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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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zu ihrem Sohn um. Das Lachen verschwand aus seinem Gesicht, und er schaute unsicher von ihr zu dem Schäfer. Sie musste ihm die Wahrheit sagen.
    »Luce, dein Vater …«, begann Adela. Doch dann versagte ihr die Stimme. Das Gesicht des Jungen wurde ganz grau. Sie streckte die Hand nach ihm aus, um ihn an sich zu ziehen. Doch Luce wehrte sie ab. Mit einem klagenden Laut, wie ihn ein tödlich verwundetes Tier ausstoßen würde, sprang er auf sie zu und trommelte mit seinen kleinen Fäusten auf sie ein. »Du hast gesagt, er wird zu uns zurückkommen! Du hast es mir versprochen«, schrie er immer wieder.
    Sie musste mit ihrem Sohn sprechen und ihn trösten. Für ihn da sein. Doch Adela fühlte nur eine unendliche Leere in sich und brachte kein Wort über ihre Lippen. Schließlich hob Gerard Luce, der sich schluchzend an ihn klammerte, hoch und trug ihn weg. Die trockenen Äste, die Adela immer noch festgehalten hatte, entglitten ihren Händen, und sie ließ sich kraftlos ins Gras sinken.
    Eine Berührung an ihrer Schulter brachte Adela schließlich wieder zu sich. Der Schäfer beugte sich über sie und legte ihr eine Decke um. »Ihr könnt hier nicht länger sitzen bleiben«, sagte er ruhig. »Kommt mit ans Feuer.« Erst jetzt bemerkte Adela, dass es tiefe Nacht und ihr Gewand ganz feucht vom Tau war.
    »Wie geht es Luce?«, flüsterte sie.
    »Er schläft, an Guy gekuschelt.« Gerard half ihr auf und stützte sie, während sie zu der Ruine gingen. Drinnen huschte der Schein der Flammen über Luces Gesicht. Es war verzerrt, als ob er an schlimmen Träumen litte. Adela wollte zu ihm gehen, doch der Schäfer hielt sie zurück und führte sie mit sanfter Nachdrücklichkeit zum Feuer. »Weckt ihn lieber nicht auf«, sagte er leise. Ja, wahrscheinlich ist sogar ein böser Traum noch besser als die Wirklichkeit , dachte Adela erschöpft.
    »Erzählt mir, wie …« Sie stockte kurz, ehe sie ihren ganzen Mut zusammennahm, um weiterzusprechen. »… Francis gestorben ist.«
    Der Schäfer starrte eine ganze Weile in die Flammen. Seine Stimme klang belegt, als er schließlich zu reden begann. »Euer Gatte hatte mir anvertraut, dass er William de Thorigny in der Schlacht töten wolle. Gegen Mittag, der Kampf neigte sich schon seinem Ende zu, entdeckte er de Thorignys Wappen zwischen den Leuten des Königs. Ich war dicht hinter ihm, musste mich aber eines feindlichen Soldaten erwehren und konnte ihm deshalb nicht helfen. Als ich meinen Gegner endlich in die Flucht geschlagen hatte, war es schon zu spät. De Thorignys Schwert hatte das Kettenhemd Eures Gatten durchstoßen und ihn dicht unter dem Herzen getroffen. Zudem war Euer Gatte aus dem Sattel gestürzt, und einige Pferde waren über ihn hinweggetrampelt.«
    Nun hat de Thorigny auch noch Francis getötet … Adela war zu erschöpft, um Hass oder Zorn zu empfinden.
    Gerard sah sie an und seufzte. »Euer Gatte war fast ohne Bewusstsein, als ich ihn fand. Alles, was ich noch für ihn tun konnte, war, ihn vom Schlachtfeld wegzubringen. Ich habe mich in einem Wald mit ihm versteckt. Bald nach Einbruch der Abenddämmerung ist er gestorben.«
    Also ist es doch Francis’ Geist gewesen, den ich am Bach gesehen habe. Er ist tatsächlich gekommen, um sich von mir und Luce zu verabschieden, ging es Adela durch den Kopf. Sie wünschte sich, sie hätte ihm in diesem Moment sagen können, wie sehr sie ihn liebte und wie froh sie für die Jahre war, die sie mit ihm verbracht hatte, statt über die Erscheinung zu erschrecken.
    »Was werdet Ihr jetzt tun?« Gerards Stimme brachte sie wieder in die Gegenwart zurück. Francis und sie hatten doch darüber gesprochen, was sie unternehmen sollte, für den Fall, dass er in der Schlacht ums Leben käme. Was war es nur gewesen? Mühsam versuchte Adela, sich zu erinnern. Dann fiel es ihr wieder ein. »Meine Schwester Ann lebt als Nonne in einem Benediktinerinnenkloster bei Bell ê me«, kam es ihr mühsam über die Lippen. »Ich werde versuchen, dort mit Luce Unterschlupf zu finden.«
    »Dann lasst uns morgen aufbrechen.« Gerard nickte. »Je eher Ihr und Luce an einem sicheren Ort seid, desto besser.«
    *
    Nachdem der Medicus die Wunde ausgebrannt hatte, ließ der Schmerz in William de Thorignys Unterarm kurzzeitig nach. Doch am Tag darauf kam er wieder. Viel schlimmer als zuvor und kaum noch zu ertragen.
    »Nun zögert nicht lange, brennt die Wunde noch einmal aus«, herrschte William Dawidth an, der den geschwollenen Unterarm sorgenvoll

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