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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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schoss aus den Ventilen der Lokomotive und trieb die Zuschauer zurück, und die Lok kam bebend zum Stehen.
    Chuck sprang, den Tornister über der Schulter, von der Lok herunter und watete in die Menschenmenge. Zumindest roch es hier besser, wie er bemerkte, und er ertappte sich dabei, wie er sich kratzte und sich nach einem guten roumischen Bad sehnte. Vielleicht war das ein Brauch des Bundesgenossen, den die Rus noch guter Verwendung zuführen konnten.
    »Chuck!«
    Lächelnd blickte Chuck Jack Petracci entgegen, der sich durch die Menge drängte, gefolgt von einer Schar Adjutanten. Nach der Konferenz war Jack gleich zurückgefahren, während Chuck noch eine Woche lang in Suzdal blieb, einige der Neuerungen in den Fabriken inspizierte und sich um die Lösungen eines Wusts von Problemen kümmerte. Als er die Stadt verließ, hatte er schlimme Kopfschmerzen.
    Jetzt ging es wieder an richtige Arbeit, dachte er lächelnd. Das Dröhnen der Lok und die Fachgespräche mit dem Lokführer hatten ihm wieder zu einem klaren Kopf verholfen. Draußen in der Steppe hatte er die Lok auf ein Tempo gebracht, das er auf beinahe fünfundsechzig Stundenkilometer schätzte. Wären die Gleise solider gebaut gewesen als die Notmaßnahme des vergangenen Jahres, wäre es noch schneller gegangen. Die Kopfschmerzen waren weg, förmlich hinausgespült durch die hämmernden Kolben, den zischenden Dampf und den Fahrtwind im Gesicht.
    Aus dem ersten Wagen sah er jetzt den Konsul der Plebejer aussteigen, Julius, bei dessen Anblick die Arbeiter jubelten. Der winzige Mann mit den dunklen Augen lächelte nervös, aber dieses Lächeln wurde richtig fröhlich, als eine junge Frau mit hüftlangen schwarzen Haaren aus der Menge zum Vorschein kam und sich ihm in die Arme warf.
    »Der alte Knabe hat nicht Kais Stil«, sagte Jack auf Englisch. »Kai hätte gleich einen Scherz vom Stapel gelassen, ein Bad in der Menge genommen, ein paar Babys geküsst und wäre dann zum Wassertank gegangen, um dort mitzuhelfen.«
    »Er ist schon okay, obwohl Marcus im Grunde die Show leitet«, versetzte Chuck geistesabwesend und konnte einfach nicht den Blick vom geschmeidigen Körper der Frau wenden, die jetzt an Julius’ Seite stand und einen Arm um seine Taille gelegt hatte. »Diese Leute lernen bald genug, wie man ordentlich im Yankeestil politisiert.«
    Julius erblickte Chuck und winkte ihn heran. Chuck nahm Haltung an und salutierte.
    »Eine wundervolle Lokomotive!«, schwärmte Julius.
    »Danke, Sir.«
    »Mir ist War, warum die Sache geheim gehalten wird, aber wäre es möglich, dass meine Tochter und ich uns einmal anschauen können, was in dem großen Gebäude steckt?«
    Jack räusperte sich nervös. Die an dem Projekt beteiligten Arbeiter lebten praktisch wie Gefangene in einer Kaserne, die von einer eigenen Palisade umgeben war. Chuck war klar, dass die ganzen Vorkehrungen etwas Törichtes an sich hatten – der Schuppen konnte nur eins enthalten, und was das war, durfte getrost als offenes Geheimnis gelten; trotzdem durften nur die dort tätigen Leute und die Arbeiter der Pulvermühle auf der Nebenstrecke nach Norden über die Silbermine hinaus fahren.
    »Ihr Zug fährt in zehn Minuten, Sir«, warf Jack ein wenig zu schnell ein.
    »Ihre Tochter, Sir?«, fragte Chuck.
    Julius lächelte über den Blick in den Augen des jungen Mannes.
    »Olivia, guter Sir«, flüsterte sie, und ein Lächeln erhellte ihre Züge.
    »Ich denke, das wäre okay«, sagte Chuck nervös und blickte zum ausgehängten Fahrplan hinüber.
    »In acht Stunden trifft ein weiterer Zug nach Roum ein. Sie können mit uns fahren und dann den Nachmittagszug wieder zu diesem Bahnhof nehmen.«
    Jack seufzte, sagte aber nichts.
    Das Mädchen lächelte Chuck fröhlich an, und er deutete zu der kleinen Lokomotive hinüber, »Old Waterville« genannt, die zweite Lok, die auf diesem Planeten überhaupt gebaut worden war. Sie war ein Zwerg, verglichen mit den Loks der Malady-Klasse, die auf der Hauptlinie zwischen Suzdal und Roum verkehrten und zweimal so viele Wagen mit dem doppelten Tempo ziehen konnten. Die »Waterville«, deren vergoldete Namenslettern auf dem Führerstand durch den Zahn der Zeit etwas Glanz verloren hatten, war für Chuck jedoch ein Anblick von nostalgischem Reiz, während er jetzt zu ihr hinüberging.
    Dabei ähnelte sie schlicht einem überdimensionalen Dampfkessel mit einer winzigen Kabine hintendran, und nach dem Umbau auf die größere Spurbreite ragten die Räder seitlich viel zu

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