Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman

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die Kate nur unter falschen Namen kannte – Namen, die vermutlich auseinem Roman stammten – und die Plastiktüten mit Wegwerfbechern, Löffeln, Verbandszeug, Klebeband und allem möglichen Müll dabei hatten. Die roten Overalls, Turnschuhe und Chirurgenhandschuhe hatten sie vermutlich längst weggeworfen. Allerdings hatte die Polizei wenigstens Simons Kleidung.
    »Sie haben also alles mitgenommen«, sagte Poulter, »ihre Komplizin aber dagelassen.«
    Der Zynismus in seiner Stimme war kaum zu überhören. Kate beachtete es nicht, konzentrierte sich stattdessen auf ihren Bericht. »Einer von ihnen – der Mann mit Namen Piggy – war schrecklich aufgeregt, todunglücklich würde ich sagen, weil sie Simon zurücklassen wollten, doch die Frau namens Roger hat ihm gesagt, das sei nun Teil des Spiels.« Sie dachte zurück. »Ich glaube, sie hat es gesagt, nachdem Jack mit ihrem Häuptling telefoniert hat.«
    »Sie haben diesen Anruf aber nicht mitgehört, oder?«, fragte Poulter.
    »Nein«, antwortete Kate.
    »Wenn es also Teil des Spiels geworden war, Simon zurückzulassen«, hakte Newton nach, »glauben Sie, dass sie geplant haben, sie auch umzubringen?«
    »Nein.« Kate war sich sicher. »Ganz sicher nicht. Das war ein Unfall. So etwas hätte niemand planen können. Außerdem waren sie viel zu schockiert und wütend.«
    Sie hatte ihnen bereits erzählt, dass Jack gesagt hatte, er wolle sie töten.
    »Und Sie haben keine Ahnung, worum es bei diesem ›Spiel‹ geht?«, wollte DS Poulter wissen.
    »Ich weiß nur, was sie uns gesagt haben, mir und Laurie.«Die Worte kehrten mit Übelkeit erregender Klarheit wieder zu ihr zurück. »Sie haben gesagt … Jack hat gesagt: ›Wir suchen uns ein Monster aus und bestrafen es.‹«
    »Ein ›Monster‹«, echote der Detective Sergeant.
    »Vermutlich stammt auch der Begriff aus dem Buch, von dem ich Ihnen erzählt habe«, sagte Kate.
    »Herr der Fliegen.« Die DCI nickte. »Die Kinder in der Geschichte glauben an ein gefährliches Monster, das sie töten müssen.«
    Kate überkam ein Hauch von Erleichterung, und sie konzentrierte sich auf Newton. »Und dann hat der Mann mit Namen Piggy gesagt, dass sie diesmal – was wohl bedeutet, dass es schon andere Spiele gab – zwei Monster hätten, und das war wohl das erste Mal.«
    »Womit er Sie und Laurie Moon meinte«, stellte Newton klar.
    Kate nickte. »Sie haben gesagt, es sei ganz einfach. Sie haben gesagt, wir sollten einander bestrafen.« Sie atmete tief durch. »Jack hat gesagt, Laurie würde mich bestrafen, indem sie mein Opfer wird, und dass ich …«
    »Sprechen Sie weiter.« Die Stimme der DCI klang noch immer sanft.
    Kate schauderte unwillkürlich. »Er hat gesagt, dass ich sie bestrafen würde, indem ich sie hinrichte.«
    »Und hat dieser Jack auch gesagt, wofür sie beide bestraft werden sollten?«
    Kate spürte, wie ihr Kiefer zitterte. Sie grub die Fingernägel in die Schenkel, ließ aber sofort wieder los. Sie hasste das Gefühl des weißen Anzugs, der nicht ihr gehörte. Er erinnerte sieviel zu sehr an die Overalls der Bande, und sollte sie je in ihrem Leben noch einmal rote Overalls sehen, würde sie vermutlich schreiend davonlaufen …
    »Mrs. Turner?« DCI Newton stieß sie sanft an.
    »Nicht genau.« Kate riss sich zusammen. »Nur dass sie offenbar glaubten, ich hätte irgendwann einmal eine Abtreibung gehabt.«
    »Und? Hatten Sie?«, fragte Helen Newton. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich das frage.«
    »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob mir das etwas ausmacht oder nicht.« Kate seufzte. »Nein, ich hatte keine Abtreibung, sondern eine Fehlgeburt.« Sie hielt kurz inne. »Ich habe ein paar Kolumnen zum Thema Abtreibung geschrieben, aus denen sie zitiert haben … Tut mir leid, ich weiß nicht mehr, ob ich Ihnen das bereits gesagt habe.«
    DS Poulter schaute in sein Notizbuch und hob dann beide Augenbrauen. »Tagebuch einer Frau mit kurzer Lunte.«
    »Und Laurie Moon?« Das war wieder Newton. »Wofür ist sie bestraft worden?«
    Eine Woge der Trauer und des Zorns spülte über Kate hinweg. »Sie haben gesagt, sie hätte ihren Sohn in eine Art Heim gesteckt, obwohl es dafür gar keine Notwendigkeit gegeben hätte.«
    »Und? Stimmt das?«, fragte Poulter.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kate. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich sie nicht gekannt habe.«
    Die beiden Beamten schwiegen.
    »Das war Wahnsinn.« Nun wurde Kate doch noch von ihren Gefühlen überwältigt, was seinen Widerhall