Die Rache der Horden
lauerte und ihre Macht zurückhielt und nur darauf wartete, dass der Wetterumschwung kam und das erste Gras des Frühlings spross, um zuzuschlagen?
Er wusste, dass sie kommen würden; das war so unleugbar wie der Aufgang der blutroten Sonne. Das verrieten die Informationen, die der verbitterte und fast durchgedrehte Hamilcar von seinen Überfallen in Cartha mitbrachte, seinem verzweifelten Versuch, wenigstens einen Teil seines Volkes zu retten. Die Flüchtlinge, die er mitbrachte, berichteten von den niemals endenden Vorbereitungen, den Gießereien, die Kanonen und immer noch mehr Kanonen ausspuckten. Gewaltige Schuppen wuchsen unmittelbar hinter den Shenandoah-Bergen empor und dienten als Garagen für die Flugmaschinen. Die Horde hatte in Cartha überwintert, und fast eine dreiviertel Million Menschen dort wanderten in die Schlachtgruben, während die Horde ihre Kraft aufbaute, die Umen den ganzen Winter über Manöver abhielten und mit den neuen Waffen übten, befreit vom Kampf gegen die Bantag, von denen es derzeit hieß, dass sie weiter nach Osten zogen.
Die Flüchtlinge berichteten auch vom Schmausen, von den Hunderttausenden, die in die Schlachtgruben wanderten. Der uralte Spruch von den »lediglich zwei von zehn, die für die Tische der Herren sterben«, war schon lange ohne Bedeutung, als planten die Merki, sämtliche Menschen zu verschlingen, die ihnen in die Quere kamen.
Sie würden kommen, wie Andrew wusste, und diesmal würde es ein Kampf bis zur Vernichtung einer Partei werden, ein Ausrottungsfeldzug.
»Wissen Sie, falls Emil Sie so hier draußen sehen würde, träfe ihn der Schlag.«
Andrew drehte sich wieder um und blickte in den treibenden Regen, und er sah Hans Schuder hinter sich stehen, einen tadelnden Ausdruck im Blick.
Andrew sagte nichts und wandte sich ab.
»Was ist mit dem Fieber?«, fragte Hans und trat neben ihn.
»Ist schon in Ordnung.«
Jetzt, wo es zur Sprache kam, bemerkte er, wie krank er sich immer noch fühlte. Ungeachtet des Strebens von Dr. Weiss nach Hygiene, womit sie diese Krankheit in Suzdal beinahe ausgerottet hatten, war der Typhus immer noch ein Bestandteil des Lebens im Armeelager. Andrew bemühte sich, das Zittern zu unterdrücken.
»Junge, warum kehren Sie nicht in Ihre Unterkunft zurück, wo Sie hingehören? Der Zug fahrt bald ein, und Sie sollten ausgeruht sein.«
Andrew lächelte traurig und sah seinen alten Mentor an. Hans Schuders dunkle Augen erwiderten seinen Blick aus einem Gesicht, das von tiefen Furchen durchzogen war und umwallt von einem Bart, der in ein buschiges Grau übergegangen war. Hans rührte sich unbehaglich und entlastete etwas das rechte Bein, Erbe der Verletzung durch die Kugel eines Scharfschützen der Rebellen vor Cold Harbor. Beide trugen sie die Souvenirs ihres Berufes, und einen kurzen Augenblick lang glaubte Andrew beinahe, die Finger der linken Hand zu spüren. »Phantomschmerzen« nannten das die alten Soldaten. Obwohl der Arm direkt über dem Ellbogen amputiert worden war, glaubte er zuzeiten, ihn immer noch zu spüren. Immer wieder mal griff er geistesabwesend an den leeren Ärmel und rechnete beinahe damit, der schon lange verlorene, bei Gettysburg begrabene Arm wäre irgendwie aus dem Staub eines anderen Planeten zurückgekehrt.
Jetzt empfand er dieses Bedürfnis wieder, verbannte es jedoch, und er wusste kaum, dass alle Menschen seiner Umgebung ihn so kannten: wann immer er in Gedanken versunken war, wanderte die rechte Hand hinüber und umfasste den runden Stumpf.
Er blickte erneut Hans an und lächelte matt.
Obwohl Hans inzwischen Kommandeur der suzdalischen Armee war, trug der Sergeant Major wie Andrew nach wie vor die Abzeichen des alten Ranges auf der fadenscheinigen blauen Jacke, derzeit unter einem rissigen und verwitterten Poncho verborgen. Hans war seit Andrews Eintritt ins Militär an seiner Seite, gab ihm Anleitung, brachte ihm das Geschäft des Kommandierens und Tötens bei und trat dann in den Hintergrund zurück, um zu sehen, wie der Mann, den er geschaffen hatte, eine neue Nation aufbaute und den Menschen die Hoffnung auf Befreiung von der Vorherrschaft der Horden bot.
»Ich brauchte einfach etwas frische Luft, Hans«, sagte Andrew schließlich und brach damit das Schweigen. »Ich gehe in ein paar Minuten wieder hinein.«
Hans schnupperte im Wind und erinnerte dabei an einen alten Hund, der eine Spur aufzunehmen versuchte.
»Aus Südwesten kommt bald neuer Regen, und wahrscheinlich wird es gegen Ende des
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