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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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Unfug? Siegfried ist Legende und schon lange tot.«
    Der Prinz nickte. »Doch Kriemhild von Burgund gebar ihm einen Sohn, gleich hier in der Burg. Und auch in ihrem Namen fordere ich das Recht auf dieses Reich – und Euren Kopf.«
    Wulfgar schüttelte sich, als sei er gerade aus dem Schlaf erwacht. »Dann wird kein Frieden sein.«
    »Kein Frieden«, bestätigte Siegfried.
    »Ich werde meine Füße in Euren Eingeweiden wärmen«, zischte Wulfgar. Dann drehte er sich um und ging zu seinen Männern zurück.
    Siegfried tat es ihm gleich, und jetzt vermied er es sorgsam, Xandria anzusehen.
    Er würde ihren Vater töten. Und sie vermutlich ebenso. Nazreh war außer sich gewesen, und Siegfried verstand ihn sogar. Um nichts mehr hatte der Araber seinen Freund gebeten, als um Einsicht in der Hoffnung auf Frieden. Wulfgar hatte mehr geboten, als zu erwarten gewesen war. Siegfried hatte die Chance gehabt, als König nach Island zurückzukehren.
    Stunde um Stunde versuchte Siegfried zu erklären, warum das Angebot nicht infrage kam, warum der Thron von Xanten für ihn mittlerweile wichtiger war als der Thron Islands. Es galt, das Unrecht von Generationen wettzumachen, seit seinem Großvater auf dem Schlachtfeld die Krone genommen worden war. Doch immer, wenn er Worte wie Bestimmung und Schicksal benutzen musste, spuckte Nazreh wütend aus. »Erkläre die Bestimmung den Kindern, die ihre Väter verlieren – erkläre das Schicksal den Frauen, die nach der Schlacht keine Männer mehr haben!«
    Sie trennten sich im Streit, das erste Mal, seit sie sich kannten. Siegfried fragte sich, ob die Mentalität des Orientalen so anders war, dass ihm die Bedeutung des Schicksals unverständlich blieb.
    Siegfried fand keinen Schlaf in der Nacht, und nachdem die Fackel in seinem Zelt niedergebrannt war, starrte er offenen Auges in die Dunkelheit.
    Er
musste
so handeln – oder?
    Mit dem Versprechen, Wulfgar zu richten, war er in die Welt gezogen. Nun warf ihm der Xantener König einen begehrten Brocken hin, um das eigene Leben zu retten. War es nicht feige, sich abspeisen zu lassen?
    So oft er über die weitere Strategie nachdachte, so oft sah er in der Schwärze der Nacht das leuchtende Gesicht der Prinzessin. Es versetzte sein Herz so in Raserei, dass die Narben auf seinem Bein wild zu pochen begannen und Schweiß an seinen Schläfen hinablief. Er fragte sich, wie ein Barbar von Wulfgars Schlage eine so wunderschöne Tochter haben konnte. Gerade Xandrias Liebreiz überzeugte ihn von der Gerechtigkeit seiner Sache – nicht einmal der kaum bezähmbare Drang, sie zu besitzen, konnte ihn davon abbringen, Xanten für sich zu fordern.
    Er war Siegfried, Sohn von Siegfried, Erbe von Xanten und Island. Und dieser Krieg würde nicht enden, bevor er auch König beider Reiche war – oder tot.
    Eine flache Hand schlug kräftig gegen das Tuch am Eingang seines Zelts.
    »Was liegt an?«, fragte Siegfried und setzte sich auf. Er war todmüde und doch zu aufgekratzt, um zu schlafen.
    Eine der Leibwachen, die Thelonius ihm empfohlen hatte, trat ein und erleuchtete das Zelt mit einer Fackel. »Prinz Siegfried, verzeiht die dringliche Störung ...«
    Er winkte ab. »Was gibt es?«
    »Jemand schlich sich ins Lager – zweifellos, um Euch zu ermorden.«
    Siegfried lächelte grimmig. »Das war zu erwarten gewesen. Für Wulfgar ist es der nächste logische Schritt nach der friedlichen Verhandlung.«
    Der zweifelnde Blick der Wache verriet, wie falsch Siegfried damit lag. »Ihr solltet lieber selber sehen ...«
    »Natürlich«, erwiderte Siegfried. »Bringt den gedungenen Mörder zum Verhör zu mir.«
    Die Wache steckte den Kopf aus dem Zelt, und einen Herzschlag später trugen zwei Soldaten eine zierliche, aber vehement strampelnde Gestalt herein.
    Es war Xandria, Prinzessin von Xanten.

    Wulfgar hatte seine engsten Ratgeber versammelt. Im Kriegsraum berichtete er ihnen von seinem Treffen mit Siegfried, wie er es verstanden hatte. »Der Irrsinnige, der sich selbst den Namen Siegfried gegeben hat, suhlt sich im Wahn, in Erbfolge des echten Siegfried von Xanten zu stehen. Diesem Fiebertraum bringt er als Opfer sein und unser Heer – unsere Reiche. Ich bot ihm Island, doch seine Gier nach Macht ist nicht durch kluges Handeln zu besänftigen.«
    Wie erhofft empörten sich die Generäle genug, um keine Fragen nach der weiteren Legitimation Siegfrieds zu stellen. Sie rasselten mit den Schwertern, stießen ihre Dolche in das weiche Holz des Tisches und schrien nach

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