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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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meinetwegen Fans von Louis, wenn sie welche finden.« Er öffnete die Tür. »Es ist nicht mehr Sache der Polizei und ganz gewiß nicht meine. Was ist jetzt, willst du ein Bier oder nicht?« Er blieb noch einmal stehen. »Außerdem, was geht es dich an? Baker ist aus dem Verkehr gezogen. Geh zurück an deine Arbeit. Laß die Mühlen der Justiz mahlen … Warum, zum Teufel, kannst du das nicht tun?«
    Hardy sah in den Himmel hinauf und schob seine Hände tiefer in die Taschen. »Ganz einfach: Wenn er es nicht getan hat … Ich sage nicht, daß er es nicht getan hat, ich sage nur: wenn … Dann verdient er es nicht, dafür zu sterben, und ich wäre mitverantwortlich für seinen Tod, wenn ich die Sache einfach vergesse …«
    »Blutet dein Herz für Louis Baker?«
    »Ich hätte viel mehr Lust, mit ihm einen fairen Kampf auszutragen.«
    »Du weißt, wie hoch deine Chancen sind, von ihm einen fairen Kampf zu bekommen?«
    »Gering, fürchte ich.«
    »Gleich null.«
    »Wenigstens ginge es dann nur um ihn und mich …«
    »Auge um Auge?«
    Hardy zuckte die Schultern. »Ich bin nicht mehr fixiert darauf, ihn zu töten. Das ist vorbei. Ich habe aus vernünftigen Überlegungen heraus begonnen, an seiner Schuld zu zweifeln.« Er grinste leicht.
    »Du glaubst nicht mehr, daß er hinter dir her war?«
    Hardy nickte. »Doch, das schon.«
    »Also?«
    »Können wir den Bastard aufhängen, weil er mich haßt?« Glitsky schüttelte den Kopf und ging hinein.
    Hardy folgte ihm die Treppe hinauf. Auf dem Absatz blieben sie ein letztes Mal stehen. »Ich habe keinen besonderen Ehrgeiz, Baker zu retten, das weißt du«, sagte Hardy. »Aber hier läuft noch was anderes. So wäre es zu einfach. Es paßt einfach zu gut.«
    »Meinst du, jemand hat ihn dafür bezahlt, bei Jane einzubrechen?«
    »Nein. Das war seine eigene Idee.«
    »Was meinst du dann?«
    »Mich … Ich bin von Anfang an in diese Geschichte verwickelt gewesen. Jetzt ist Baker auf Eis gelegt, alles scheint gelaufen zu sein, aber ich bin noch immer drin. Vor allem dann, wenn ich benutzt wurde, um Baker zu beschuldigen, obwohl er nicht der Täter ist. So was in der Art.«
    Glitsky, die Hand an der Küchentür, fuhr sich mit einem Finger über die Narbe auf seinen Lippen. »Willst du, daß ich dir helfe?«
    »Sieh dich ein wenig um …«
    »Laß mich darüber nachdenken«, erwiderte Abe und drückte die Klinke herunter. »Okay, ich habe darüber nachgedacht: nein.«
    Er öffnete die Tür und sagte ›Hallo‹ zu Flo und Frannie.

 
15
     
    Das Gefühl, sein eigenes Werk auf der Leinwand zu sehen, war anders, wie er es sich vorgestellt hatte. Er sah seine Szenen, hörte seine Worte aus den Mündern der Schauspieler, die versuchten, ihnen Bedeutung zu verleihen. In seiner Fantasie hatte er in einer solchen Situation neben Maxine gesessen, und beide wurden mit Komplimenten überhäuft. Sie füllte die Leinwand mit ihrer Schönheit, ihrer Begabung, er mit seiner Idee, seinen Worten, der künstlerischen Vision, die hinter allem steckte.
    Aber die Wirklichkeit sah anders aus – wie so oft in letzter Zeit. Er hing nachlässig in einem Sessel, von der Zigarette in seiner linken Hand stieg ein Rauchfähnchen auf. Courtenay und Warren saßen auf der Couch. Der Raum war für die Vorführung hergerichtet. Und Maxine? Der einzige Ort, an dem Maxine noch lebte – die Leinwand –, schien nicht mehr wirklich zu sein. Und doch war es die einzige Wirklichkeit, die ihm geblieben war.
    Sein erster Film. Sie sahen die endgültige Version, aber noch ohne Musik. Im Kühlschrank standen Bier und Champagner bereit. Andere Bekannte und Freunde saßen auf den Stühlen oder auf dem Boden und sahen gebannt zu, wie Maxine seine Worte sprach, seine Bitten, die Rolle spielte, die er für sie geschaffen hatte.
    Als es an der Tür klingelte, wandte er sich halb um und sah einen Mann, den er nicht kannte, eintreten und sich auf den Boden setzen. Weir verschwendete keinen Gedanken an ihn. Dieser Film – so unwirklich er erscheinen mochte – war alles, was ihm von Maxine geblieben war. Er wollte sich darauf konzentrieren. Er wollte aufhören zu denken und sie einfach nur ansehen. Gott, sie war so schön. So schön gewesen. Er ahnte, daß er sie noch immer liebte, nein, er wußte, daß er sie noch liebte und nie damit aufhören würde. Sie war seine Freundin und Muse gewesen, hatte ihm geholfen, sich von all den durchschnittlichen Autoren zu unterscheiden, die seelenlose Wörter, Szenen, Ideen ausspuckten.
    Okay,

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