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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Thomas war während der Philippika des Ludolf von Aspelt rot im Gesicht angelaufen und nur nicht handgreiflich geworden, weil ihn die Anwesenheit des Grafen gerade noch davon abhielt. Aber jetzt musste ihn Anna am Arm festhalten, damit er nicht doch lospolterte. Sie waren Gott sei Dank so aufeinander eingespielt, dass er sich sofort zusammenriss und zu seinem Erstaunen vernahm, dass Anna gleichzeitig mit honigsüßer Stimme einzulenken schien. »Dann warten wir eben, bis der König uns die Erlaubnis gibt, ihn aufzusuchen.«
    Er sah seine Medica mit Empörung an, aber er konnte in ihren Augen den Anflug einer Warnung ablesen, jetzt nicht im falschen Moment den Bogen zu überspannen. »Vielleicht lasst Ihr uns erst einmal ein Zimmer anweisen, Graf, damit wir uns ein wenig ausruhen können. Die Fahrt hierher war doch recht anstrengend.« Gespielt unschuldig sah sie den Grafen an.
    Dieser ging erleichtert auf ihre Bitte ein. »Selbstverständlich. Ich habe eine Kammer gleich neben dem königlichen Gemach für Euch vorgesehen, Medica, weil ich mir dachte, dass Ihr dann gleich beim König seid, wenn er Eure Dienste benötigt. Bruder Thomas kann im großen Saal neben der Küche bei den Fuhrleuten schlafen, da ist es am wärmsten.«
    »Das passt uns sehr gut. Bruder Thomas und ich bereiten noch unsere Heilmittel vor für den Fall, dass wir doch noch gebraucht werden.«
    Der Graf ging voraus zu einer Tür, die gegenüber dem Eingang zu den königlichen Gemächern war, vor dem zwei grimmig aussehende Leibwachen mit Lanzen und Schwertern standen, die sie keines Blickes würdigten. Anna machte noch einen Versuch und sprach sie an. »Verzeiht … Aber wie geht es Seiner Majestät?«
    Einer der beiden, ein Hüne mit schwarzem Bart, sagte nur: »Wir sind nicht da, um Fragen zu beantworten. Fragt den Leibmedicus.«
    Anna nickte ihm freundlich zu und betrat mit Bruder Thomas die ihr zugewiesene Kammer, nachdem sie Graf Georg noch versichert hatte, dass alles in bester Ordnung sei und sie sich pünktlich zur Abendmesse in der Burgkapelle einfinden würden. Sie machte die Tür hinter dem Grafen zu und ließ sich erst einmal auf die Decke der Strohmatratze fallen, während Bruder Thomas seinen Ranzen wütend zu Boden schmiss und auf das kleine Tischchen zusteuerte, auf dem ein Tablett mit einem Bierkrug und zwei Bechern stand. »Willst du dich etwa jetzt auf die faule Haut legen, während da drüben der König vielleicht um sein Leben kämpft?«, brummte er vorwurfsvoll, schenkte sich Bier ein, setzte den Becher an und trank in kräftigen Schlucken, bevor er sich erneut aufregte. »Wir frieren uns, verzeih mir, den Arsch ab, um mitten im Winter hierher zu fahren, und was ist der Dank? Sie lassen uns nicht einmal unsere Arbeit tun! Wofür hat man uns dann gerufen, frage ich dich? Und du lässt dir das auch noch gefallen!«
    Anna reagierte nicht, sie stemmte sich hoch, ließ Bruder Thomas weiter vor sich hin trinken und schimpfen und zog die Schutzdecke beiseite, die vor der Fensterlaibung hing, damit es nicht allzu sehr hereinzog, denn sie war nicht verglast. Glas war viel zu teuer, um jedes Fenster damit auszustatten, nur die königlichen Gemächer, die normalerweise das gräfliche Paar bewohnte, waren mit kleinen Glasfenstern abgedichtet. Anna nahm einen Fußschemel, stellte sich darauf und streckte den Oberkörper in die Laibung. Die Mauer war dick, der Fensterschacht entsprechend tief und nicht sehr groß, vielleicht zwei auf zwei Ellen.
    Anna streckte sich so weit es ging und kam mit dem Kopf ins Freie.
    Bruder Thomas beobachtete fassungslos, wie sich Anna abmühte. »Ist dir immer noch nicht kalt genug?«, blaffte er.
    Aber Anna hatte gesehen, was sie vermutet hatte, kam wieder zurück und sah sich suchend in der Kammer um.
    Bruder Thomas schenkte sich vom Bier nach und beobachtete besorgt, wie Anna an einen Wandbehang trat, der von einer langen Kordel gefasst war, deren Enden rechts und links herabhingen. Sie zog und zurrte an der Kordel, bis sie sich löste und der Wandbehang herunterfiel.
    »Was machst du denn da?«, wunderte er sich immer noch. Allmählich machte er sich Sorgen um ihren Verstand. »Willst du jetzt die ganze Burg auseinandernehmen, oder was?«
    Anna zeigte sich unbeeindruckt von seinen verständnislosen Kommentaren und unterzog die Stabilität der Kordel einer genauen Überprüfung. Dann gab sie ihm das eine Ende davon in die freie Hand. »Halt mal, aber fest!«, sagte sie nur und zog heftig daran. Die Kordel

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