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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Tages deutlich wärmer werden.«
    »Der letzte Schnee dieses Winters, denke ich«, sagte Andrew in Gedanken verloren.
    Der Sturm war am Nachmittag zuvor mit voller Wucht ausgebrochen und hatte alle überrascht und die ersten blassgrünen Spuren des Frühlings mit dicken Verwehungen schweren nassen Schnees zugedeckt. Andrew wünschte sich, das wäre immer so weitergegangen und hätte alles unter einer so tiefen Schneeschicht begraben, dass weder Krieger noch Pferd darin vorankamen. Jeder Tag mehr bot ihnen zusätzliche Zeit für ihre Vorbereitungen. Das Jahr war jedoch schon so weit fortgeschritten, dass er zu Hause in Maine von Mitte April gesprochen hätte. Dieser Sturm war höchstwahrscheinlich das letzte Aufbäumen des Winters. Innerhalb eines Monats stand das Steppengras kniehoch. Auf der anderen Seite der Shenandoah-Berge, achtzig Kilometer südlich von hier, war es wohl schon grün, und dort zog sich die vordere Linie der Verschanzungen entlang, an der Grenze zum Reich der Merki.
    Das Eis auf dem Potomac war vor zwei Wochen gebrochen. Er hörte das Rauschen des Flusses, dessen Fluten dick und schwer waren vom schlammigen Abfluss des Frühlings. Knapp hundert Meter hangabwärts leckte das Wasser am Rand der vorgeschobenen Schützenlöcher und stürmte über den Felsengrund der Furt. Andrew hatte das Bild der Stellung im Kopf, der Himmel wusste, dass er sie schon seit genug Monaten betrachtete. Hier lag die erste Furt, fünfundsechzig Kilometer weit vor der Meeresküste, und von hier lief der Fluss breit und tief bis zum Meer.
    Aber auch diese ganze Linie musste gehalten werden, obwohl sie derzeit nur mit spärlichen Kräften bemannt war. Der Fluss war voller Sandbänke, und somit konnte man ihn, von der Mündung abgesehen, nicht mit den Panzerschiffen befahren. Ließ er ihn jedoch ungeschützt, konnten die Merki übersetzen – Meldungen sprachen davon, dass sie Hunderte leichter Boote gebaut hatten, die als Bauteile für Pontonbrücken geeignet waren. Noch waren fünfundsechzig Kilometer Schützengräben und Schanzen bis hinab zum Meer anzulegen.
    Rechter Hand von Andrew lagen, über Hundert Kilometer bis zum Wald verteilt, ein Dutzend weitere Furten, jede davon schwer befestigt, an manchen Stellen drei Befestigungslinien tief. Bis zum Mittsommertag würde sich die Lage jedoch geändert haben, es sei denn, es schüttete bis dahin jeden Tag, worum Andrew fast jede Nacht betete. Wenn der Pegel des Flusses im trockenen Sommer sank und er zu einem schlammigen Bach reduziert wurde, konnte man ihn auf ganzer Länge bis zum Meer überqueren. Bis dahin allerdings hatte Andrew drei weitere Armeekorps einsatzbereit, während sich die Horde gleichzeitig gezwungen sehen würde, sich über ein großes Gebiet zu verstreuen, damit ihre Pferde im dünner werdenden Sommergras ausreichend zu fressen hatten.
    Wir haben ihnen dann immer noch die Eisenbahn voraus, dachte er, um einen Gedanken bemüht, der ihn beruhigte: die Eisenbahn ist unsere einzige Hoffnung in diesem Krieg. Er konnte die Strecke in Gedanken nachzeichnen, wie sie von Suzdal zur Neiperfurt verlief und dann am Westufer des Flusses entlang, bis sie fünfzig Kilometer weiter beim Bahnhof Wilderness Station aus dem Wald heraus- und direkt hier herunterführte. Dann gabelte sich die Strecke und lief einerseits am Fluss entlang zum Meer, andererseits in nordwestlicher Richtung am Fluss entlang bis zu Bastion 110, die schon über fünfzehn Kilometer tief im Wald lag. Von Bastion 100 aus lief eine weitere Bahnlinie am Waldrand entlang über fünfzehn Kilometer schnurstracks zurück nach Osten und bog schließlich auf den breiten Pfad ab, den die Tugaren früher bis zur Neiperfurt benutzt hatten. Alles in allem hatten sie über Herbst und Winter in aller Eile einen gewaltigen Kreis aus Bahnlinien angelegt, insgesamt fast fünfhundert Kilometer Strecke. Ein strategisches Glücksspiel, das über fünfzehntausend Tonnen der leichten Gleise verschlang, die zehn Pfund auf dreißig Zentimetern wogen.
    Und direkt voraus lagen die Shenandoah-Berge.
    Oh Shenandoah, ich lechze nach deinem Anblick!
    Voller Sehnsucht!
    Der Schnee lag zu Hause in Suzdal wahrscheinlich noch höher. Andrew konnte sich Kathleen dort vorstellen, wie sie vor dem Kamin saß und Maddie in den Armen wiegte -Madison Bridget O’Reilly Keane, ein langer Name für ein gerade fünfzehn Pfund schweres schreiendes Menschlein. Diese Vorstellung erfüllte ihn mit einem kalten Schmerz. Nichts wünschte er sich mehr,

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