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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ist mit der Erbschaft? Kriegst du nicht ein bißchen Bargeld, wenn der Alte abkratzt? Möchtest du nicht lieber, daß ich ihn gleich umlege?«
    Sie lachte wieder.
    »Ich will sie zu Haus haben.«
    »Das hängt von dir ab.«
    »Wie?«
    »Erinnerst du dich an das Feld, auf dem du gewartet hast?«
    »Ja.«
    »Meinst du, du findest es wieder?«
    »Ja.«
    »Gut, morgen früh um acht Uhr. Komm nicht zu früh.
    Komm nicht zu spät. Jemand wird dich beobachten. Mach keine Dummheiten. Wenn ich einen anderen Wagen oder andere Leute sehe, und wenn’s auch nur ein mieser kleiner Farmer auf einem Traktor ist, passieren schreckliche Sachen, Duncan. Und kommt beide hin, okay? Du und Megan, mitten auf das Feld um acht Uhr morgens.«
    »Warum denn sie? Ich kann doch allein kommen.«
    »Ihr beide!« flüsterte Olivia plötzlich mit großer Bestimmtheit.
    »Aber …«
    »Ihr beide, dort, wo ich euch sehen kann!«
    »Ich verstehe nicht -«
    »Verdammt, du brauchst das nicht zu verstehen. Du brauchst es nur zu tun. Kannst du das nicht einsehen?
    Oder vielleicht ziehst du die Alternative vor.«
    In Duncans Kopf drehte es sich, während es im Telefon still blieb.
    »Einverstanden«, sagte er leise. »Was auch immer du sagst.«
    »Na endlich«, sagte Olivia. »Hast du’s jetzt verstanden? Mach keine Dummheiten.«
    »Ja. Ich verstehe. Ich verstehe vollkommen.«
    Olivia lachte. »So bleibt dir noch genug Zeit, dich umzuziehen und zur Bank hinüberzugehen, bevor sie morgens aufmacht. Und wird das nicht eine aufregende Geschichte werden, Duncan? Meinst du, du wirst damit fertig? Hast du kaltes Blut in den Adern, Duncan? Zittern dir nicht die Hände? Was macht das alte Pokergesicht?«
    Einen Augenblick horchte sie auf die Stille, die aus dem Telefonhörer kam, und genoß sie. Sie verspürte die Genugtuung, die eine Spinne empfindet, wenn sie die letzten Fäden ihres Netzes webt.
    Dann hängte sie den Hörer auf.
    Duncan legte den Hörer auf die Gabel zurück.
    »Was ist?« fragte Karen. Beide Zwillinge standen da und beobachteten ihren Vater gespannt.
    »Sind sie okay? Lassen sie sie frei?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Duncan. Er atmete langsam aus, als käme er aus dem Wasser hoch, um Luft zu schöpfen.
    »Sie ist verrückt, müßt ihr wissen. Wahnsinnig vor Haß.« Er sagte es so dahin, sachlich, was so gar nicht zu der schrecklichen Situation paßte.
    »Sie sind fürchterlich«, sagte Lauren.
    Karen schüttelte den Kopf. »Ganz schlimm.«
    Duncan fühlte, daß sich etwas in ihm verhärtete, als hätte ein großer Winterwind all seine Gefühle mit einer Eisschicht bedeckt. Er starrte seine beiden Töchter an, und seine Augen wurden schmal von seiner ungeheuren inneren Wut. Und ich werde auch verrückt, dachte er.
    »Nun, darauf gibt es eine Antwort«, sagte er.
    »Was?« fragte Karen.
    »Schlimmer als sie zu sein.«
    Megan fuhr voller Erregung schnell und riskant durch die Dunkelheit, jagte ihren Wagen durch die dunklen Schatten der Landstraßen und dann durch die hereinbrechende Nacht in der Stadt. Sie registrierte nichts um sich herum und sah vor sich nur das weiße verschalte Farmhaus, wie es in der Abenddämmerung vor ihr gelegen hatte. Sie achtete nicht auf die Umgebung, auf die anderen Autos und die wenigen Menschen, die auf den Bürgerstei-gen gingen und die Mäntel im auffrischenden Wind eng an sich zogen. Sie fuhr gegen die hereinbrechende Nacht an, ihr Entschluß stand fest, doch das Herz tat ihr weh, wenn sie an all das dachte, was ihr fehlte. Sie wendete ver-kehrswidrig, um von einer Nebenstraße auf die Hauptstraße zu gelangen, und beschleunigte, bis sie die hellen Lichter der Parkplätze am Einkaufszentrum erblickte. Fünfzehn Minuten vor Ladenschluß traf sie ein.
    Einen Augenblick lang sagte sie ein kleines heuchlerisches Dankgebet für das Einkaufszentrum, Duncans Einkaufszentrum. Als es gebaut wurde, hatte sie ihn endlos damit aufgezogen, ein bißchen Bosheit war auch dabei, und rezitiert: »… Sie haben das Paradies zugepflastert und einen Parkplatz drauf gesetzt …« Jetzt winkten die hellen Lichter einladend.
    Schon in den ersten Augenblicken ihres Rückzugs vom Farmhaus hatte sie ihre Entscheidung getroffen. Es hatte sie gestört, daß sie Duncan nicht anrufen und ihm erzählen konnte, was sie gefunden hatte und was sie tun wollte, aber sie wußte, daß keine Zeit dafür blieb. Er würde es verstehen, wenn sie ihm die Ergebnisse präsentierte.
    Megan stieg aus ihrem Wagen und rannte über den Schotter des

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