Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
ungeduldig. »Ganz zu schweigen davon, dass sich auch Söldner nicht gerne einem Verlierer anschließen.«
»Was fällt Euch ein …« Wütend fuhr Richard sie an.
»Ich habe keine Angst vor Eurem Jähzorn.« Matilda musterte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Gelassenheit reizte Richard, nötigte ihm aber gleichzeitig auch Bewunderung ab. Mit zornig aufeinandergepressten Lippen blieb er stehen. »Statt wie ein trotziges Kind Spielzeug zu zertrümmern«, ihr spöttischer Blick wanderte zu dem zerbrochenen Stuhl, »solltet Ihr endlich erwachsen werden und der Realität ins Auge sehen. Jede weitere Schlacht, die Ihr schlagt, ist eine sinnlose Verschwendung von Menschenleben.«
»Ich hätte nicht erwartet, dass Euch das Leben einfacher Soldaten besonders kümmert.«
»Das ist auch nicht der Fall.« Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich hasse nur jede Form von Vergeudung. Außerdem schmälert Ihr so nur Eure Möglichkeiten, später doch noch zu triumphieren.«
»Ich ertrage es aber nicht, mit eingezogenem Schwanz reumütig zu unserem Vater zurückzukehren, ihn um Verzeihung zu bitten und mich seiner Gnade auszuliefern«, gab Richard heftig zurück. Er wirkte plötzlich sehr jung. »Und fast noch schlimmer wäre es, mich vor diesem Widerling de Thorigny demütigen zu müssen.«
»William de Thorigny besitzt keineswegs meine Sympathien.« Matildas Stimme klang spröde. »Aber manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen Stolz hinunterzuschlucken. Auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu.«
»Ach, meine um so viele Jahre ältere und reifere Halbschwester«, Richard warf den Kopf in den Nacken, »ich nehme an, Ihr habt bereits Eure Erfahrungen damit gemacht, vor unserem Vater zu Kreuze zu kriechen?«
»Ja, das habe ich, weil ich keine andere Wahl hatte.« Matilda hielt seinem zornigen Blick stand. »Aber meine äußerliche Unterwerfung bedeutet nicht, dass ich mich von ihm habe brechen lassen. Ich warte immer noch auf eine Gelegenheit, mich an ihm zu rächen.«
»Wofür Ihr mich als Werkzeug benutzen wollt.« Richard stieß ein freudloses Lachen aus. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Eure Rache auch William de Thorigny mit einbezieht?«
»Ja, das tut Ihr.« Um ihren Mund spielte ein Lächeln, das jedoch ihre Augen nicht erreichte. »Ich handle durchaus nicht uneigennützig, das gebe ich zu. Trotzdem könnt Ihr ohne Wenn und Aber auf meine Unterstützung zählen. Anders als Euer Bruder Henry werde ich Euch nicht im Stich lassen. Das schwöre ich Euch.« Sie beugte sich vor und sah ihn eindringlich an. »Richard, ich bitte Euch noch einmal, schluckt Euren Stolz hinunter und spielt unserem Vater den reuigen Sohn vor. Er wird Euch verzeihen, da bin ich mir sicher. Denn im Grunde genommen hängt er an Euch und Euren Brüdern. Und dann wartet ab, Eure Zeit wird kommen, und eines Tages werdet Ihr König sein. Ihr habt wirklich das Zeug dazu. Ich weiß es. Falls Ihr aber auf Eurem Trotz beharrt, werdet Ihr innerhalb weniger Monate Eure ganze Zukunft zerstören.«
Richard erwiderte nichts, sondern starrte seine Halbschwester weiter nur finster an.
*
Ihre böse Vorahnung verließ Adela auch während der nächsten Tage nicht. Eine knappe Woche nachdem sie Francis im Wald gesehen zu haben glaubte – sie lief gerade mit einem Arm voller Feuerholz über die Lichtung vor dem zerfallenen Jagdhaus –, hörte sie Huftritte. Gleich darauf teilten sich die Zweige am Waldrand, und Gerard trat, sein Pferd am Halfter führend, zwischen den Bäumen hervor. Er war allein. Adela blieb stehen und presste die trockenen Äste an sich. Wahrscheinlich hat Francis ihn vorausgeschickt , versuchte sie sich einzureden. Er wird bald nachkommen.
Doch dann erkannte sie in Gerards müdem, niedergeschlagenem Blick und seinen gebeugten Schultern die Wahrheit. Sie zwang sich, auf ihn zuzugehen. Es schien ihr sehr lange zu dauern, bis sie ihn erreicht hatte, und gleichzeitig war sie doch viel zu schnell bei ihm.
»Es tut mir leid.« Gerard schüttelte den Kopf. »Ich habe Euren Mann nicht beschützen können. Er wurde tödlich verwundet und starb am Abend nach der Schlacht.«
Noch immer weigerte sich ein Teil von Adela, die Realität zu akzeptieren. Ein lautes Bellen ertönte. Gleich darauf schoss Guy an ihr vorbei und sprang freudig um seinen Herrn herum. Luce war ihm gefolgt.
»Gerard, wie schön, dass du wieder da bist«, rief Luce aufgeregt. »Wo ist denn Vater? Hat er dich nicht begleitet?«
Adela wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher