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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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geschenkt – eine Befriedigung, die er, wie er jetzt begriff, sonst nur kannte, wenn er eine Frau vergewaltigte.
    Marjorie rollte sich neben ihn. »Nun, hat es Euch gefallen?«, flüsterte sie.
    »Ja, sehr.« Träge streichelte er ihre schön geschwungene Hüfte. »Einen Teil des Gutes werde ich dir aber trotzdem nicht verpachten.«
    Sie rückte kaum merklich von ihm ab.
    »Keine Sorge. Ich habe dir etwas Besseres zu bieten.« William lachte. »Als meiner Geliebten wird es dir und deinen Söhnen an nichts mangeln.«
    *
    Ann rührte eine Tinktur aus Lavendel und Eberraute in flüssiges Bienenwachs, als sich ein breitschultriger, bärtiger Mann unter dem Türsturz der Kräuterhütte hindurchbückte. Er trug einen großen, geflochtenen Korb auf dem Rücken, in dem Wollballen lagen. »Seid Ihr Schwester Fidelis?«, fragte er. Er sprach mit einem südenglischen Akzent. Als sie bejahte, zog er ein mit einer Kordel verschnürtes Pergament aus seiner Manteltasche und reichte es ihr. »Dann habe ich etwas für Euch.«
    Das war sicher eine Nachricht von Adela … Anns Herz schlug schneller. Mittlerweile war es Ende Mai. So lange hatte sie schon auf ein Lebenszeichen von ihrer Schwester gewartet.
    »Wenn Ihr mit mir zum Hospital kommen wollt, kann ich Euch für Eure Dienste bezahlen«, sagte sie. In ihrem Arzneimittelraum dort hatte sie immer Münzen zur Hand für den Fall, dass sie Leinentücher, scharf gebrannten Alkohol oder fremdländische Kräuter kaufen musste.
    »Der rechte Trageriemen des Korbs hat meine Schulter aufgescheuert. Ein Mittel dagegen wäre mir mehr wert als jede Bezahlung.« Der Mann winkte ab.
    So rasch, wie Ann es mit ihrem Ethos als Heilerin vereinbaren konnte, sah sie sich die Schulter an, strich eine Salbe auf die wunde Stelle und deckte sie mit einem Verband ab. Dann, als sich der Bote verabschiedet hatte, setzte sie sich auf die Holzbank vor der Kräuterhütte und riss die Kordel entzwei. Hastig schlug sie das Pergament auseinander. Ja, Gott sei Dank, unter dem Brief steht Adelas Name , dachte sie erleichtert.
    Doch dieses Gefühl verflog, nachdem Ann die ersten Zeilen gelesen hatte. Fassungslos starrte sie auf das Pergament und weigerte sich zu glauben, was dort geschrieben war.
    »Tante Ann …« Immer noch völlig benommen von Adelas Nachrichten, blickte sie auf, als sie Luce leise ihren Namen rufen hörte. In den letzten Monaten war der Junge kräftig gewachsen. Er war mager und drahtig und braun gebrannt und wirkte – wie sie plötzlich begriff – älter als die acht Jahre, die er inzwischen zählte. »Hat Mutter dir geschrieben?« Das Lächeln verschwand von seinem Antlitz, als er ihre verstörte Miene sah. »Es sind schlechte Nachrichten, nicht wahr?«, flüsterte er.
    »Luce, dein Onkel Nicolas ist tot.« Ann konnte sich nicht überwinden, ihrem Neffen die ganze Wahrheit zu sagen. Sie schluckte. »Aber du hast eine kleine Schwester bekommen. Sie ist nach deiner Großmutter Aline getauft. Deine Mutter nennt sie Robin, weil sie rote Haare hat.« Was rede ich da eigentlich?, ging es Ann durch den Kopf, denn Luce starrte sie nur an. Die Bräune war aus seinem Gesicht gewichen, und er war ganz blass geworden.
    »Deine Mutter konnte nicht auf dem Gut deines Onkels bleiben. Sie ist mit deiner Schwester nach Oxford gegangen und spinnt dort Wolle für Webereien. Sie will Geld verdienen, damit sie dich so bald wie möglich zu sich holen kann.«
    »Ich habe gewusst, dass sie für immer weggehen wird«, schrie Luce auf.
    »Luce, das stimmt nicht …«, begann Ann.
    »Doch, Mutter ist für immer fortgegangen. Genauso wie Vater. Ich werde sie nie wiedersehen. Sie hat mich angelogen, und du lügst mich auch an.« Luce drehte sich um und rannte durch den blühenden Kräutergarten davon. Ann sprang auf und hastete ihm nach. Erst an der Tür in der Mauer zum Fluss hin holte sie ihn ein und hielt ihn fest. »Luce«, bat sie, »hör mir doch zu.«
    »Lass mich los!« Luce schlug nach ihr und wehrte sich gegen ihre Umarmung.
    »Mein Junge, deine Mutter hat wirklich keine andere Wahl. Du fehlst ihr so sehr …«
    Luce kämpfte nicht länger gegen Ann. Er begann zu weinen und vergrub seinen Kopf an ihrer Brust. Während Ann ihn streichelte, liefen auch ihr die Tränen über die Wangen. Sie trauerte um Nicolas und um Adela und um ihren Neffen, der noch viel zu klein war, um dies alles ertragen zu können.

Kapitel 5
    M it einem Korb voll rot und blau gefärbter, fein gesponnener Wolle durchquerte Adela die

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