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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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und ihren hübschen Mund hatte sie mit Henna geschminkt und ihre Augenbrauen mit Kohle nachgezogen. Ihr brauner, abgetragener Wollmantel klaffte ein wenig auf. Darunter blitzten weiße Brüste und ein rotes Kleid hervor. Ihr Gesicht spiegelte Mitleid.
    »Ach, ich weiß einfach nicht, wie ich meine kleine Tochter und mich durchbringen soll«, brach es aus Adela heraus. »Ich kann noch nicht einmal mehr die gesponnene Wolle verkaufen.« Sie deutete auf den Korb mit den roten und blauen Garnsträngen. Als sie die Wolle gesponnen hatte, hatte sie sich an der bunten Farbe erfreut, und auch Robin hatte sich gar nicht daran satt sehen können. Doch plötzlich erschien es ihr, als ob das Grau des Herbsttages in die Wolle eingesickert wäre und die Farben gedämpft hätte.
    »Ihr lebt allein?«
    »Ja, mein Mann ist tot.«
    »Tja, es sind leider harte Zeiten …«, meinte die Hure abwägend.
    »Das habe ich heute schon so oft sagen hören.« Adela schüttelte müde den Kopf. Sie wusste auch nicht, warum sie sich mit der fremden Frau über ihre Schwierigkeiten unterhielt.
    »Was sich nie ändert, sind die Bedürfnisse der Männer. Sie sind immer bereit, für die Befriedigung ihrer Lust zu zahlen.« Die Hure lachte und betrachtete Adela mit leicht schief gelegtem Kopf. »Ihr seid zwar ein bisschen mager und abgehärmt, aber ansonsten wirklich hübsch. Ein wenig Farbe in Eurem Gesicht würde Euch aufblühen lassen. Ihr würdet bestimmt viele Freier finden.«
    »Nein, ich würde niemals …«, fuhr Adela entsetzt auf.
    »Fürchtet Ihr etwa, eine schwere Sünde zu begehen und von der Kirche verdammt zu werden?« Die Hure lächelte abgeklärt. »Ich bin der Meinung, tugendhaft zu sein, können sich nur die Reichen und Mächtigen leisten. Und gerade die führen oft ein ausschweifendes Leben.«
    »Nein, ich kann wirklich nicht …« Der Gedanke, mit einem Mann für Geld zu schlafen, war für Adela unvorstellbar.
    »Wenn Ihr es Euch doch noch anders überlegt, findet Ihr mich in der Korngasse, im Haus Zum Paradiesapfel . Fragt nach Mary. Wir können frisches Blut gebrauchen. Und Ihr wirkt nicht nur hübsch, sondern auch nett.« Die Hure lächelte Adela noch einmal an. Dann sprang sie von der Mauer und schlenderte am Flussufer davon. Das bräunliche Wasser spiegelte verzerrt ihre schlanke Gestalt.
    *
    Während Adela zur Stadt zurückging, schallten Hammerschläge und Sägegeräusche über die Dächer. Männer brüllten sich Anweisungen zu. Trotz des beginnenden Nieselregens setzten die Bauleute ihre Arbeit fort. Während des Bürgerkriegs hatte Stephen seine Base Matilda in der Burg von Winchester belagert. Der Sommer damals war sehr trocken gewesen, und brennende Pfeile hatten die Dächer in Brand gesetzt. Ein großer Teil der Stadt war niedergebrannt. Noch immer war nicht alles wieder aufgebaut. Adelas Mutter Aline hatte die Belagerung mit ihrer Herrin Matilda in der Burg miterlebt und hatte zusammen mit ihr nur knapp vor Stephens Truppen fliehen können.
    Sie hatte Adela erzählt, wie damals die Qualmwolken den Himmel verdunkelt hatten und die Bürger in Scharen aus der Stadt geflohen waren. Auf Karren und Planwagen hatten sie versucht, wenigstens einen Teil ihres Hab und Guts vor den Flammen zu retten. Mutter hat so sehr gehofft , dachte Adela bitter, dass mit der Regentschaft von Matildas Sohn Henry eine lange Friedenszeit anbrechen wird . Henrys Geburt war schwer gewesen, und Matilda war fast dabei gestorben. Ob Mutter es, wenn sie noch lebte, mittlerweile bedauern würde, ihn zur Welt gebracht zu haben? , schoss es ihr durch den Kopf. Durch Henry und seine Söhne war so viel Leid über ihre Familie gekommen.
    Adela wich einer Reihe von Karren aus, auf denen Kalksteine transportiert wurden. Vor ihr lag der weitläufige, grasbewachsene Platz, wo auf Geheiß des Königs eine neue Kirche gebaut wurde. Obwohl das Kirchenschiff und der quadratische Turm erst bis zu einer Höhe von zwanzig Fuß gemauert waren, wirkte das Gebäude jetzt schon inmitten der niedrigen, strohgedeckten Fachwerkhäuser wie ein überaus einschüchterndes Symbol königlicher Macht.
    Die Hütte der verwitweten Töpferin, in deren Obhut Adela Robin gelassen hatte, während sie versucht hatte, die gesponnene Wolle zu verkaufen, lag am anderen Ende der Stadt. Sie mochte Eirene nicht besonders. Sie erschien ihr immer recht grob. Aber sie verlangte fürs Aufpassen nicht sehr viel Geld, und Robin schien sich mit Eirenes beiden Kindern, einem Jungen und einem Mädchen,

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