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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Säcke mit Hilfe eines Flaschenzuges an Bord hievten.
    Ganz in seiner Nähe hatte sich eine aschblonde Frau über einen dampfenden Bottich gebeugt und bewegte darin Wäsche mit einem langen Stab. Walthers Ehefrau Jane. Sie bemerkte Yvain und Marian als Erste. »Walther, wir bekommen Besuch«, rief sie.
    »Nun, das ist ja eine angenehme Überraschung.« Walther stieß ein dröhnendes Lachen aus und trat an das Reep, wo er Marian an Bord half. »Kommt mit nach drinnen, damit ich Euch einen guten Wein und Kuchen anbieten kann.« Er wies auf den hölzernen Aufbau in der Mitte des Schiffes.
    »Geht ihr beiden Männer nur schon einmal alleine«, wehrte Marian lächelnd ab. »Ich helfe Jane mittlerweile bei der Wäsche.«
    Yvain folgte Walther in den Verschlag, wo ein breites, mit bunten Wolldecken bestücktes Bett, zusammenklappbare Stühle sowie Böcke mit einer Tischplatte darauf standen. Die kostbare Truhe, in die eine fremdländische Emaillearbeit eingelassen war, wies ebenso auf Walthers Reisen in ferne Länder hin wie die mit einem verschlungenen Wellenmuster verzierten Zinnbecher, die er nun auf den Tisch stellte und mit Wein aus einem Lederschlauch füllte. Walther holte noch einen Teller voller kleiner Maronenkuchen, dann setzte er sich zu seinem Gast.
    »Der Rotwein stammt aus dem Languedoc und würde bestimmt auch einem Lord ausgezeichnet munden«, sagte er gut gelaunt.
    »Es ist wirklich nicht nötig, dass Ihr mir einen derart teuren Wein anbietet«, entgegnete Yvain spröde. Er wünschte sich, er wäre nicht gekommen.
    »Ich werde es Euch sehr übel nehmen, wenn Ihr jetzt nicht sofort davon trinkt!« Walther hob seinen Zinnbecher und prostete ihm zu. »Ich schätze, Ihr habt schon lange keinen wirklich guten Wein mehr gekostet.«
    Widerstrebend gab Yvain nach. Er trank einen Schluck und ließ ihn im Mund kreisen. »Der Wein ist tatsächlich vorzüglich«, gab er schließlich zu.
    »Ja, nicht wahr?« Walther rückte sich behaglich in seinem Stuhl zurecht. »Nicht dass ich mich übermäßig loben will. Aber was Wein betrifft, könnt Ihr meinem Geschmack schon vertrauen.«
    »In den letzten Monaten seid Ihr bestimmt wieder weit umhergereist«, sagte Yvain, der einer Frage Walthers, wie es ihm ginge, zuvorkommen wollte. »Was gibt es für Neuigkeiten in der Welt?«
    »Nun, Prinz Richard residiert zurzeit in Aquitanien, der Heimat seiner Mutter. Nach allem, was ich gehört habe, macht er sich als Herrscher gar nicht schlecht. Die Menschen mögen ihn. Er hat ein fröhliches und offenes Wesen, deshalb sind die Leute schnell bereit, ihm seine gelegentlichen Anfälle von Jähzorn zu verzeihen.«
    »Hoffentlich ist er mittlerweile endlich erwachsen geworden«, entgegnete Yvain trocken. »Der Aufstand gegen seinen Vater war einfach unüberlegt und dumm.«
    »Da stimme ich Euch zu. Prinz Henry ist ja vor Kurzem gestorben …«
    »Davon habe ich gehört.« Yvain nickte.
    »Deshalb hat der König beschlossen, seinen Besitz zwischen seinen drei überlebenden Söhnen Richard, Geoffrey und John neu zu verteilen. John soll den Löwenanteil erhalten haben, was Richard bestimmt nicht schmecken wird. Aber fürs Erste scheint er sich entschlossen zu haben, die Kröte zu schlucken. Wobei John, nach dem, was meine Kunden in den Burgen und Palästen so reden, ein unreifer, verzogener Bengel und viel weniger talentiert sein soll als seine älteren Brüder.« Walther wiegte skeptisch den Kopf. »Die Aussicht, dass er möglicherweise einmal über dieses Land herrschen wird, erfüllt mich nicht gerade mit Begeisterung.«
    »Wie geht es denn dem König?«
    »Soviel ich weiß, erfreut er sich guter Gesundheit.« Walther leerte seinen Becher und schenkte sich noch einmal Wein nach. Dann schob er sich einen Maronenkuchen in den Mund. »Aber schließlich ist er nicht mehr der Jüngste.«
    »Und die Königin?«
    »Wird immer noch gefangen gehalten.«
    Der Wein erfüllte Yvain mit einer angenehmen Wärme und machte ihn gesprächiger, als er es sonst gewesen wäre. »Und – könnt Ihr von irgendwelchen Intrigen am Königshof berichten?«, fragte er halb scherzhaft.
    Walther bedachte die Frage durchaus ernsthaft. »In den letzten Jahren hat ein Mann namens William de Thorigny viel Einfluss am Hof erhalten. Zu viel, meinen nicht wenige«, antwortete er endlich. »Er scheint einen ziemlich üblen Charakter zu haben. Klug, aber brutal und rachsüchtig. Manche Höflinge sind der Ansicht, dass er den König beherrscht. Andere glauben dagegen, dass

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