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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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beziehungsweise gute, jedoch verlorene Mütter im Allgemeinen. Väter haben in den Erfahrungen dieser Kinder offenbar keine Bedeutung; ihre eigenen Väter waren entweder von Anfang an nicht da, haben sich aus dem Staub gemacht oder sind im Gefängnis gelandet. Und seien wir doch ehrlich: Von Vätern erwartet niemand etwas. Mütter jedoch sollen anders, besser sein.
    Zwei Jahre später, als sie alle unauflöslich miteinander verbunden waren, hatte Ralph hinzugefügt:
    Sie haben starke Gefühle entwickelt, was den Begriff einer »glücklichen Mutterschaft« betrifft.
    Ralph schrieb nie ein Wort über ihre eigenen Eltern. Über ihren Vater.
    Diesen Teil ihres Lebens hatte sie noch immer verdrängt, weggeschlossen in ihrem Innern.
    Jetzt gab es ohnehin Besseres, womit sie sich beschäftigen konnte.
    Endlich.
    Ihre Spiele drehten sich immer um das »Monster«.
    Schließlich waren sie Kinder, die die Rollen anderer Kinder in einer Abenteuergeschichte spielten, einer Geschichte mit einem Monster, das es zu erschlagen galt, wollte man überleben. Es war jene Art von Metapher, wie Kinder überall auf der Welt sie bei ihren Spielen verwenden. Doch diese Kinder hatten ihrem Spiel rasch eine raffiniertere Note gegeben und Leuten, die sie nicht mochten, das Attribut des »Monsters« verliehen.
    Schon damals hatte ihr Spiel eine gewisse Härte besessen.
    Auch wenn es im Herzen unschuldig ist , schrieb Ralph.
    »Heute ist Shirley das Monster«, nominierte Jack in einer Woche seine Kandidatin.
    Damit meinte er Matt Shirley, ein Kind, das ihn am Tag zuvor beim Fußballspielen gefoult hatte.
    Sie griffen bei ihrem Spiel nicht den echten Shirley an, denn Ralph duldete keine Gewalt. Jack wählte Piggy aus, Shirleys Rolle zu spielen. So verliefen alle ihre Spiele. Abwechselnd suchte jeder sich ein Monster aus und bestimmte, welches Gruppenmitglied ihn oder sie spielen sollte.
    Damals war das alles noch harmlos, doch ohne Zweifel komplex und ungewöhnlich. Ralph betrachtete es als Sprungbrett zur geistigen und körperlichen Freiheit; es gab den KindernKraft und förderte Ralphs Wunsch, das zu beschützen, was sie als gesundes Ventil für die Fantasien der vier betrachtete.
    In diesen frühen Tagen war Ralph sich aber auch durchaus bewusst, dass die Kinder sie nur tolerierten, weil sie glaubten, keine andere Wahl zu haben; dennoch fühlte sie sich geehrt, bei ihrem Spiel am Rande teilnehmen zu dürfen – obwohl es immer schon viel intensiver als »normale« Kinderspiele gewesen war.
    Zu jener Zeit war Ralph dreißig und alleinstehend gewesen. Sie hatte keine Geschwister; ihre Mutter war schon lange tot, und ihr Vater hatte wieder geheiratet und war aus ihrem Leben verschwunden, ohne auch nur das geringste Interesse an ihr zu zeigen. Ihre eigene beschädigte Psyche war zusammen mit ihren vergangenen Leiden tief vergraben, sodass sie das Gefühl hatte, eine leere Leinwand zu sein, auf der die Kinder – ihre Kinder, wie sie inzwischen von ihnen dachte – ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten, um sie, als Ralph, langsam wieder zum Leben zu erwecken.
    Natürlich war es ein geheimes Leben. Ein Leben, das sie den Job gekostet hätte, hätte man es herausgefunden, vielleicht auch mehr. Tatsache war jedoch, dass sie sich zum ersten Mal in ihrer traurigen Existenz wirklich lebendig fühlte, und nichts hätte sie zwingen können, dies aufzugeben.
    Damals hatte das Ganze eine Reinheit besessen, von der sie nicht einmal geahnt hatte, wie sehr sie sie verändern würde.
    Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie sich in ihrer neuen Identität als Führerin der Kinder verlieren würde.
    Als ihr Häuptling .
    Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie die Kinder in denSumpf führen, ihre Seelen beschmutzen und ihre Leben ruinieren würde.
    Ganz zu schweigen von ihrem eigenen.

13. Kate
    Caisléan war das gälische Wort für »Burg«; zumindest hatte Rob ihr das gesagt, als sie nach einem Namen für ihre umgebaute Scheune gesucht hatten. Caisléan lag nur eine Stunde von ihrem Zuhause entfernt, war aber klein und abgeschieden genug, dass es einem Ruhe bieten konnte.
    Nachdem sie die Wohnung ihres Vaters in Maidenhead verlassen hatte, wollte Kate so schnell wie möglich dorthin; doch als sie wieder zuhause war, um ihre Tasche für das Wochenende zu packen, war es bereits nach drei. Anschließend musste sie noch nach Reading, um ein paar Notizen aus der Redaktion zu holen – ihren Laptop hatte sie ebenfalls eingepackt. Zum Glück war Fireman in

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