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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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älteren Schwester.
    »Darfst du denn so ohne Weiteres den Gebetszeiten fernbleiben?«, fragte sie impulsiv. Ann wandte sich zu ihr um und runzelte – wie es Adela vorkam – ein wenig unwillig die Stirn. »Da ich die Kranken betreue, habe ich die Freiheit, das Kloster zu verlassen, wann immer ich es für nötig erachte. Außerdem ist es nicht so, dass wir Nonnen das Leben von Gefangenen führen. Auch wenn meine Familie das zu glauben scheint …«
    »Nein, ich wollte nicht …«, stotterte Adela ein wenig schuldbewusst. »Es tut mir wirklich leid, dass wir damals nicht zu deiner Profess kommen konnten …«
    Ann hob spöttisch die Augenbrauen. »Insgeheim wart ihr doch ganz froh über die schlechten Wetterverhältnisse. Ich weiß sehr wohl, dass ihr meinen Entschluss, Nonne zu werden, nie wirklich akzeptiert habt. Aber da Héloise de Thorigny nun meine Äbtissin ist, war es ja vielleicht ein kluger Ratschluss Gottes, euch vom Kommen abzuhalten.«
    »Bist du denn glücklich mit deinem Leben?«
    »Ich bin zufrieden.« Etwas in Anns spröder Stimme hielt Adela davon ab, weitere Fragen zu stellen.
    Schweigend liefen sie weiter. Als sie den Rand des Mischwalds erreichten, setzte ein leichter Regen ein. Das kurze Gespräch mit ihrer Schwester hatte Adela ein wenig von ihren Sorgen abgelenkt. Doch nun musste sie daran denken, dass das Wetter bald endgültig umschlagen würde. Nasse, kalte Tage standen ihnen bevor. Sicher, Gerard würde sie bestimmt begleiten. Trotzdem fragte sich Adela wieder, wie sie und Luce die Reise nach Südengland bewältigen sollten.
    Nach einer guten Stunde erreichten sie endlich den Lagerplatz. Unter den dichten Zweigen einer Buche hatte Gerard ein kleines Feuer entfacht. Luce lag, in den Mantel des Schäfers gehüllt und an Guy geschmiegt, am Rand der Feuerstelle. Zu ihrem Schrecken sah Adela, dass seine Augen einen fiebrigen Glanz hatten.
    »Du bist also mein Neffe.« Ann beugte sich zu ihm hinunter, umarmte ihn und küsste ihn auf die Stirn. »Jetzt zuck nicht zurück, mein Junge. Du musst deiner Tante schon erlauben, dich zärtlich zu begrüßen. Schließlich sehe ich dich zum ersten Mal.« Sie lachte ihn an, während sie gleichzeitig mit der einen Hand in ihrem Korb kramte und mit der anderen Guy durch das Fell zauste. Gerard schenkte sie ein freundliches Nicken. Dann förderte sie aus dem Korb einen rotbackigen Apfel zutage sowie ein kleines Holztier, die sie beide Luce reichte. »Hier, den Apfel habe ich für dich in der Küche stibitzt, und die Schnitzerei hat mir einmal ein Händler geschenkt. Ich dachte, vielleicht bereitet dir das Tier ja Freude.«
    »Was ist das denn für ein Tier?« Mit gekrauster Stirn betrachtete Luce die Schnitzerei, die ganz entfernt einem Pferd ähnelte. Jedoch war der Kopf viel breiter geformt, und auf dem Rücken hatte das Wesen zwei Höcker. Seine Stimme klang zurückhaltend.
    »Der Händler hat mir erklärt, dass man es ›Kamel‹ nennt. Die Araber reiten darauf.«
    Luce antwortete nichts. Aber er schenkte seiner Tante ein scheues Lächeln und ließ das Kamel über Guys Rücken traben. Er mag Ann , dachte Adela erfreut. Ihre Erleichterung verschwand sofort wieder, als ihr Sohn von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt wurde.
    »Mein Junge, du nimmst jetzt einen Löffel von der Medizin, die ich dir mitgebracht habe«, befahl Ann. »Und danach brechen wir auf. Bis zu dem Unterstand ist es zwar nicht mehr weit. Aber wir sollten dort sein, ehe der Regen stärker wird.«
    Für den Augenblick war Adela einfach froh, alle Entscheidungen ihrer älteren Schwester überlassen zu können.
    *
    Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten sie ihren Zufluchtsort. Wie Ann gesagt hatte, war der Platz sehr abgeschieden. Der Unterstand war aus groben Brettern erbaut und schien zu Adelas Erleichterung wetterfest zu sein. Außerdem umwucherten ihn hohe Sträucher, so dass er vom Feld aus kaum zu sehen war. Während Adela Luce in eine Decke wickelte, holte Ann Brot, Käse, Schinken und Zwiebeln aus ihrem Korb. Sie ermunterte Gerard und Luce, sich davon zu bedienen. Danach raunte sie ihrer Schwester zu: »Komm mit nach draußen. Ich muss etwas mit dir besprechen.«
    Überrascht folgte Adela ihr zu einer alten Eiche, die in einiger Entfernung von dem Unterstand wuchs und mit ihrem dichten Blätterdach Schutz vor dem Regen bot.
    »Luce ist wirklich krank«, sagte Ann sanft.
    »Ja, ich weiß.« Adela fühlte sich so hilflos. »Ich habe so große Angst, dass das Fieber schlimmer

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