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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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betrachtete.
    Der Medicus seufzte. »Ich fürchte, damit wird es dieses Mal nicht getan sein«, sagte er zögernd.
    »Was meint Ihr damit?« Dann begriff William. Nein!, durchfuhr es ihn. Ich darf den rechten Arm nicht verlieren – den Arm, mit dem ich das Schwert führe. Wie würden sich all die Adligen, denen er in den letzten Jahren bewiesen hatte, dass mit ihm nicht zu spaßen war, insgeheim an seinem Unglück weiden und sich über ihn lustig machen.
    »Es muss eine andere Möglichkeit geben«, stieß er hervor.
    »Leider nein.« Dawidth schüttelte den Kopf. »Das Fleisch ist brandig und hat schon begonnen, Euer Blut zu vergiften. Seht hier …« Er wies auf die roten Streifen, die sich über den Ellenbogen und weit den Oberarm hinaufzogen. »Wenn ich das kranke Glied nicht unverzüglich amputiere, werdet Ihr sterben. Wahrscheinlich war die Vergiftung, als ich die Wunde ausbrannte, schon zu weit in Euer Fleisch vorgedrungen.«
    Ein Krüppel …
    » Ihr werdet Euren linken Arm bald so gut gebrauchen können wie den rechten«, sagte Dawidth, als hätte er Williams Gedanken erraten. »Das ist nur eine Frage der Übung.«
    Besser ein Krüppel, als tot zu sein , dachte William. Ich muss mich zusammennehmen, darf keine Schwäche zeigen. »Gut, dann ruft Eure Leute«, sagte er betont fest. Er wusste genug über Amputationen, um sich darüber im Klaren zu sein, dass sie eine grauenhafte Qual waren und dass mehrere Männer gebraucht wurden, um ihn während der Operation festzuhalten. Den mit Mohnsaft gemischten Wein, den ihm Dawidth verabreichte, lehnte er dieses Mal nicht ab, denn dies wäre eine Dummheit gewesen.
    Der Trank half den Schmerz zu dämpfen, als das Messer des Medicus das Fleisch rund um den Armknochen aufschnitt. Doch als Dawidth die Säge ansetzte, kam es William vor, als ob ein riesiges Tier über ihn herfiele, ihn mit seinen Klauen packte und bei lebendigem Leib zerfleischte.
    Er brüllte und fluchte und versuchte vergebens, sich unter den Händen der Männer, die ihn auf dem groben Eichentisch festhielten, aufzubäumen.
    Diese Qual und dass ich zum Krüppel werde, verdanke ich nur der rothaarigen Tochter Alines, war Williams letzter klarer Gedanke, ehe er die Besinnung verlor.
    *
    Den ganzen Tag, vom Morgengrauen bis zum Anbruch der Abenddämmerung, waren sie immer weiter gewandert. Nur einmal hatten sie eine kurze Rast an einem Bach eingelegt, um etwas zu trinken. Es hatte Adela ihre ganze Kraft gekostet, einen Fuß vor den anderen zu setzen und vorwärtszugehen. Luce war neben Guy hergetrottet. Er hatte kaum reagiert, wenn sie versucht hatte, ihn anzusprechen. Auch jetzt am Feuer hielt er Abstand zu ihr.
    Adela reichte ihm einen Fleischstreifen und ein Stück Brotfladen.
    »Luce, du musst etwas essen«, drängte sie ihn.
    »Nein, ich will nichts davon.« Er schüttelte den Kopf und starrte an ihr vorbei ins Feuer.
    »Luce …«
    »Nein!« Seine Stimme klang hoch und schrill. »Und überhaupt hast du mir gar nichts zu sagen. Du hast mich angelogen.«
    Gerard, der das Maultier versorgt hatte, kehrte, gefolgt von Guy, zum Feuer zurück. Er hatte Luces Worte gehört und kniete sich neben ihn. Zu Adelas Überraschung holte er einen geschnitzten Fisch aus der Tasche seines Umhangs und hielt ihn Luce auf seiner schwieligen Hand hin.
    »Dieser Fisch ist ein Geschenk deines Vaters«, sagte er ruhig. »Er gab ihn mir am Abend, bevor er starb, und er trug mir außerdem auf, dir zu sagen, dass er dich sehr liebt.«
    Luce betrachtete das geschnitzte Tierchen, während seine Lippen zu zittern begannen. »Ein Fisch wie der Lachs, den wir zusammen geangelt und dann wieder ins Wasser geworfen haben«, flüsterte er dann.
    »Du warst damals glücklich, nicht wahr?«
    Luce nickte nur. Dann nahm er Gerard den geschnitzten Fisch sehr vorsichtig ab und umschloss ihn mit seiner kleinen Hand, als müsste er ihn beschützen.
    »Luce, dein Vater würde es verstehen, dass du sehr traurig und zornig über seinen Tod bist und wahrscheinlich auch noch lange bleiben wirst«, sprach Gerard eindringlich weiter. »Aber er würde sich auch wünschen, dass du irgendwann verstehen kannst, dass er in deiner Erinnerung immer bei dir ist. Und vor allem würde er sich wünschen, dass du irgendwann wieder glücklich sein wirst.«
    Die Andeutung eines Lächelns erschien um seinen Mund. »Und zum Glücklichsein, mein Junge, gehört auch, dass man etwas im Magen hat.« Er nahm Adela den Fleischstreifen und das Stück Brotfladen ab und hielt

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