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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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die Wunde noch einmal begutachtete.
    Nachdem William mit dem König und einigen Adligen die Morgenmahlzeit eingenommen hatte, schickte er einen seiner Diener nach dem Arzt. Während er auf ihn wartete, schien es ihm, als ob der Schmerz schlimmer würde. Die Wunde brannte nun nicht nur, ein pochendes Ziehen erfüllte den ganzen Unterarm.
    »Ihr habt Euch viel Zeit gelassen«, bemerkte William de Thorigny gereizt, als der Medicus, ein korpulenter Waliser, der Dawidth hieß, endlich in das Zelt trat.
    »Ich musste einem Soldaten den Fuß amputieren und konnte den armen Kerl schlecht mit halb durchgesägtem Knochen auf meinem Tisch liegen lassen, nur weil Ihr nach mir verlangt habt.« Dawidth ließ sich nicht einschüchtern. »So, und nun reicht mir bitte Euren Arm.«
    Rasch und geschickt nahm der Medicus den Verband ab. Das Fleisch war bis zum Ellbogen stark gerötet und geschwollen. »Tja, es tut mir leid, aber der Schnitt hat sich entzündet«, stellte er fest.
    »Tatsächlich? Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet«, erwiderte William sarkastisch. »Was werdet Ihr jetzt tun? Die Wunde ausbrennen?«
    »Ja, das wird das Beste sein.« Dawidth nickte. »Wollt Ihr ein Mittel gegen den Schmerz?«
    »Nein«, William winkte ab, »ich bin keine Memme. Fangt schon an.«
    Der Gestank von verbranntem Fleisch füllte das Zelt, während der Medicus die Klinge eines glühenden Messers mehrmals auf die Schnittverletzung presste. William stieß einige derbe Flüche aus, zuckte vor der Klinge aber nicht zurück.
    »So, jetzt wird die Wunde sicher gut heilen«, sagte Dawidth, als er schließlich eine Kräutertinktur über die Verletzung geträufelt und den Unterarm wieder verbunden hatte.
    »Das hoffe ich auch.« William stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    *
    Die Schlacht verloren … Die Burg von Sées, seine letzte sichere Bastion, von seinen Feinden eingenommen … Die Reste seines Heers zersprengt … Nein, es konnte nicht sein, dass der Aufstand gescheitert war. Außer sich vor Zorn packte Richard Plantagenet einen Stuhl und schleuderte ihn quer durch das Zelt. Es verschaffte ihm eine gewisse Befriedigung, als das Möbelstück krachend an einer Truhe zerschellte.
    »Schade um den schönen Stuhl …« Eine gelassene Stimme ließ ihn herumfahren.
    Eine hochgewachsene Frau stand im Zelteingang. Sie hatte die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht gezogen. Doch Richard erkannte seine Halbschwester sofort.
    »Ihr scheint überraschende Auftritte wirklich zu lieben«, bemerkte er bissig, als er sich von seiner Verblüffung erholt hatte.
    »Oh, es ging mir nicht darum, Euch zu überraschen«, bemerkte Matilda trocken, während sie sich auf einen heil gebliebenen Stuhl setzte und den Mantel von ihren Schultern gleiten ließ. Ihr Kleid aus hellblauer Seide betonte wieder ihre vornehme Blässe. »Ich möchte nur mit Euch reden.«
    »Ich bin nicht auf Euren Trost angewiesen, falls Ihr deshalb gekommen seid«, erklärte Richard verächtlich.
    »Ich habe es wirklich nicht auf mich genommen, mich zwischen Horden von flüchtenden Soldaten zu Euch durchzuschlagen, nur damit Ihr Euch an meiner Brust ausweinen könnt.« Matilda lächelte kühl. »Ich will wissen, was Ihr jetzt weiter zu tun gedenkt.«
    »Ich werde mich unserem Vater auf gar keinen Fall unterwerfen.« Trotzig schob Richard das Kinn vor.
    »Und was wollt Ihr stattdessen tun? Habt Ihr etwa vor, bei dem französischen König unterzukriechen und ein Leben von seinen Gnaden zu führen, während Eure Brüder Henry und Geoffrey sich bei unserem Vater einschmeicheln? Nicht zu vergessen Euren Bruder John, der im Moment zwar noch zu klein ist, um sich an Ränken zu beteiligen und seinen Teil an der Macht zu fordern, der aber bald ebenfalls alt genug dazu sein wird. Falls unser Vater noch einige Jahre leben wird – und danach sieht es im Moment wirklich aus …«, ihre meergrünen Augen funkelten unergründlich, »werden die drei bei seinem Tod das Reich unter sich aufteilen. Wenn Ihr Glück habt, werden sie Euch dann mit einigen unbedeutenden Städten und Landstrichen abspeisen. Sehr viel wahrscheinlicher werdet Ihr allerdings gar nichts von ihnen erhalten.«
    »Ich habe nicht vor, mich zu Ludwig zu flüchten«, entgegnete Richard hitzig. »Ich verfüge immer noch über Bewaffnete und kann Söldner anwerben …«
    »Wovon wollt Ihr die denn bezahlen, jetzt da Eure Mutter eine Gefangene des Königs ist und seine Leute ihre Ländereien kontrollieren?«, unterbrach Matilda ihn

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