Die Rache der Horror-Reiter
aufblitzen.
Lautlos schlich der teuflische Mönch auf den immer noch gebückt stehenden Abt zu.
Nichts warnte den Mann.
Noch zwei Schritte, dann nur noch einer.
Alvarez hob beide Hände.
In diesem Augenblick kam der Abt hoch, drehte sich um und sagte: »Da habe ich den Kasten…«
Weiter kam er nicht. Sein Gesicht verzerrte sich für einen winzigen Moment zu namenlosem Schrecken, dann stieß Don Alvarez mit beiden Messern zu…
***
Obwohl wir damit gerechnet hatten, auf die Horror-Reiter zu treffen, war das Auftauchen des ersten doch ein Schock für uns. Und er sah so aus, wie ich ihn eigentlich nicht in Erinnerung hatte.
Auf dem Rappen hockte nur ein pechschwarzes Skelett. Ohne Rüstung, ohne Schutz, nur mit einer Lanze bewaffnet. So erinnerte er mich an den Schwarzen Tod in verkleinerter Form. In seinen Augenhöhlen schimmerte es hell. Sehr deutlich stachen sie vom Schwarz des Schädels ab.
Den Schaft der Lanze hielt er mit den Knochenfingern der rechten Hand umklammert, sein Maul stand halb offen, und das Tier, auf dem er saß, schnaufte. Dabei quoll Rauch aus den Nüstern. Ich wußte aber auch, daß er Feuer speien konnte.
Der Reiter war aus dem Wald rechts vor uns erschienen. Er mußte auch dort gelauert haben, und nun machte er keinerlei Anstalten, den Weg freizugeben.
Neben mir bewegte sich Suko. Er schob seinen Arm durch die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen, packte das von Destero erbeutete Schwert. Dabei stieß er einen Fluch aus.
»Was ist?« fragte ich.
»Hinter uns steht auch einer. Er hat ein großes B auf der Brust. Baels Leibwächter.«
Und der Typ vor uns trug ein E auf den Skelettknochen gemalt. Er gehörte zu Euiynome.
»Was machen wir?« fragte Suko.
»Aussteigen.«
»Einfach so?« Mein Partner grinste.
»Was sonst?«
Sukos Arm fuhr wieder vor, und ich sah, daß er das Schwert festhielt.
»Willst du es?«
»Klar.«
Ich löste den Sicherheitsgurt, packte den Griff und stieg aus dem Wagen.
Es war kälter geworden. Das konnte an der Höhe liegen, aber auch an der Anwesenheit der gefährlichen Reiter.
Wir konnten nicht vor und nicht zurück. Sie hatten uns regelrecht eingekeilt.
Von den beiden anderen sahen wir nichts, aber uns war klar, daß sie irgendwo in der Nähe lauerten und uns beobachteten.
Die Tür ließ ich nur angelehnt, ging ein paar Schritte vor und blieb neben dem rechten Vorderreifen stehen.
Suko war zurückgegangen. Er stand in Höhe des Hinterreifens und behielt den anderen Reiter im Auge.
Wir maßen uns mit Blicken. Sehr groß kam mir die Gestalt vor. Sie hockte wie ein Denkmal auf dem schwarzen Gaul und sprach kein einziges Wort, während der von den Bergen fallende Wind durch die Knochen des Reiters fuhr.
»Was willst du?« fragte ich ihn.
»Du bist John Sinclair!« Er sprach wie ein Automat.
»Ja, ich hoffe, du hast mich erkannt und erinnerst dich auch noch an unsere zweite Begegnung. Damals ist es dir verdammt dreckig gegangen. Mein Kreuz trage ich wieder bei mir. Willst du es sehen?« Ich hob die linke Hand und zog das Kruzifix hervor, daß danach offen vor der Brust baumelte.
Es reagierte nicht.
Das hatte ich auch nicht erwartet, denn ich hätte es erst gegen die Gestalt schleudern müssen, um einen Erfolg zu erzielen. So tat sich nichts.
»Diesmal wird es dir nichts helfen, John Sinclair. Es hat nur seine Kraft entfaltet, weil sich auch der Bumerang in der Nähe befand. Über das Kreuz allein lachen wir.«
Da konnte er recht haben. Erst zusammen mit dem Bumerang war es dem Kreuz und mir gelungen, den Schwarzen Tod zu vernichten und die Horror-Reiter zurückzuschleudern.
Ich hatte nie wirklich daran geglaubt, daß ich sie endgültig vernichtet hatte, nun sah ich den lebenden Beweis vor mir.
Aber ich wollte es genau wissen. »Wo kommt ihr her?« stellte ich meine nächste Frage.
»Aus einer Welt, die du nicht kennst, Geisterjäger.«
»Kann ich mir denken. Und wer hat euch geholfen?«
»Die vier Erzdämonen!«
Klar, daß Astaroth, Bael, Eurynome und Amducias ihre dämonischen Finger im Spiel hatten. Sie würden es nie zulassen, daß ihre Leibwächter vernichtet wurden.
»Und was sagt Asmodina dazu?«
»Sie wird sich damit abfinden müssen.«
Diese Antwort auf meine nicht ohne Hintergedanken gestellte Frage bewies mir, daß andere, mächtige Dämonen es leid waren, von Asmodina gegängelt zu werden. Sie griffen zu eigenen Mitteln, das Auftauchen der Horror-Reiter hatte es bewiesen.
»Wer ist noch bei euch?«
»Das weißt du
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