toten Pferde und Ochsen auf den Straßen und Plätzen der Stadt abtransportierten, oder Parfümeure, die eine hübsche Summe dafür kassierten, daß sie nach einem Feiertag die Blumenblüten zusammenfegten. Die Walker wiederum waren lizensiert, die öffentlichen Pißtöpfe zu leeren. Ich wollte mir lieber nicht ausmalen, wasdiese Leute meinen Togen mit dem Zeug antaten.
    Mein Blick fiel auf eine kleine Schriftrolle mit einer unbeholfenen Handschrift. Ich wollte sie gerade beiseite legen, als mir ein unerwarteter Name ins Auge stach. Bevor ich Gelegenheit hatte, ihn näher zu untersuchen, erschien Hermes in der Tür.
    »Ein Haufen von Milos Leuten ist an der Tür«, verkündete er.
    Einen Moment lang verspürte ich ein Stechen ob seines vermeintlichen Verrats. Gewiß konnte Milo sich nicht gegen mich gewendet haben! »Wie viele sind es, und was wollen sie?«
    »Zehn, aber es sieht so aus, als ob sie bloß den Weg für Fausta freigemacht haben.«
    »Ach so, na dann wieder ab aufs Dach.« Er trottete von dannen, und ich legte die kleine Schriftrolle zur späteren Begutachtung beiseite.
    Milos Burschen hatten es sich in ihren neuen, weißen Tuniken im Atrium bequem gemacht. Sie machten sich mittlerweile nicht einmal mehr die Mühe, ihren Beruf zu verbergen. Jeder von ihnen hatte ein mit Dornen besetztes Lederband um den Unterarm gewickelt, dazu trugen sie Militärstiefel und Kappen aus Eisen, Bronze oder hartem Leder und in den knorrigen Händen fünf Fuß lange Eichenstäbe. Einige hatten auch mit Dornen besetzte Caesti . Es sah aus, als würden sich Milos Männer jetzt in offenem Kriegszustand wähnen, es sei denn, dies war eine Spezialeskorte, auf der Fausta bestanden hatte.
    Wenn sie in ihrer überdimensionierten Sänfte durch die Straßen von Rom getragen wurde, fühlte man sich unwillkürlich an ein angriffsbereites Schlachtschiff erinnert. Entweder man machte Platz, oder man wurde gerammt. Ich fand Julia und Fausta am Teich, in den Anblick der Statue vertieft. Fausta hockte mit ob ihres hochgerutschten Gewandes weitgehend entblößten Schenkeln am Boden.
    »Das ist keine Kopie«, befand sie. »Es ist ein Original aus Aphrodisias, mindestens zweihundert Jahre alt.« In dieser griechischen Kolonie in Asien wurden die prächtigsten zeitgenössischen Skulpturen hergestellt. »Das kann man an den Feinheiten erkennen. Ich habe raffinierte Griechen gekannt, die diese Politur hinbekommen, und auch die hauchzarte Vergoldung

Weitere Kostenlose Bücher