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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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für ein Gestank!« bemerkte Hermes unter Würgen. Wie durch ein listiges Spiel der Luft war der Geruch von der Krone der Uferböschung aus praktisch nicht wahrnehmbar gewesen, aber nur wenige Schritte entfernt war der üble Gestank fast mit Händen zu greifen und ließ meine Augen tränen. Ich hatte recht gehabt. Die Abwässerkanäle waren vollgelaufen und schwemmten den Dreck jahrelanger Korruption direkt in die Stadt zurück.
    »Ziemlich reif«, stimmte der Fährmann zu, wobei ihn weder der Ge-stank noch die allgemeine Lage besonders zu beunruhigen schienen. »Ich wünschte, man könnte Geld machen mit dem Fischen von Ratten. Ich würde meine Netze aufspannen und wäre bei Sonnenaufgang ein reicher Mann. Heute nacht kann man im Fluß jedenfalls nicht fischen und wahrscheinlich auch noch für etliche weitere nicht.« Er schüttelte ein paar Ratten von seinem Stab, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. Als er ihn wieder ins Wasser stakste, erkannte ich, daß es nur knietief war, doch was mich betraf, hätte es ebensogut tiefer als der okeanos sein können. Es kam überhaupt nicht in Frage, daß ich durch diese Brühe waten würde.
    Wir schipperten über den Viehmarkt, der jetzt so menschenleer dalag wie vor der Ankunft der Ureinwohner, und glitten vorbei an dem hoch aufragenden Wagentor des Circus.

    Mir war klar, daß noch einige Arbeit erforderlich war, bevor ich dort meine Rennen abhalten konnte. Nach dem Hochwasser würde sich die Bahn in einem grauenvollen Zustand befinden.
    Schließlich landeten wir am Fuß des Aventin. Noch bevor Hermes und ich aussteigen konnten, kam ein Paar den sanften Abhang hinunter gelaufen und rief dem Bootsmann zu, er solle warten. Auch ohne das Geld aus dem Rattenfang hatte er eine geschäftige und profitable Nacht vor sich.
    »Bring uns sofort zum Palatin!« gebot eine hochmütige, eigenartig vertraute Frauenstimme. Ich trat unhöflich nahe an die Person heran, bückte mich und spähte auf die patrizischen Gesichtszüge, die unter dem Tuch verborgen waren, das den Kopf der Frau bedeckte. Der Schein der Bootsbeleuchtung und der sehr viel kleineren Fackel, die Hermes in der Hand hielt, enthüllte ein unverkennbares Gesicht, das mich anstarrte wie eine Gorgone.
    »Sieh da, verehrte Dame Cornelia! Ich hatte kaum erwartet, dich noch so spät hier anzutreffen.«
    »Was willst du hier, Ädile Metellus?« fauchte sie.
    »Zweifelsohne wie üblich auf einer deiner Zechtouren unterwegs, während die Stadt sich im Notstand befindet!«
    »Meine Sorge gilt der ganzen Stadt«, erwiderte ich höflich, »und im Dienst für den Senat und das Volk gönne ich mir keinen Augenblick Ruhe.
    Ich wollte gerade dem Tempel einen Besuch abstatten, und wen treffe ich: die Dame, die an Rang und Ehre nur der Frau des flamen dialis und der virgo maxima nachsteht, begleitet von einem ihrer Eunuchen.« Doch in Wirklichkeit konnte ich den kantigen, kahlrasierten Kopf ihres Begleiters mit dem wütenden Gesicht sofort einordnen. »Oh, ich bitte um Verzeihung, Marcus Porcius, ich dachte, du wärst eine der Tempeldrohnen! Das trifft sich gut! Du bist genau der Mann, mit dem ich reden muß.«
    »Metellus«, knurrte Cato, »wenn du den Ehrgeiz hast, den Sonnenaufgang zu erleben, solltest du dich in acht nehmen!«Cornelia legte ihre Hand auf seinen Arm, und er beruhigte sich wie ein aufsässiger Hund bei der Berührung seines Herrn. Es war fürwahr eine Nacht der Enthüllungen.
    »Decius Caecilius«, säuselte Cornelia in völlig neuem Ton, »wie kann ich dir helfen?«
    »Oh, die Sache ist die: Ich kann heute nacht nicht nach Hause gehen, und ich bin sicher, daß meine Freunde schon Klienten aus den tiefer gelegenen Stadtteilen beherbergen, also dachte ich, ich gehe einfach in das Büro der plebejischen Adilen und rolle mich in einer Ecke zusammen.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, sagte sie. »Sag den Sklaven einfach, sie sollen dich in die Gästequartiere führen. Sie sind recht gut ausgestattet. Sag den Sklaven, sie sollen dir jeden erdenklichen Dienst erweisen, wenn sie nicht mein Mißfallen herauf beschwören wollen.«
    »Das ist sehr liebenswürdig, meine Dame«, bedankte ich mich artig, bevor ich an Cato gewandt sagte: »Mit dir muß ich im ersten Morgengrauen konferieren.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Du hast etwas erfahren, wie?«
    »Eine ganze Menge sogar. Es wird dir gefallen. Und vielleicht kommt es schon bald zu Gewalttätigkeiten.«
    Sein bulliger Schädel schnellte in einem emphatischen Nicken nach vorn.

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