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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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Tür, die gerade quietschend geöffnet wurde.
    Mein Magen verwandelte sich in einen Eisklumpen, und meine Hände zitterten so heftig, dass ich sie zu Fäusten ballen musste, um sie ruhig zu halten. Wyatt stieß irgendeinen Laut aus, doch ich drehte mich nicht um. Denn ich wollte nicht bestätigt wissen, was mir mein Gefühl sagte. Der Fischadler über dem Mietshaus. Nur einer war übrig geblieben, der von der Zusammenkunft etwas Derartiges verlangen konnte.
    »Es tut mir leid, Evangeline.«
    Beim Klang der Stimme fuhr ich zusammen, denn sie war mir Bestätigung genug, um meinen Zweifel in Wut umschlagen zu lassen. Langsam und gefasst wandte ich mich um, wobei ich es vermied, Wyatts Blick zu begegnen. Ich konzentrierte mich auf die Jeans und das vertraute schwarze Polohemd. Und das Gesicht des Mannes, der mich kalt lächelnd verarscht und mich in diesen Handel mit dem Teufel hineingelockt hatte.
    »Du Schweinehund«, sagte ich.
    Phineas besaß die Frechheit zusammenzuzucken, und diesmal war Wyatt nicht schnell genug, um mich aufzuhalten. Ich traf Phins Mundwinkel, so dass sein Kopf zur Seite schnellte. Als ich die Faust zurückzog, um ihm erneut eine zu verpassen, fiel er bereits auf die Knie.
    »Aufhören!« Zum ersten Mal lag eine Emotion in Jenners Tonfall, und seine Stimme ließ meine Brust erbeben wie eine Basstrommel. Ich erstarrte, hatte den Arm aber noch immer erhoben, bereit für den nächsten Schlag. Ein stechender Schmerz fuhr mir durch die Brust, und meine Lungen schienen zu bersten. Hitze stieg mir ins Gesicht. Verblüfft hob Phin den Kopf. Von seiner geplatzten Lippe tropfte Blut.
    »Du hast mich angelogen«, sagte ich.
    »Nein, das habe ich nicht«, entgegnete er. »Alles, was ich dir gesagt habe, entsprach der Wahrheit.«
    »Dinge zu verschweigen ist dasselbe wie lügen.« Die anderen Anwesenden verblassten zur bloßen Kulisse, denn mich interessierte einzig der Verräter zu meinen Füßen. »Du hast mich ausgetrickst und mich dazu gebracht, dir meine Hilfe zuzusichern, während du hinter meinem Rücken den Tod eines meiner Freunde geplant hast.«
    »Wenn wir uns gleich unter diesen Umständen getroffen hätten, hättest du dich nicht einverstanden erklärt.«
    »Darauf kannst du einen lassen.«
    Er stand auf und lockerte seine Schultern. »Wie gesagt, alles, was ich dir erzählt habe, entsprach der Wahrheit. Was hier gerade geschieht, ändert daran nichts. Ich brauche noch immer deinen Schutz. Sie brauchen deinen Schutz.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Das wirst du nicht tun.«
    Ich funkelte ihn bedrohlich an. »Ach nein?«
    »Nein, denn du hast mir dein Wort gegeben, und ich weiß, was das für Leute wie dich bedeutet.«
    Ich war zu wütend, um darauf etwas Sarkastisches zu erwidern, deshalb beließ ich es bei einem gereizten: »Aha?«
    »Du und deine Triadenkollegen habt einen Ehrenkodex, den ihr befolgt. Für euch gilt ein gegebenes Wort alles.«
    »Mehr als das Leben eines Freundes?«
    »Wenn dieser Freund dieses Schicksal verdient hat, dann ja.«
    »Er war nicht allein, und er hat die Befehle von anderen ausgeführt. Du kannst die Schuld nicht einem einzigen Menschen in die Schuhe schieben, Phineas. Du kannst ihn nicht allein für das Schicksal der Kauzlinge büßen lassen.«
    »Meinst du?«
    »Du hast es selbst gesagt: Wenn ich mich den Triaden ausgeliefert hätte, wäre das alles nicht passiert.«
    Einen Augenblick lang wurde sein Ausdruck etwas milder, dann drehte er den Kopf zu Seite. Anscheinend trafen ihn meine Argumente und machten ihm zu schaffen. Dadurch, dass er mich bereits früher aufgesucht hatte, hatte er mich zwar dazu gekriegt, ihm zu helfen. Gleichzeitig hatte diese Begegnung aber auch seine Meinung über mich beeinflusst. Vielleicht konnte er jetzt ein wenig Verständnis aufbringen und so vernünftig sein, nicht allein Rufus für die Verbrechen von mehr als einem Dutzend Leuten hinrichten zu lassen.
    »Ich werd nicht zulassen, dass du ihn tötest«, sagte ich leise.
    Er schaute auf, und sein Mund glich einer schmalen Linie. Das war wohl ein taktischer Fehler gewesen. »Wenn du mich daran hinderst, handelst du nicht nur gegen die Zusammenkunft, sondern auch gegen den Willen des Feenrats. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, wenn du das deinen Vorgesetzten verklickern musst.«
    »Er hat recht, Stone«, meinte Kismet. »Ganz gleich, wie man es dreht und wendet, in dieser Sache sehen wir alt aus.«
    Nein, das konnte ich nicht hinnehmen. Rufus hatte mir vertraut, obwohl es keinen

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