Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Kinder

Die Rache der Kinder

Titel: Die Rache der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
bewusst, dass die Suche vermutlich sinnlos war, doch sie konnte nicht anders. Wenn sie diese Stimme nur noch einmal hören könnte, nur einen Augenblick, gerade lange genug, um sich die Zeit, den Spot oder das Programm zu merken! Dann könnte sie aufhören, sich zu quälenund alles Helen Newton geben. Sie würde den Rest der Polizei überlassen, deren Job es ja war. Und wenn die Roger erst einmal hatten, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch die anderen beiden hinter Gittern saßen.
    Kate schaute so viel fern wie möglich. Bisweilen ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie fernsah, anstatt einfach nur zuzuhören . Immer wieder verlor sie die Konzentration und schlief manchmal sogar ein. Doch sie tat das hier ja nicht nur für sich, sondern auch für Laurie und ihre Familie.
    Rob machte sich allmählich ernsthaft Sorgen und sprach mit ihrem Vater darüber. Kate wusste das, denn Michael rief häufiger an als normalerweise. Als sie ihn eines Morgens besuchte, schaltete Delia den Fernseher an und ließ eine Bemerkung fallen von wegen, sie würde den Ton hochdrehen, damit Kate keine Sekunde verpasste.
    »Es ist mir egal, wenn ihr glaubt, dass ich durchdrehe«, sagte Kate.
    »Das glauben wir doch gar nicht«, erwiderte Michael.
    »Ich nehme an, du kannst es noch nicht einmal aufnehmen und auf Schnelldurchlauf gehen«, sagte Delia. »Dann kannst du ja offensichtlich nicht mehr die Stimmen hören.«
    »Offensichtlich«, schnappte Kate.
    Inzwischen fragte sie sich, ob sie tatsächlich den Verstand verlor. Dass Laurie Moons Beerdigung unmittelbar bevorstand, war auch nicht gerade hilfreich dabei.
    Rogers Stimme war vielleicht eine Art Ablenkung davon.
    Bel hatte gestern vorgeschlagen, dass Kate das Fernseh hören vielleicht auf den Zeitrahmen einschränken sollte, in dem siedie verdächtige Stimme gehört hatte: Montagnachmittag gegen fünf.
    »Auf einigen Kanälen lässt man doch sowieso immer wieder die gleichen Programme und Werbespots laufen.«
    Das sei ein vernünftiger Rat, hatte Kate ihr zugestimmt, und sie wollte sich auch daran halten … nur hatte sie das nicht getan, und nun nahm sie auch noch die Radios im Badezimmer und im Auto hinzu. Selbst beim Fahren konzentrierte sie sich mehr auf die Stimmen als auf den Verkehr.
    »Hätte ich so ein Martyrium durchlebt«, sagte Delia, »wäre ich auch ein Wrack.«
    »Na, danke aber auch«, erwiderte Kate.
    »Immer mit der Ruhe«, mischte Michael sich ein. »Sie ist bloß mitfühlend.«
    »Ich brauche kein Mitgefühl«, erklärte Kate. »Ich muss Roger finden.«
    »Du musst dich entspannen«, sagte Delia. »Trink Kamillentee.«
    »Und du«, entgegnete Kate, »solltest dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    So viel zu dem Thema, sich der Partnerin ihres Vaters gegenüber benehmen zu wollen.

63. Laurie
    Am letzten Samstagmorgen im Februar, dem Tag der Beerdigung ihrer Tochter, sagte Shelly zu Pete: »Ich wünschte wirklich, sie würde wegbleiben.«
    Pete wusste natürlich, von wem sie sprach. Er empfand genauso.
    Kate Turner.
    Egal, wie oft man es ihnen gesagt hatte – sie waren fest davon überzeugt, dass Laurie ohne Kate Turner noch bei ihnen wäre. Ohne Kate würde man ihre Tochter nicht in wenigen Stunden ins Grab hinunterlassen.
    Es waren lange, schier unglaublich schmerzliche Wochen bis zu diesem Tag gewesen – eine Ewigkeit und gleichzeitig doch nur ein Augenblick. Die Welt drehte sich weiter, schien um Pete und Shelly herum jedoch zum Stillstand gekommen zu sein. Natürlich waren das verdammte Klischees, aber viele trafen tatsächlich zu.
    In rationalen, nüchternen Augenblicken wussten sie, dass sie vermutlich unfair zu der Journalistin waren, dem Mitopfer ihrer Tochter, aber sie konnten nicht anders. Es war in ihrem Haus geschehen. Sie war zuerst von diesen Leuten gefangen genommen worden. Ihre Sünde war ihrem eigenen bizarren Bericht zufolge tausendmal schlimmer gewesen als Lauries.
    Dabei war es natürlich ihre Sünde gewesen, Petes und Shellys, und nicht Lauries, doch das war eine andere Geschichte, die sie im Augenblick nicht ertragen konnten.
    Es war leichter, Kate Turner die Schuld zu geben – wenn überhaupt noch etwas »leicht« zu nennen war.
    Als Shelly sich an ihr letztes Gespräch mit Laurie erinnerte, wäre sie am liebsten gestorben. Diese dummen, armseligen Anschuldigungen gegen ihre Tochter, weil sie die Küche nicht geputzt hatte, gefolgt von eisigem Schweigen. Das war Shellys letzte Chance gewesen, und sie hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher