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Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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eigenem Bett gefesselt, mit durchgeschnittener Kehle und dem Messer daneben … noch mit Lauries Blut im Gesicht hatte Kate ihnen gesagt, dass sie ihre Fingerabdrücke auf dem Heft des Messers finden würden.Die zweite Frau hing blutig an einem Haken, nachdem sie durch das Geländer der Galerie gestoßen worden war.
    Von ihr.
    Alle waren sehr freundlich und rücksichtsvoll zu ihr gewesen, als sie zum ersten Mal in Caisléan mit ihr gesprochen hatten, während um sie herum eine wachsende Zahl von Männern und Frauen in klinisch weißen Overalls den Tatort gesichert hatte.
    Sie waren sehr sanft mit ihr umgegangen, sowohl in Caisléan als auch später auf dem Revier, wo Papierketten und Mistelzweige in den Büros Kate daran erinnert hatten, dass weniger als vierundzwanzig Stunden vergangen waren, seit man sie gefangen genommen hatte, und dass das Leben außerhalb von Caisléan seitdem weitergegangen war.
    Ja, sie waren sehr sanft und zurückhaltend, als sie sie fotografierten und sie dann baten, sich auszuziehen. Sie nahmen ihr das blutige Sweatshirt, die Jeans und die schweren Winterschuhe ab, sogar ihren BH und ihr Höschen – was Kate verwirrt hatte, zumal sie immer noch unter Schock stand –, und gaben ihr einen weißen Overall. Auch waren sie noch rücksichtsvoll, als sie Faserproben unter ihren Fingernägeln entnahmen, obwohl Kate ihnen sagte, dass sie die meiste Zeit Handschuhe getragen und keine Gelegenheit gehabt habe, einen der Terroristen zu kratzen. Anschließend wurde sie von einem Polizeiarzt auf Verletzungen und Spuren untersucht. Dann hatte man ihr Tee angeboten und ihr gesagt, sie solle sich Zeit lassen, es bestünde kein Grund zur Eile.
    »Und ob es den gibt«, hatte Kate immer wieder erwidert,denn mit jeder Minute kamen Jack, Piggy und Roger weiter weg.
    Simon allerdings nicht, denn die hatte sie getötet.
    Alle waren freundlich zu ihr, sanft und geduldig.
    Und doch war Kate sich ständig der unterschwelligen Zweifel der Beamten bewusst.
    Sie versuchte mitzuarbeiten, so gut es ging, doch ihre Gedanken waren verworren, nicht in der richtigen Reihenfolge, und wiederholten sich manchmal. Es fiel ihr schwer, alles von Anfang an zu schildern, und immer wieder kam sie zu jenen letzten Details zurück, als man sie im Badezimmer eingesperrt hatte.
    »Das ist Teil ihres Spiels«, sagte sie.
    Sie hatte das Spiel schon mehrmals erwähnt und dabei den Gesichtsausdruck der Beamten gesehen.
    Niemand schien ihr zu glauben.
    »Simon hatte einen schwarzen Strumpf über dem Gesicht«, sagte sie. »Alle trugen schwarze Strümpfe.«
    »Aber sie haben ihn ihr nach dem Sturz abgenommen«, sagte DS Poulter, »nicht Sie.«
    Der Sergeant war ein ungewöhnlich großer, schlaksiger Mann mit schmalem, eckigem Gesicht und mausgrauem, kurz geschnittenem Haar. Sein Ehering hatte eine Kerbe, bemerkte Kate, während er sich Notizen machte, fast wie eine Narbe.
    »Ja«, bestätigte Kate. »Aber sie haben mich gezwungen zuzusehen.«
    Sie schaute auf ihre Hände und versuchte, nicht daran zu denken. Kurz konzentrierte sie sich auf ihre Haut, ihre Finger,ihre Nägel … Ein Stück vom Nagellack, den sie vor ein paar Tagen aufgetragen hatte, war abgeplatzt, und das war okay, das war wirklich .
    »Haben sie ihr die Maske abgenommen, um ihr zu helfen?«, riss Poulter sie aus ihren Gedanken.
    »Nein«, antwortete Kate. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie da bereits tot war.«
    Der Raum stank nach abgestandenem Zigarettenrauch. Zwar hatte Kate auf dem Weg hierher überall Rauchverbotsschilder gesehen, doch sie nahm an, dass der Geruch sich über Jahrzehnte hinweg in den Wänden festgesetzt hatte.
    »Und sie haben die Strumpfmaske mitgenommen«, sagte DCI Newton.
    Sie trug keinen Ehering. Ihr einziger Schmuck war ein Goldring am rechten Ringfinger und ein schwarzes Lederband um ihr Handgelenk.
    »Zusammen mit allem anderen«, sagte Kate.
    Das kam ihr nun wirklich bedeutungslos vor, doch sie kamen immer wieder darauf zu sprechen. Sie hatten ihr die gleichen Fragen schon einmal gestellt, und sie bemühte sich, geduldig zu bleiben, doch das fiel ihr immer schwerer.
    »Sie lassen doch nach ihnen fahnden, oder?«
    Das wollte sie wirklich wissen – dass man sie schnappte.
    »Das hängt davon ab«, erwiderte Helen Newton. »Allerdings haben wir nicht viel für eine Fahndung.«
    Das stimmte natürlich. Es gab kein Fahrzeug, nicht einmal das Geräusch davon. Es gab nur zwei Männer und eine Frau, die sich inzwischen vermutlich getrennt hatten und

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