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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Hüterin.«
    Einen Moment starrte Ann den Mann verblüfft an. Dann riss sie sich wieder zusammen. »Ich liebe meinen Kräutergarten. Aber als Paradies würde ich ihn nicht gerade bezeichnen«, bemerkte sie trocken. »Dazu gibt es zu viel Ungeziefer. Außerdem bin ich keine ›Dame‹, sondern, wie Ihr an meinem Gewand erkennt, eine Benediktinerin.«
    »Oh, deshalb habt Ihr – hoffe ich zumindest – nicht aufgehört, auch eine Frau zu sein.« Er lächelte sie an.
    Bevor Ann ihn für diese Frechheit zurechtweisen konnte, steckte Luce seinen Kopf aus der Hüttentür heraus. »Im Paradies gibt es bestimmt auch kein Unkraut. Und hier wächst ganz viel davon«, sprudelte er hervor.
    »Luce …«, sagte Ann warnend. Für einen Waisenjungen, der aus Mitleid im Kloster leben durfte, gehörte es sich nicht, einen Fremden so einfach anzusprechen.
    »Luce …«, wiederholte der Mann zu ihrer Überraschung. Er beugte sich vor, fasste ihren Neffen an den Schultern und betrachtete ihn forschend. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, während es gleichzeitig warmherzig und gespannt wurde. »Du bist Francis’ Sohn, nicht wahr?«, meinte er schließlich.
    Ann zuckte erschrocken zusammen. »Niemand darf wissen, dass Luce Francis’ de Nonants Sohn ist!«, sagte sie hastig. »Zum Glück sind wir allein im Garten. Gebt um Gottes willen Acht, was Ihr sagt.«
    »Ihr habt meinen Vater gekannt?« Luce starrte den Fremden aus weit aufgerissenen Augen an und beachtete Ann überhaupt nicht.
    »Dein Vater und ich haben zusammen die Klosterschule besucht. Wir waren unzertrennlich. Mein Name ist Simon de Bohun. Vielleicht hat dir dein Vater einmal von mir erzählt.« Er unterbrach sich. Sein Lächeln war selbstironisch und ein bisschen wehmütig. »Weshalb rede ich eigentlich von ›vielleicht‹ … Ich hoffe, dein Vater hat dir von mir erzählt. Er war mein bester Freund.«
    »Ja, er hat von Euch erzählt.« Luce nickte aufgeregt. »Dass ihr zusammen den Unterricht geschwänzt habt, um Lachse zu angeln. Und dass die Frauen Euch lieben und …«
    »Na, ich weiß ja nicht, ob dir dein Vater die richtigen Dinge über mich erzählt hat.« Simon lachte, wurde aber plötzlich wieder ernst. »Deine Mutter lebt auch hier im Kloster?«
    Schlagartig verschwand das Leuchten aus Luces Gesicht. »Nein, sie ist vor drei Jahren fortgegangen und nicht wiedergekommen«, flüsterte er. Simon wechselte einen raschen Blick mit Ann.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?« Er sah Luce an, während er sein Bündel von der Schulter gleiten ließ und einen Apfel herausholte. »Ich habe vergessen, meinem Pferd diese Belohnung zu geben. Würdest du sie ihm bringen? Einem Fuchs mit einer Blesse zwischen den Ohren. Er steht am hinteren Ende des Stalls.«
    Luce nickte und nahm den Apfel entgegen. »Ihr geht aber nicht gleich wieder fort, oder?«, fragte er ein wenig ängstlich.
    »Nein, ich werde ein paar Tage bleiben.«
    »Luce«, Ann fasste ihn an den Schultern und blickte ihm in die Augen, »du darfst niemandem von Simon de Bohun erzählen! Hörst du?«
    »Ja.« Der Junge nickte ungeduldig.
    Mit einem nachdenklichen Lächeln sah Simon Luce nach, der nun zwischen den Kräuterbeeten davonrannte.
    »Es war klug von Euch, Luce zu bitten, Eurem Fuchs den Apfel zu bringen. Er liebt Pferde«, sagte Ann spröde. Sie wusste einfach nicht, was sie von diesem Mann halten sollte. Zuerst benahm er sich völlig geckenhaft. Dann wieder sehr ernsthaft und mitfühlend. »Woher wisst Ihr, dass Francis tot ist? Und warum seid Ihr hierhergekommen?« Sie merkte selbst, dass ihre Stimme sehr abweisend klang.
    »Vor der Schlacht von Sées schrieb Francis mir einen Brief, in dem er mich bat, mich um Adela und Luce zu kümmern, falls er den Krieg nicht überleben sollte. Außerdem teilte er mir mit, dass seine Frau und sein Sohn dann hier Zuflucht suchen würden. Der Brief erreichte mich leider erst auf Umwegen.« Simon de Bohun ließ sich von ihrer spröden Art nicht verunsichern. »Auf dem Weg hierher suchte ich Francis’ Gut bei Giverny auf. Ein Gefolgsmann des Königs hat es übernommen. Aber ich konnte mit Francis’ Knechten sprechen. Von ihnen erfuhr ich, dass ein Mann namens William de Thorigny Francis getötet hat. Und ich erfuhr auch, was dieser Mann Adela angetan hat …«
    Ann ertrug Simons mitfühlenden Blick nicht und schaute zu Boden. Nach einem Moment des Schweigens hörte sie ihn sagen: »Warum war Luce plötzlich so niedergeschlagen, als ich nach seiner Mutter fragte?

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