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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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bleiben. Ich kann ihn doch krank, wie er ist, nicht einfach allein lassen.«
    Gerard wiegte den Kopf. »Es wäre besser, wenn der Junge in einem warmen Bett und unter einem festen, schützenden Dach liegen würde statt an diesem zugigen, feuchten Ort. Sicher, William de Thorigny weiß nicht, dass Ihr Euch hier in der Gegend aufhaltet. Aber wenn Ihr den Jungen im Hospital besucht und Ihr dann de Thorigny zufällig über den Weg lauft …« Er vollführte eine vielsagende Handbewegung. »Manchmal spielt einem das Leben böse Streiche. Und dieser de Thorigny scheint ohnehin mit dem Teufel im Bunde zu sein. Nein, geht Ihr zu Eurem Bruder, und ich und Eure Schwester kümmern uns um den Jungen.«
    »Ihr würdet bei Luce bleiben?«
    »Ja, natürlich.« Gerard lächelte ein wenig. »Er ist mir ans Herz gewachsen, und Guy würde ihn sicher auch sehr vermissen. Außerdem kann dieses Kloster bestimmt einen Mann brauchen, der im Stall und bei der Feldarbeit mit anpackt. Nächstes Jahr im Sommer bringe ich Luce dann zu Euch.«
    Luce regte sich, als ob er spüren würde, dass von ihm geredet wurde. Verschlafen öffnete er wieder die Augen, während ihn erneut ein heftiger Husten schüttelte.
    »Sprecht mit dem Jungen«, sagte Gerard leise zu Adela. Dann griff er nach seinem Umhang und ging auf das Feld hinaus.
    »Es ist Zeit für deine Medizin.« Adela gab etwas von dem Hustenmittel auf einen Löffel und reichte ihn Luce. Der Junge schluckte willig. O Gott, wie soll ich ihm nur erklären, dass ich ihn verlassen werde. Nein, das kann ich nicht … Widersprüchliche Gedanken stürmten durch Adelas Kopf.
    Luce griff nach dem Holzkamel und ließ es über eine Unebenheit in dem gestampften Lehmboden springen. »Sie ist nett, meine Tante, die Nonne«, sagte er nachdenklich.
    Eine bessere Gelegenheit werde ich kaum bekommen, begriff Adela. Sie kniete sich vor ihn. »Luce, es ist schön, dass du deine Tante magst«, sagte sie hastig. »Ich muss dich nämlich für einige Monate bei ihr lassen. Ich fürchte, dass mich sonst William de Thorigny, jener böse Mann, finden wird. Ich würde dich gerne mit zu deinem Onkel Nicolas nehmen. Aber du bist zu krank. Deine Tante Ann wird sich gut um dich kümmern, und Gerard und Guy bleiben auch bei dir und passen auf dich auf.« Wie hohl ihre Worte doch klangen …
    Luces kleines Gesicht verzog sich abwehrend, und er rückte von ihr weg. Adelas Herz krampfte sich zusammen. Atemlos redete sie weiter: »Wir werden nur für wenige Monate getrennt sein. Nächstes Jahr, wenn die Wege wieder sicherer und das Wetter besser sein werden, wird Gerard dich zu mir bringen.«
    »Du lügst!«, schrie Luce. »Du gehst für immer fort, so wie auch Vater für immer weggegangen ist.«
    »Nein, das werde ich nicht …« Adela biss sich auf die Lippen. Sie hatte Luce auch versprochen, dass Francis wiederkommen würde, und das hatte sich als unwahr erwiesen. Wie sollte er ihr jetzt glauben, dass sie sich tatsächlich in wenigen Monaten wiedersehen würden?
    »Es ist mir völlig gleichgültig, dass du weggehst«, schluchzte Luce. »Ich mag Gerard und Guy sowieso viel lieber als dich.«
    Verzweifelt sah Adela zu, wie er sich von ihr wegdrehte und seinen Kopf in Guys Flanke vergrub. Sie hatte keine Ahnung, wie sie zu ihm durchdringen und ihn trösten konnte.
    »Adela …« Ann schlüpfte in den Unterstand. Ihr Mantel war nass vom Regen und schlammverschmiert. Ihr mitleidiger Blick verriet Adela, dass sie einen Teil des Gesprächs gehört hatte. »Es ist richtig, wie du dich entschieden hast. Ich bin eigentlich nur gekommen, um nach Luce zu sehen. Aber ich denke, es ist am besten, wenn ich Gerard suchen gehe und ihn bitte, den Jungen gleich zum Kloster zu tragen.«
    Adela nickte stumm.
    *
    Ann brachte Luce in einer Kammer des Hospitals unter, wo Leinentücher und Arzneien aufbewahrt wurden. So konnten Gerard und Guy ihn besuchen, ohne von den anderen Kranken neugierig beäugt zu werden. Während Ann einen Strohsack und Decken holte, saß Luce auf Gerards Knien. Er hatte den Kopf an seiner Brust vergraben und weigerte sich, mit Adela zu sprechen. Schließlich, als das Bett bereitet war, hob der Schäfer Luce auf den Strohsack und legte die Decke über ihn.
    »Luce …« Adela kauerte sich neben das Bett. Ihr Sohn wandte den Kopf ab. Sie wollte ihm noch einmal sagen, wie sehr sie ihn liebte und dass sie ihn niemals allein lassen würde, wenn es nicht das Beste für ihn wäre, aber sie brachte kein Wort über die Lippen. Sie

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