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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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schreiben. Mit Pferden zu arbeiten und zu reiten hatte er ohnehin immer geliebt, und darin war er – was Philip neidlos anerkannte – der Beste von allen.
    Luce mochte auch Lord Godfrey, der zwar streng war, aber auch sehr großzügig sein konnte. Nein , dachte er, ich könnte mir keinen besseren Herrn wünschen. Sein Leben im Kloster als Knecht und Dienstbote schien manchmal jahrzehntelang zurückzuliegen und nicht nur einige Monate.
    Luce und Philip hatten jetzt den Fluss am Fuße des Abhangs erreicht und trieben ihre Pferde durch die Furt. Etwa eine halbe Meile entfernt thronte das burgartige Anwesen von Lord Malcolm auf den Ausläufern einer Hügelkette. Im Licht der tief stehenden Sonne wirkte die mit Lehm verschalte Pfahlmauer wie ein steinerner Wall. Um die Pferde nicht übermäßig zu beanspruchen, ließen sie die Tiere in den Trab fallen.
    »Was hältst du eigentlich von Lord Malcolm?«, fragte Philip Luce.
    »Ach, ich weiß nicht recht.« Luce zuckte die Schultern. »Ich habe ihn ja nur gestern Abend, als wir zum Dienst an seiner Tafel eingeteilt waren, längere Zeit gesehen. Aber er kam mir schon ziemlich hochnäsig vor.«
    »Ja, er bildet sich auf seinen Titel und seine gesellschaftliche Stellung sehr viel ein. Dabei wurde erst sein Großvater von William dem Eroberer zum Ritter geschlagen.«
    »Sagt Philip de Tallebois, dessen Familie natürlich schon seit der Römerzeit zum Adel zählte«, frotzelte Luce. Wenn Philip eine Schwäche hatte, dann die, dass er auf seine alte Familie sehr stolz war.
    »Ganz sicher zählen ein paar römische Senatoren zu meinen Ahnen.« Philip grinste und nahm ihm die Spöttelei nicht übel. »Aber du wirst zugeben müssen, dass Lord Malcolms Tochter Esme sehr hübsch ist.«
    »Das stimmt«, gab Luce zu. Esme hatte honigblondes Haar, ein ovales Gesicht, das von großen blauen Augen beherrscht wurde, und, obwohl sie erst zwölf Jahre alt war, eine sehr weibliche Figur mit wohlgerundeten Brüsten – soweit dies unter ihren Gewändern zu erahnen war. Bis vor Kurzem hatten ihn Mädchen nicht besonders interessiert, und wenn er mit ihnen zu tun gehabt hatte, hatte er sie behandelt, als wären sie Jungen. Aber im letzten halben Jahr hatte sich auch das verändert. Mädchen verunsicherten ihn und zogen ihn gleichzeitig an.
    »Immerhin habe ich nicht sehnsüchtig ›Esme, Esme …‹ im Schlaf gemurmelt, wie ein gewisser blonder Knappe.«
    »Von wegen – das ist eine dreiste Lüge!« Philip drohte ihm scherzhaft mit der Peitsche.
    Freude und Übermut durchpulsten Luce. Seit er und seine Mutter aus dem zerstörten Gut geflohen waren, hatte er keinen gleichaltrigen Freund mehr besessen. »Lass uns um die Wette reiten, wer als Erster das Tor erreicht«, schlug er vor.
    »Wir können gerne wetten, aber gewinnen werde bestimmt ich.« Philip lachte. Sie spornten ihre Pferde an und preschten auf dem schmalen, steilen Weg los. Einmal lag Luce vorn, dann wieder Philip.
    Kurz vor Lord Malcolms Anwesen holte Luce wieder auf, und gemeinsam sprengten sie durch das hohe Tor – nur um ihre Pferde so abrupt zügeln zu müssen, dass die Tiere sich aufbäumten. Denn der Hof war gefüllt mit Karren und Wagen. Knechte führten Pferde herum, deren Leiber nach einem langen Ritt von Schweiß glänzten, und andere halfen beim Entladen der Fuhrwerke.
    »He, seid ihr beiden verrückt geworden!«, brüllte der Stallmeister, ein vierschrötiger Mann, Luce und Philip erbost an. »Kommt hier hereingeprescht, als wäre das wilde Heer hinter euch her, und macht mir die Pferde ganz scheu.«
    Tatsächlich hatten einige der Tiere nervös zu wiehern begonnen und zerrten an den Halftern. Luce und Philip machten den anderen Knappen, die nun hinter ihnen durch das Tor ritten, Platz und sprangen von ihren Pferden.
    »Wer besucht denn den Lord?«, fragte Philip und musterte interessiert die fremden Reittiere.
    »Baron William de Thorigny«, erwiderte der Stallmeister barsch. »Und nun beeilt euch und versorgt eure Pferde, damit ihr mit anpacken könnt.«
    Philip fasste nach dem Zügel seiner Stute, um sie in einen der Ställe zu führen. Doch da Luce ihm nicht folgte, blieb er nach wenigen Schritten stehen und drehte sich zu dem Freund um. »Was ist denn mit dir los?«, fragte er erschrocken. »Du siehst aus, als hätte dir jemand einen Tiefschlag in den Magen versetzt.« Tatsächlich war Luce aschfahl geworden.
    Als der Freund nicht antwortete, wandte sich Philip – nachdem er sich rasch vergewissert hatte, dass der

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